hörfunker.de

Plattform für Radiomacher – Vorschlag für einen Radiokodex

Heute hören 80 Prozent aller Bundesbürger täglich Radio, und das beliebte Massenmedium gehört wie das Buch im Bett oder die Zeitung auf dem Klo schon zur Intimität. Dabei hat die „Wortkunst“ des Radios in den letzten Jahren in allen Sendern gelitten und damit auch die Seriosität des Mediums. Gerade ethische Fragen spielen aber eine immer wichtigere Rolle im journalistischen Alltag: Darf das vorab aufgezeichnete Interview präsentiert werden, als sei es live? Nach welchem Prinzip sollen bei einem Call-in die Hörer-Anrufe ausgewählt werden? Wie ist in einer Live-Situation auf verbale Ausfälle des Gesprächsteilnehmers zu reagieren?

Tipps für die tägliche Radio-Produktion hat jetzt die Bundeszentrale für politische Bildung gemeinsam mit etlichen gestandenen Radiomachern auf www.hoerfunker.de zusammengestellt. Die Website bietet neben Themen- und Rechercheideen, Interviews mit Radiomachern auch kritische Untersuchungen von Sendungen und die ersten Ideen für einen umfassenden Radiokodex an. Für Norbert Linke, Leiter der Nachrichtenredaktion von FFH und einer der Ideengeber von hörfunker.de, ist Radio dabei „mehr als nur Journalismus“. Für ihn muss es deshalb auch für Moderation, Musik, On-Air-Positionierung, On-Air-Design sowie für Aktionen mit Hörerbeteiligung ethische Grundsätze geben: „Eine spezielle Radio-Ethik muss eine Alltags-Radio-Ethik sein. Das heißt, sie darf nicht einzig fokussiert auf spektakuläre Einzel-Ereignisse wie z. B. das Gladbecker Geiseldrama von 1988 sein. Vielmehr muss eine Radio-Ethik das Bewusstsein schärfen für „kleine“, aber zahlreichere Entscheidungen des redaktionellen Tagesgeschäfts.“ Auf der Website bietet Linke seinen Entwurf für Ethik in der Radiopraxis an und stellt ihn zur Debatte.
Daneben will die Seite auch einen Input in die weitere Entwicklung des Mediums geben. Längst bieten sich dank MP3- Playern im iPOD oder multifunktionalen Handys vielfältige Möglichkeiten zur völlig individuellen Zusammenstellung von Musikprogrammen. Die engagierten Macher von hörfunker.de sind davon überzeugt, dass Radio „wieder etwas zu sagen hat“. Dabei findet die Debatte nicht nur online statt, sondern wird auch durch Seminare wie „Neues Wort im Radio“ im Mai in Tutzing ergänzt, bei dem Journalisten wie Linke und Kollegen aus dem Deutschlandfunk, FFH oder RBB neue Entwicklungen hin zu mehr Wortanteil in den Sendern konstatierten. Die Bundeszentrale sieht diese Aktivitäten als „Hilfe zur Selbsthilfe“ an und bezieht die Diskussion in ihre Publikationen ein. Sie zeichnet besondere Leistungen aus, wie den Radiosender „Eins Live“ mit seiner Sendung „Einwahlhilfe elect05“ zur Bundestagswahl 2005.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Recherchen für die Demokratie

Die Uhr tickt – politisch und ökologisch. „Der Ton wird rauer, die Angriffe intensiver“, so NDR-Intendant Joachim Knuth im Begrüßungsgespräch mit Daniel Drepper, dem Vorsitzenden der Journalist*innenvereinigung Netzwerk Recherche (NR), die ihre Jahreskonferenz unter das Motto stellte: „Now is the time. Recherchen für die Demokratie“. Etwa 900 Teilnehmende trafen sich beim NDR Fernsehen in Hamburg zu Austausch und Debatte über die Rolle der Medien in Zeiten des politischen Rechtsrucks und der Klimakrise. 
mehr »

Reformstaatsvertrag: Zweifel am Zeitplan

Der Medienrechtler Dieter Dörr bezweifelt, dass es den Bundesländern gelingt, sich gemäß ihrer Planungen bis Ende Oktober auf einen Reformstaatsvertrag zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu verständigen. Er halte „diesen Zeitplan, um es vorsichtig auszudrücken, für ausgesprochen optimistisch“, sagte Dörr auf M-Anfrage. Nach dem bisherigen Fahrplan sollte der Reformstaatsvertrag dann bei der Ministerpräsidentenkonferenz im Dezember 2024 unterzeichnet werden.
mehr »

Reform oder Abrissbirne im Hörfunk

Die Hängepartie um Finanzierung und Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) geht weiter. Nach wie vor sträuben sich ein halbes Dutzend Ministerpräsidenten, der Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) für eine Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro zu folgen. Bis Oktober wollen die Länder einen Reformstaatsvertrag vorlegen, um künftig über Sparmaßnahmen Beitragsstabilität zu erreichen. Einzelne ARD-Sender streichen bereits jetzt schon ihre Hörfunkprogramme zusammen.
mehr »

Filmschaffende kriegen künftig mehr

In der achten Tarifverhandlungsrunde für die rund 25.000 Filmschaffenden haben sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), die Schauspielgewerkschaft BFFS und die Produktionsallianz auf Eckpunkte einer vorläufigen Tarifeinigung verständigt. Doch nicht alle Verhandlungsthemen konnten geklärt werden. Die Frage nach der Regelung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Film wurde verschoben.
mehr »