Interview mit Dr. Gerhard Falk, Geschäftsführer des Versorgungswerkes der Presse, über die Vorzüge der Lebensversicherung und die Spitzenstellung der Presseversorgung.
M | Was ist das Besondere an der Presseversorgung?
Dr. Gerhard Falk | Die Presseversorgung bietet ihren Versicherten traditionell eine hohe Gewinnbeteiligung. Eine günstige Kostenstruktur führt zu niedrigen Verwaltungskosten und unsere Gesellschafter haben satzungsgemäß auf eine Dividende für ihre GmbH-Anteile verzichtet. Es gilt der Grundsatz: „Einmal Presse – immer Presse“. Dies bedeutet, dass nach einem Berufs- oder Branchenwechsel der bestehende Vertrag fortgeführt werden kann und auch Neuabschlüsse möglich sind. Darüber hinaus können Ehe-/Lebenspartner und Kinder unter 18 Jahren Versicherungsschutz zu gleich guten Bedingungen erhalten, wie die/der bereits Versicherte.
Die Presseversorgung wird von den beiden Journalistengewerkschaften dju und DJV und von den Verlegerverbänden getragen. Das ist ja sicher nicht immer ganz einfach, oder?
Wenn Ihre Frage darauf abzielt, ein Konfliktpotential herauszukitzeln, dann kann ich hierzu keinen positiven Beitrag leisten. In unseren paritätisch besetzten Gremien arbeiten Journalisten und Verleger einvernehmlich daran, gute Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Entwicklung des Presseversorgungswerks zu schaffen und mit konstruktiven Ansätzen das Beste für unsere Medienkunden herauszuholen. Dies ist, wenn Sie die vergangenen 60 Jahre Revue passieren lassen, nach meiner Beobachtung stets trefflich gelungen.
Die Presseversorgung hat einen Kapitalstock von sechs Milliarden Euro und betreibt eine auf Sicherheit fokussierte Anlagestrategie. Wie schafft es das Versorgungswerk trotz Niedrigzinsphase, eine ordentliche Gewinnbeteiligung zu erzielen?
Die Gewinnbeteiligung der Presseversorgung ist – man kann das schon traditionell nennen – an der Spitze des Marktes. Beispielsweise haben wir 2013 mit einer laufenden Verzinsung von 4% den in der Branche gemessenen Wert um 11% übertroffen. Unsere Anlagestrategie zielt darauf ab, bei begrenztem Risiko eine möglichst attraktive Rendite zu erzielen. Beispielsweise schichten wir in der Niedrigzinsphase auslaufende Zinstitel in Substanzwerte um, d. h., wir investieren in Immobilien, Infrastruktur und Erneuerbare Energien. Des Weiteren nutzen wir Opportunitäten, um die Laufzeit unseres Portfolios zu verlängern. Dies natürlich nur, wenn wir Kupons erzielen, die deutlich über dem mittleren Garantiezins unseres Bestandes von 3,2% liegen. Wir haben einen Aktienanteil von 7,5%, der doppelt so hoch ist wie der im Markt gemessene Wert. Im Rahmen unseres Diversifikationsprogramms investieren wir mit Augenmaß in die Wachstumsregionen der Zukunft, die Emerging Markets.
Die Lebensversicherung wird von Kritikern der Versicherungsbranche immer wieder in Frage gestellt. Zu hohe Provisionen, zu geringe Leistung. Was entgegnen Sie?
Nähme man all das, was Kritiker der Lebensversicherung in den verschiedenen Medien äußern, für bare Münze, dann hätte die Lebensversicherung ihre Daseinsberechtigung – und das bei rund 90 Millionen Verträgen – verwirkt. Liest man die verschiedenen Artikel genauer, dann stellt man leider fest, dass die aufmerksamkeitsheischende Überschrift teilweise in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt der Artikel steht. Bislang konnte keiner der Kritiker eine Alternative zur Lebensversicherung aufzeigen, die es meines Erachtens übrigens auch nicht gibt. Über Sparbücher oder andere Festgeldanlagen brauchen wir in diesem Kontext glaube ich nicht zu reden und bei Investments in Aktien muss man bereit sein, hohe Schwankungen auszuhalten – mit zudem ungewissem Ausgang, je nach Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkt. Die Gewinnbeteiligung der Lebensversicherung hingegen ist auf Verstetigung ausgerichtet, d. h., über lange Zeiträume werden neben den vertraglichen Garantien auch erkleckliche Überschüsse erzielt und Sie wissen, was Sie bei Vertragsende erwartet.
Die Zahl der „obligatorischen Versicherungen“, also aufgrund von Tarifverträgen, geht seit Jahren stetig zurück. Was raten Sie Kolleginnen und Kollegen, die zum Beispiel als Freie nicht unter einen Altersversorgungstarifvertrag fallen?
Das größte Risiko für Freie ist der Verlust der Arbeitskraft. Daher ist es angeraten, sich zunächst um die finanzielle Vorsorge für den Fall der Berufsunfähigkeit zu kümmern, danach steht die Vorsorge für das Alter an. Gerade für Freie ist es wichtig, frühzeitig mit einem Lebensversicherungsvertrag zu beginnen. Ich betone bewusst frühzeitig, weil dann die Risikoprämien relativ niedrig sind und vor allem, weil dann der Zinseszinseffekt sich voll entfalten kann. An einem Beispiel möchte ich dies verdeutlichen: Ein 25-Jähriger muss nur etwa die Hälfte des Beitrags aufwenden, den ein 35-Jähriger zahlen muss, um die gleiche Altersvorsorgeleistung zu erreichen.Freien dürfte entgegenkommen, dass unsere neuen Tarife auch sehr flexibel sind. Bei schwankenden Einkommen kann der Beitrag jederzeit angepasst werden. Gestatten Sie mir noch ein bisschen Werbung in eigener Sache: Aufgrund unserer Spitzenstellung im Markt gibt es für Freie für eine Rundumvorsorge keine Alternative zur Presseversorgung.
Sie führen seit 1994 das Presseversorgungswerk. Ende dieses Jahres gehen Sie in den Ruhestand. Was waren die größten Herausforderungen in Ihrer Zeit als Geschäftsführer?
Die erste große Herausforderung war sicherlich die Ausfinanzierung der Versorgungskasse der Deutschen Presse, verbunden mit mannigfachen Modellen für die Gestaltung des neuen Leistungsplans. Daran gekoppelt waren komplexe Fragestellungen für die weitere Verwendung der bislang in die Kasse geflossenen Beiträge der Verleger. Nach vielen hochemotionalen Debatten wurden diese 2,5% schließlich zusätzlich ins Versorgungswerk gezahlt. Die nächste Herausforderung war die Positionierung des Obligatoriums im Rahmen der Neustrukturierung der Tariflandschaft im Jahr 2002. Innerhalb der Geschäftsstelle ging es vor allem darum, mit Augenmaß und ohne personelle Härten die neuen durch die EDV gegebenen technischen Möglichkeiten für die Bestandsbearbeitung der Verträge umzusetzen. Um dies besser zu verstehen, müssen Sie wissen, dass wir 115.000 Verträge mit 51 Mitarbeitern im Jahr 1998 bearbeitet haben, heute im Jahr 2013 bearbeiten wir 158.000 Verträge – also fast 40% mehr – mit 38 Mitarbeitern. Dies alles ist in gutem Einvernehmen mit dem Betriebsrat und, was mir wichtig war, ohne betriebsbedingte Kündigungen gelungen.
Wo wird die Presseversorgung in zehn Jahren stehen?
In zehn Jahren wird die Presseversorgung ihr 75-jähriges Bestehen feiern. Ich bin davon überzeugt, dass es der Presseversorgung gelingen wird, die Veränderungen der Medienlandschaft und insbesondere der Berufsbilder weiterhin erfolgreich abzubilden und in ihr Geschäftsmodell zu integrieren.Dies wird dazu führen, dass die Presseversorgung auch in zehn Jahren ihre herausragende Stellung im Markt mit einer exzellenten Gewinnbeteiligung und bestem Kundenservice weiter ausgebaut haben wird.
Personelle Veränderungen beim Versorgungswerk der Presse
Auf der Gesellschafterversammlung im Juni wurden drei weitere Ämter neu besetzt. Ulrike Maercks-Franzen (ver.di Bundesvorstand), die für ver.di als Stellvertreterin im Verwaltungsrat saß und Rudi Munz (ver.di Baden-Württemberg), der Mitglied des Beirats war, wurden mit herzlichem Dank für ihre langjährige Arbeit verabschiedet. Beide sind im Ruhestand. Nachfolger sind Cornelia Haß, dju-Bundesgeschäftsführerin, und Siegfried Heim, der als Tarifsekretär Verlage, Druck und Papier im ver.di-Bundesvorstand arbeitet.
Auf Günther Jesumann (DJV), der kürzlich seinen Ruhestand angetreten hat, folgt Jörn Genoux, Wirtschaftsredakteur der Kieler Nachrichten, als stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrates.