Die medien+co jugend und ihr Maskottchen das Nilpferd
Was hat ein Nilpferd mit der Gewerkschaft zu tun? Dieser Frage musste sich Adriana Lettrari, eine der MitbegründerInnen des Nilpferd-Netzwerkes, oft stellen. Dabei ist die Antwort ganz einfach!
Als sich im Sommer des Jahres 2000 Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAVen) der Medienbranche aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern trafen, um sich über ihre Ausbildung, Erfahrungen und Probleme auszutauschen, wurde nach einem Tier gesucht, welches der Gewerkschaft und ihren Prinzipien ähnelt. Manchmal schwerfällig und langsam, in seinem Element, dem Wasser, jedoch kraftvoll, angriffslustig und flink, schien das Nilpferd die ideale Metapher für Gewerkschaft zu sein. So war es nur folgerichtig, dass sich auch die Arbeitsweise des Nilpferd-Netzwerkes, welches bei diesem Treffen mit Unterstützung des damaligen DGB- und heutigen ver.di-Jugendsekretärs Ringo Bischoff aus der Taufe gehoben wurde, an den Nilpferdprinzipien orientiert.
Entstanden ist eine Kommunikationsplattform, die es Auszubildenden und JAVen der Medienbranche ermöglicht, sich unkonventionell auszutauschen und zu vernetzen – ganz ohne Satzung und Positionspapier. „Gerade in der Medienbranche war es damals schon schwierig, junge Menschen mit klassischem Organizing für die Gewerkschaftsarbeit zu begeistern“, berichtet Adriana Lettrari. Aus ihrer Tätigkeit als JAV bei der Schweriner Volkszeitung weiß sie um die Schwierigkeit, eine gewerkschaftliche Interessenvertretung in vielen neuen Berufen und Branchen zu etablieren. Denn bedingt durch eine tendenzielle Gewerkschaftsskepsis und die breite Streuung der Azubis auf eine Vielzahl von Unternehmen ist das herkömmliche Industrie-Organizing in dieser Branche nicht mehr möglich. Umso erfreulicher findet es Adriana, die heute Kommunikationswissenschaften in Berlin studiert, dass die unkonventionellen Methoden der gewerkschaftlichen Ansprache zu einer steten Erweiterung des Netzwerks geführt haben.
Stetig wachsendes Netzwerk
Bereits im Jahr der ver.di-Gründung 2001 verfügte das Nilpferd-Netzwerk über arbeitsfähige, Regionen übergreifende Strukturen, so dass sich die Transformationsprobleme nach dem Zusammenschluss der fünf Quellgewerkschaften zu ver.di in Grenzen hielten. Und das Netzwerk wuchs weiter. Zwar ist es bisher noch nicht gelungen, nicht zuletzt aufgrund begrenzter (hauptamtlicher) Ressourcen, in jedem ver.di Landesbezirk eine arbeitsfähige Struktur zu schaffen. Doch mit der im Jahr 2003 beschlossenen Öffnung des Kreises für Interessierte jenseits der ver.di Länderquotierungen konnte die Arbeitsfähigkeit gewährleistet und die Basis erweitert werden. Auch bei der Namensgebung ging man neue Wege. Aus dem Nilpferd-Netzwerk wurde die medien+co.jugend. „Mit dem offiziellen Gremientitel Bundesfachbereichsjugendfachkreis des Fachbereiches 8 wäre es schwierig gewesen, uns für Neugierige interessant zu machen, medien+co.jugend ist da schon eindeutiger“, sagt Katja Voss, die seit 2003 dabei ist und zur neuen Generation innerhalb der medien+co.jugend gehört. Diese besteht heute aus den offiziell gewählten Mitgliedern des Fachkreises und den interessierten Satelliten, die als „gatekeeper“ eine zentrale Funktion für die Aquise neuer Aktiver besitzen – auch das ist ein neues und notwendiges Konzept, um gewerkschaftliche Bindung herzustellen.
Kontakte und Kompetenzen
Neben der Vernetzung der JAVen und junger ArbeitnehmerInnen steht die Organisierung junger JournalistInnen, VolontärInnen und PraktikantInnen an erster Stelle des inhaltlichen Portfolios. Eine strategische Aufgabe, für deren Realisierung der Arbeitskreis „Junge JournalistInnen“ ins Leben gerufen wurde. Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, trifft sich die medien+co.jugend zweimal im Jahr. Mehr lässt das Budget nicht zu. Neben der Entwicklung neuer Ideen steht bei diesen Treffen auch die eigene inhaltliche Weiterbildung auf dem Programm. „Professionalität durch Bildung“, so fasst Adriana, die für die Aus- u. Weiterbildung der Aktiven zuständig ist, den Anspruch der medien+co.jugend zusammen. Zwischen den Treffen wird natürlich über das Netz gearbeitet. Dazu wurde eigens eine Homepage eingerichtet, die als Kommunikationsplattform und Schnittstelle zwischen Betrieben, einzelnen JAVen und dem Netzwerk fungiert. Mittlerweile wird ein Großteil der Arbeit über die Internetplattform koordiniert und abgewickelt – Tendenz steigend. Eine Entwicklung, die Katja positiv sieht: „Ich finde es toll, dass wir trotz geringer finanzieller Ausstattung arbeitsfähig sind und sich das Netzwerk auch dank der Internetplattform sogar erweitert hat.“ Um die Zukunft der medien+co.jugend macht sie sich jedenfalls keine Sorgen: „Unser Netzwerk steht, wir haben Ideen, Kontakte und Kompetenzen. Das ist doch eine gute Basis, um weitere Ziele zu erreichen.“