Leipziger Medienpreis

Ausstellung des amerikanischen „War-Fotografen“ James Nachtwey

Der „Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien“ von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig wird am 28. April zum vierten Mal vergeben. Der mit insgesamt 30 000 Euro dotierte Preis geht zu gleichen Teilen an die Organisation „Journalisten helfen Journalisten“, die spanische Tageszeitung „La Voz de Galicia“ und den amerikanischen Fotografen James Nachtwey für sein journalistisches Lebenswerk.

Der 56jährige Nachtwey gilt als der berühmteste Kriegs-, besser Antikriegsfotograf unserer Zeit. Vielfach wurden seine erschütternden Bilder publiziert, ausgestellt und ausgezeichnet – allein zweimal mit dem World Press Award, dreimal mit dem Infinity Award des International Center of Photography in New York, und als Einziger erhielt er fünfmal den Robert-Capa-Preis.

James Nachtwey hat in den 20 Jahren seiner fotografischen Tätigkeit in Krisengebieten mehr Gewalt, Hass, Krieg und Leid an mehr Stellen der Welt gesehen als wohl alle anderen Fotografen. Und kaum einer ist so oft knapp mit dem Leben davon gekommen wie Nachtwey. Zuletzt Mitte Dezember vergangenen Jahres, als er zusammen mit dem Reporter des US-Magazins „Time“ Michael Weisskopf im Irak unterwegs war und US-Soldaten in einem Transporter begleitete, in den eine Granate geworfen wurde. Beide Journalisten überlebten schwer verletzt. Nachtwey ist inzwischen weitgehend genesen und wird zur Preisverleihung in Leipzig erwartet.

Doch die unmittelbare Nähe zum Geschehen ist es nicht allein, die den Fotografen und die von ihm dokumentierten Kriege, Notstände und ihre Folgen weltweit bekannt machten. Seine meist in Schwarz-weiß fotografierten Aufnahmen zeigen Menschen, meist die Zivilbevölkerung, als Opfer der Konflikte, die über sie hereingebrochen sind. Dabei wird das Grauen zum Einzelschicksal, erhalten die abstrakten Krisen, Nöte und Leiden ein menschliches Gesicht. Und trotz der Unmittelbarkeit gelingt es Nachtwey wie keinem anderem, neben dem dokumentarischen in seinen Aufnahmen einem künstlerischen Anspruch gerecht zu werden, das Gezeigte klar und technisch wie kompositorisch perfekt zu zeigen.

James Nachtwey selbst versteht sich als Antikriegsfotograf, und sagt: „Ich bin Zeuge gewesen, und diese Bilder sind mein Vermächtnis. Die Geschehnisse, die ich festgehalten habe, sollten nicht vergessen werden und dürfen nicht wiederholt werden.“

In Berlin war Anfang des Jahres eine umfassende Werkschau zu sehen, vor allem mit Nachtweys Fotoserien aus den 90er Jahren, entstanden unter anderem in Ruanda, Afghanistan, Bosnien, Nordirland, Rumänien, Palästina, Somalia und in den Ruinen des World Trade Centers. Anlässlich der Ehrung von James Nachtwey soll die Ausstellung voraussichtlich vom 4. bis zum 30. Mai in der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig, Am Ring, gezeigt werden.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie prekär ist der Journalismus?

„Daten statt Anekdoten“, das war das Ziel des Forschungsprojekts „Prekarisierung im Journalismus“ an der LMU München, das nun nach fast fünf Jahren mit einem internationalen Symposium in München endete. Zu den Daten aus Europa hatte auch die dju in ver.di ihren Beitrag geleistet, als sie ihre Mitglieder um Teilnahme an der Online-Befragung bat und in M über die Ergebnisse berichtete.
mehr »

Pokerspiele der Süddeutschen Zeitung

Bei einer Betriebsversammlung des Süddeutschen Verlags am vergangenen Dienstag ruderte Geschäftsführer Dr. Christian Wegner etwas zurück. Er deutete an, dass der Stellenabbau in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung (SZ) nicht ganz so dramatisch ausfallen könnte wie bislang befürchtet. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der Verlag in München für das laufende Jahr mit einem Abbau von 30 Vollzeitstellen plant. Die dju in ver.di kritisiert das Vorhaben scharf.
mehr »

Leipzig: Rechtswidrige Durchsuchung

Ein 19-jähriger Journalist hatte im Juni vergangenen Jahres Fotos einer Antifa-Demonstration im Internet veröffentlicht. Die Staatsanwaltschaft Leipzig durchsuchte daraufhin seine Wohnräume und beschlagnahmte mehrere Datenträger. Seine nachgewiesene journalistische Tätigkeit wurde dabei ignoriert. Das Landgericht Leipzig bezeichnet das Vorgehen nun als rechtswidrig.
mehr »

Fake oder Fiktion: Wer darf was?

Bei Fake News dreht es sich meist um Falschaussagen, Lügen, die als Journalismus getarnt sind oder Angriffe auf die Pressefreiheit. In der Literatur hat Wahrheit und Authentizität einen ganz anderen Stellenwert. Bei der Gesprächsrunde „Fake News oder Fiktion?“ auf der diesjährigen Buchmesse im Leipzig loteten die Teilnehmer*innen die Grenzen zwischen journalistischen und belletristischen Formaten aus.
mehr »