NDR: Proteste gegen AfD-Besuch

Protest vor dem NDR. Foto: Jörg Hilbert

Die Desiderius-Erasmus-Stiftung der AfD möchte im Landesfunkhaus des Norddeutschen Rundfunks (NDR) eine Führung machen. Angekündigt wurde auch eine anschließende Diskussion mit Mitarbeiter*innen des NDR. Die NDR-Leitung sieht darin kein Problem, die Beschäftigten dagegen schon. Sie fordern die Ausladung der rechten Stiftung. Auch die Gewerkschaft ver.di kritisiert den geplanten Besuch und ruft zu Protesten auf. 

Noch im vergangenen Jahr hatte die AfD-Fraktion im Bundestag die Abschaffung der Gebühren zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gefordert. Für den Parteitag der AfD Thüringen wurde einem Team der ARD in dieser Woche die Akkreditierung verweigert. Wiederholt geht die AfD gegen Medienvertreter*innen vor. Mehrere Jugend- und Landesverbände der Partei sind von den Behörden bereits als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft worden, die Bundespartei wird vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall behandelt.

Medienfreiheit verteidigen

Umso ungewöhnlicher, dass der NDR Mitglieder der Partei und ihrer Stiftung nun empfangen möchte. Der Sender stünde zu „seiner Verantwortung“, im „Austausch mit allen Teilen der Gesellschaft“ zu stehen. Daher müsse die Anfrage genauso wie die von allen anderen in der Bürgerschaft vertreten Partei gehandelt werden, begründete die Pressesprecherin Lara Louwien in der taz.

Für Christoph Schmitz, vom ver.di Bundesvorstand ist es unverständlich, „dass sich die Leitung des NDR mit offenkundigen Feinden des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der Pressefreiheit zu einem Stelldichein trifft. Wir werden zusammen mit den Rundfunk-Beschäftigten die Medienfreiheit verteidigen, davon werden sich die Gäste des NDR und dessen Leitungsebene heute ein Bild machen können.“ Eine wehrhafte Demokratie brauche einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk und freie Medien. Die AfD vertrete hingegen vollkommen gegensätzliche Auffassungen und äußere diese auch überdeutlich.

Keine normalen Besucher

Für die Gewerkschaft besteht kein Zweifel: „Klare Kante gegen Rechts ist die geschichtliche Gewerkschaftsaufgabe von ver.di, zu der wir uneingeschränkt stehen. Bei einem Betriebsbesuch von Vertretern der AfD Hamburg und dann auch noch im Geleit von Vertretern deren Desiderius-Erasmus-Stiftung, die vom Zentralrat der Juden als rassistische, antisemitische und völkische Organisation bewertet wird, ist klarer Protest gefordert“, erklärt Schmitz.

Auch der ver.di im NDR betonte, dass Mitglieder einer Partei und einer Stiftung, aus deren Reihen die Demokratie verächtlich gemacht werde, Menschen bedroht, angegriffen und rassistisch beleidigt würden, keine normale Besucher des öffentlich-rechtlichen Rundfunks seien.


Die Demonstration gegen den Besuch fand am 17. November 2023 um 15 Uhr auf dem Gelände des NDR, Hugh-Greene-Weg 1, Hamburg, statt.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »