Neue Zeitung in Hamburg

Hamburg hat mit der Hamburger Initiativenzeitung, kurz HIZ, eine neue Zweimonatszeitung. Das Konzept – Nachrichten von unten, kostenlos und eine hohe Auflage – eigne sich auch für andere Städte, meinen ihre Macher.


Bescheiden sind sie nicht, die neuen Hamburger Blattmacher. Gleich 100.000 Exemplare der 32-seitigen, durchgängig vierfarbigen Startausgabe haben sie drucken lassen. Das sei, meint Herausgeber Ralf Flechner, wahrscheinlich noch nicht einmal genug. Denn das Spektrum der Leserschaft reiche von Gewerkschaften über Bürgervereine bis hin zu Polit-Initiativen und Schülervertretungen. Alleine ver.di habe ja schon mehr als 100.000 Mitglieder in Hamburg, sagt der 57-jährige, der gemeinsam mit einem guten halben Dutzend Mitstreitern vom Dachgeschoss seines Einfamilienhauses am Hamburger Stadtrand aus die neue Hamburger Stadtzeitschrift HIZ gegründet hat.
Entstanden ist die Idee aus der Walddörfer Umweltzeitung, die der Ex-Sozialpädagoge und gelernte Journalist Flechner bereits seit fünfzehn Jahren gemeinsam mit anderen herausbringt. Was im Kleinen in Hamburgs Walddörfern erfolgreich sei und sich finanziell trage, könne auch in der gesamten Stadt funktionieren, meint Flechner. Hamburg brauche angesichts der Springer-Presse, die die Zeitungslandschaft in der Hansestadt mit ihren Tageszeitungen und kostenlosen Wochenblättern dominiere, ein Sprachroher für die Aktiven der Stadt, die in den Springer-Blättern kaum Gehör finden.
Flechner und seine fünf Mitstreiter, die neben viel Engagement auch 55.000 Euro in eine GmbH in Mitarbeiterhand gesteckt haben, wollen ihr Projekt innerhalb von zwei Jahren finanziell so abgesichert haben, dass neben den anfallenden Druck- und Sachkosten auch angemessene Honorare gezahlt werden können. Helfen sollen dabei auch die Leser, indem sie gemeinsam mit der GLS Gemeinschaftsbank Bürgschaften geben für einen Fonds, aus dem Investitionen wie beispielsweise eine häufigere Erscheinungsweise finanziert werden können. Dass sich das alles ein wenig nach längst verblichenen Zeitungen und Konzepten aus vergangenen Jahrzehnten anhört, gibt Flechner gern zu. „Deswegen kann es ja heute trotzdem gut funktionieren“, meint er. Außerdem gehe man ja auch mit der Zeit, mit der ständig aktualisierten Internetseite beispielsweise.
Inhaltlich dreht sich die erste Ausgabe in erster Linie um klassisch alternativ besetzte Themen – vom Protest in der Umweltbehörde über die Volksgesetzgebung bis hin zur Initiative gegen Autobahnlärm. Die HIZ versteht sich als Zeitung von unten, als mediales Angebot an Initiativen, Organisationen und Vereine. Das, glaubt Flechner, würde bestimmt auch in anderen Städten funktionieren. Mehr unter: www.initiativenzeitung.org

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Mit Recht und Technik gegen Fake News

Als „vielleicht größte Gefahr“ in der digitalen Welt sieht die Landesanstalt für Medien NRW (LFM) die Verbreitung von Desinformationen. Insbesondere gilt das für die Demokratische Willensbildung. Daher wird die Aufsichtsbehörde ihren Scherpunkt im kommenden Jahr genau auf dieses Thema richten. Aber wie kann man der Flut an Fake News und Deep Fakes Herr werden?
mehr »

News-Junkie versus Nachrichtenvermeider

Eine Sonderausstellung im Museum für Kommunikation Berlin gibt Einblicke in die Geschichte der Nachrichten und unser Verhältnis dazu. Nie war es leichter, sich über das Weltgeschehen zu informieren als heute. Nie gab es mehr Medien und Formate, über die wir jederzeit und überall Nachrichten abrufen können. Doch wie können wir uns in diesem Dschungel zurechtfinden? Wie können wir gute Nachrichten produzieren?
mehr »

ver.di-Filmpreis für „Im Prinzip Familie“

„Im Prinzip Familie“ von Daniel Abma ist Gewinner des diesjährigen ver.di-Preises für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness auf dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm DOK.  Der Film erhielt zudem den „film.land.sachsen-Preis“ für Filmkultur im ländlichen Raum sowie den Preis „Gedanken-Aufschluss“, von einer Jury aus Strafgefangenen der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen. Damit gingen an „Im Prinzip Familie“ die meisten Auszeichnungen bei DOK Leipzig 2024.
mehr »

rbb-Intendantin blockiert Tarifeinigung

ver.di ruft die Beschäftigten des rbb ab dem 30. Oktober 2024 zu einem dreitägigen Warnstreik auf. Grund ist die Weigerung der Intendantin Ulrike Demmer, den seit dem Frühjahr ausgehandelten Beendigungsschutz-Tarifvertrag für freie Beschäftigte im Programm zu unterzeichnen und in Kraft zu setzen. Dabei hat auch der Verwaltungsrat dem Tarifvertrag schon seit Monaten zugestimmt.
mehr »