Porträt: Ein Füllhorn an Möglichkeiten

Grafik-Designerin Jana Körber

Jana Körber* kennt beide Seiten gut. In der ersten Hälfte ihres Berufslebens hatte die Grafik-Designerin und Illustratorin vor allem Jobs in fester Anstellung. Die vergangenen zehn Jahre war sie dagegen ausschließlich als Freie unterwegs. Der Wechsel kam eher durch äußere Umstände zustande.

Während ihrer festen Anstellungen bei Agenturen, Verlagen und Internetfirmen, darunter Branchengrößen wie Scholz & Friends, die Verlagsgruppe Milchstraße und die Tomorrow Internet AG, wo sie als Art Direktorin unter anderem für die diverse Online-Seiten und Werbepartner zuständig war, habe sie viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, resümiert die 42-jährige Hamburgerin. Doch 2002 hatte die vierte Kündigungswelle der damals inzwischen fusionierten Tomorrow Focus AG schließlich auch Jana Körber erfasst. Eine Abfindung, die sie mit Hilfe von ver.di vor Gericht erstritt, erleichterte ihr die Entscheidung, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.
„Am Anfang hatte ich manchmal schon ein flaues Gefühl, besonders, wenn im Sommerloch eine Zeit lang keiner anrief“, erinnert sich die Grafikerin. Das Gefühl beschleicht sie auch heute noch manchmal. „Doch dann kommen plötzlich die Aufträge quasi gebündelt und die sollen dann möglichst alle bis morgen erledigt sein“, schildert sie eine typische Situation. In der Regel kann Jana Körber ihre Arbeitszeit als Freie aber gut selbst einteilen. Ein Vorteil, den sie nach den Erfahrungen in großen Agenturen besonders zu schätzen weiß. „Bei einigen Agenturen habe ich erlebt, wie Mitarbeiter verheizt werden“, sagt sie nachdenklich. Auch sei das Arbeitsklima dort oft von Mobbing und Konkurrenzdenken geprägt. „Mit meinen Kunden dagegen verhandele ich auf Augenhöhe und bekomme dabei viele positive Rückmeldungen, so die Freiberuflerin selbstbewusst. Der Erfolg hat seinen Preis. Meist sitzt Jana Körber morgens ab halb zehn am Schreibtisch in ihrem Home Office, wo sie, unterbrochen von Telefonaten und kurzen Pausen, manchmal noch um 20 Uhr abends hockt. Dort entstehen dann unter anderem Illustrationen für Kinderstoffe oder Bücher, Verpackungs- und Produkt-Designs und Layouts für Magazine. Eine Familie mit Kindern ließe sich dabei mit ihrer Arbeit nicht so einfach vereinbaren, räumt sie ein.
Um nicht im Chaos zu landen, achtet die Designerin sehr darauf, ihre Arbeitstage und -wochen gut zu strukturieren, Aufträge und Termine im Blick zu behalten.
Gegen das Gefühl, in ihrem Home Office zu vereinsamen, hilft ihr ein ausgeprägter Sinn fürs Netzwerken. So besucht sie Unternehmerfrühstücke, Freiberuflertreffs oder tauscht sich mit anderen Designern aus. Auch wenn die Honorarverhandlungen mit den Kunden manchmal nervig sind, hat es Jana Körber bisher immer geschafft, auf ihre Kosten zu kommen. Was sie immer wieder motiviert, ist der Spaß an der Arbeit: „Ich habe schon als Kind gerne gezeichnet. Für mich bietet die freiberufliche Arbeit ein Füllhorn an Möglichkeiten.“

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