Rollenwechsel

LiMA: Lernende und Lehrende profitieren vom vielfältigen Angebot

Mitte März fand zum zehnten Mal die Linke Medienakademie, LiMA, statt – Motto: „Fair Ändern“. Eine Woche lang bot sie an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin-Karlshorst ein breit gefächertes Bildungsangebot.

Debatte zur „Zeitungskrise“ Foto: Angelika Osthues
Debatte zur „Zeitungskrise“
Foto: Angelika Osthues

Niko Schreiter kam eigens aus Wien. „Von der LiMA hatte ich schon gehört. Nachdem ich anfing, mich für Journalismus zu interessieren, war klar: Da muss ich hin“, sagte der junge Student. Das wunderte Christoph Nitz nicht, denn es gäbe praktisch nichts Vergleichbares. Der Journalist ist Initiator und Geschäftsführer der LiMA. „Wir bringen hier hauptberufliche und ehrenamtliche Medienmenschen zusammen“, sagte er gegenüber M. Aus 180 Workshops und Seminaren konnten sie ihr Programm zusammenstellen. „Dabei sprechen wir Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungsniveaus an und bieten diesen ein jeweils auf sie zugeschnittenes Angebot. Diese Mischung ist einmalig“.
So strömten junge Medienmacher und erfahrene Journalisten täglich in die Seminare, von denen viele vorab ausgebucht waren. Das galt besonders für die Highlights: „Dieses Jahr waren es Photoshop- und Rhetorikkurse“, sagte Nitz. Daneben reichte das Angebot von klassischen Einsteigerthemen, wie journalistische Textformen, über audio-visuelles Handwerk, bis hin zu Social Media Monitoring. Gerade im letztgenannten Seminar zeigte sich, dass sich immer wieder sehr unterschiedliche Medienberufe begegnen. Junge Social Media Manager saßen neben erfahrenen Journalisten. Über das Seminarthema hinaus bereicherten die sektorspezifischen Erfahrungen beider Gruppen den Austausch. Neben Einsteigern profitieren besonders freie Journalisten von dem fundierten und kostengünstigen Seminarangebot, da sie ihre Weiterbildung zumeist selbst organisieren und finanzieren müssen. Während junge Menschen zumeist grundlegendes Handwerkszeug erlernen wollten, würden profilierte Ältere sich in neue Gebiete einarbeiten, oder als Dozent Wissen weitergeben, schilderte Nitz die unterschiedlichen Beweggründe der Teilnehmenden. „Dieses Zusammenwirken der verschiedenen Zielgruppen entspricht unserem partizipativen Ansatz“, beschrieb er ein Anliegen der LiMA. Dazu käme häufig ein Rollenwechsel, „denn viele der Lehrenden nehmen an anderen Seminaren als Lernende teil“, betonte Renate Angstmann-Koch, die im LiMA-Vorstand sitzt.

Zu den Dozenten gehörten renommierte Journalisten, wie Petra Bornhöft und Andreas Lorenz, beide lange für den Spiegel tätig. Sie äußerten sich überrascht von der Größe und der Vielfalt der LiMA. Bornhöft stellte nach ihrem Seminar zum Thema Interview fest: „Häufig gibt es völlig falsche Vorstellungen über Journalismus“. Sie vermittelte den Teilnehmenden, „dass es für ein gutes Interview nicht ausreicht, jemandem persönlich oder am Telefon einfach unvorbereitet Fragen zu stellen“. Der langjährige Fernostkorrespondent Andreas Lorenz widmete seine Seminare dem journalistischen Sprachstil. „Heute holen sich viele Menschen ihre Informationen bei Twitter oder Facebook. Dabei geht ein bisschen der Sprachstil verloren. Wenn man jedoch sprachliches Handwerk gelernt hat, steigen die Chancen für einen vernünftigen Job“, sagte Lorenz.

LiMA 2013
LiMA 2013

Was ist nun das Linke an der LiMA? Christoph Nitz versteht darunter ein „Gesellschaftslinks“ im Sinne Willy Brandts. Für Jürgen Reents kennzeichnet es „linke Publizistik, die gegen den Strom schwimmen muss“. Der ehemalige Chefredakteur der Tageszeitung Neues Deutschland ergänzt: „Linke Zeitungen werden sonst nicht oft zu Diskussionen eingeladen“. Für Niko aus Wien „könnte das Linke durchaus noch ausgeprägter sein“. Aber „im Verhältnis zu den Vorjahren sind die übergeordneten politischen Diskussionen leider zurückgegangen“, sagte Reents. „Dabei haben wir im politischen Rahmenprogramm spannende Medienthemen angeboten“, so Angstmann-Koch.

Kein Ende des kritischen Journalismus. Dazu zählte eine spannende Diskussion zur „Zeitungskrise – Welche Chancen bleiben für kritischen Journalismus?“, die von ver.di mit organisiert wurde. Den Begriff Krise hält der dju-Vorsitzende Ulrich Janßen für „völlig unangemessen“. Wenn Verlage derzeit Renditen von 8 bis 10 Prozent einfahren, lässt das nicht auf eine allgemeine Krise schließen, ebenso wenig wie die Schließungen der Frankfurter Rundschau und der Financial Times Deutschland. Dennoch, der Markt verändert sich. „Zwei Drittel aller dju-Mitglieder sind inzwischen Freie“, sagte Janßen. Das Ende einiger Zeitungsredaktionen sei allerdings nicht das Ende des kritischen Journalismus. Den gebe es schließlich auch in anderen Medien, betont Wolfgang Storz, einst auch Chefredakteur der FR. Aber wer heute im klassischen Sinne nur guter Journalist sein wolle, laufe mitunter Gefahr depressiv zu werden, ergänzt er. Ohne zusätzliche Einnahmequellen sei das oftmals schwierig.
Für Unmut unter den Dozenten sorgten die erheblichen Honorarkürzungen gegenüber dem Vorjahr. Das sei weder mit linken Standpunkten noch mit dem LiMA-Motto „Fair Ändern“ vereinbar, hieß es. Nitz dazu: „Wir mussten dieses Jahr erhebliche Mittelkürzungen verkraften.“ Die Kritik der Teilnehmer galt dem Veranstaltungsort: „Das Foyer ist eher ein Rauswurf- als ein Einladungs-Foyer“, sagte Niko Schreiter. „Außerdem liegt Karlshorst nicht gerade zentral.“

 

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