Schnell, aktuell und fundiert – eine neue Art des Journalismus

Neue Geschätftsfelder für Journalisten – auch in der Provinz

Serie Journalismus online

Print- und Hörfunk-Erfahrung haben die Journalisten des Gummersbacher Journalistenbüros profil schon gesammelt – jetzt kommt die neue Dimension hinzu: Journalismus im Internet. Das Journalisten-Team betreut einen journalistischen Fach-Dienst für die Informationstechnologie-Branche: IT MARKETING online ist die Ergänzung zur‘ Fachzeitschrift – und doch ein ganz eigenständiges Medium.

Ein rasanter Wandel: Vor zwei Jahren noch gab es im Gummersbacher Journalistenbüro profil kein Modem. Heute surfen wir täglich ins Internet. Und das nicht zur Recherche: Für die Fachzeitschrift IT MARKETING betreut profil auch das redaktionelle Online-Angebot – unter http://www.it-marketing.de im Internet abrufbar. Ohne Online geht bei profil immer weniger.

Kurz, prägnant und topaktuell – sollen die täglichen News sein, mit denen die Fachzeitschrift IT MARKETING Leser ins Netz lockt. Das Online-Angebot ist dabei eine Ergänzung zur gedruckten Zeitschrift – kein Ersatz.

Online-Ergänzung zum Print-Medium

Seit 1996 erscheint die Fachzeitschrift für die Entscheider in der Informationstechnik (IT)-Branche. Mit einer Auflage von rund 15000 Exemplaren landet das Print-Medium auf dem Schreibtisch von Geschäftsführern und Marketing-Managern. Seit 1997 – dem zweiten Jahr ihres Erscheinens – hat IT MARKETING den Erscheinungs-Rhythmus umgestellt. Jetzt wird das Heft zehn Mal im Jahr (zwei Doppelnummern) verschickt.

Das erste Erscheinungsjahr fiel gleich in den Internet-Boom. Zahlreiche Medien zog es ins Netz. Gerade für eine Fachzeitschrift wie IT MARKETING ist das Online-Medium besonders attraktiv. Und zwar aus zwei Gründen:

  • die Manager der IT-Branche erwarten ein zukunftsorientiertes Blatt, sind eher als „Normal-Bürger“ an das Medium Online gewöhnt und verfügen auch über die entsprechende Infrastruktur (Moden, Internet-Zugang);
  • bei einem Erscheinungs-Rhythmus von sechs oder – ab 1997 – zehn Ausgaben ist es sinnvoll, die Leser-Blatt-Bindung durch ein aktuelleres Angebot zu stärken.

„Virtuelle Redaktion“

Schon immer Online-orientiert war die Organisation der Fachzeitschrift. Der – neugegründete – Verlag sparte sich aus Kostengründen die Einstellung von mehreren Redakteuren. Stattdessen wurde gleich eine virtuelle Redaktion organisiert: Der Verlag sitzt in Bergisch-Gladbach bei Köln, der Chefredakteur Dr. Heinz Streicher hat sein Büro in Hamburg, redaktionelle Mitarbeiter sind über ganz Deutschland verstreut und als Redaktions-Anschrift fungiert das Journalistenbüro profil in Gummersbach. Texte werden per elektronischer Post ausgetauscht – und ebenso werden die notwendigen Redigier-Arbeiten per E-Mail abgestimmt.

Organisatorische Vorarbeiten mußten von allen Beteiligten geleistet werden: Grundbedingung war ein erstes Modem, das bei profil installiert wurde und über einen Provider den E-Mail-Versand ermöglichte. Um die Reibungsverluste zu verringern, einigten sich alle Beteiligten auf einen Provider. Die Kosten für die Infrastruktur hielten sich mit rund 350 Mark für ein Modem und an die 7000 Mark für einen leistungsfähigen Computer mit einem augenfreundlichen 17-Zoll-Monitor noch im überschaubaren Rahmen. Kein Pappenstiel zwar – aber dem Auftrag angemessen. Ansonsten konnte die Zeitschriften-Arbeit gut in den Journalistenbüro-Alltag eingegliedert werden, da eine tägliche Anwesenheitspflicht nicht notwendig war bei einem zweimonatlichen Erscheinungsrhythmus.

Arbeitsorganisation

Das sollte sich mit der Einrichtung des Online-Dienstes allerdings ändern. Das läßt sich nicht mehr so einfach integrieren. Denn ein Online-Dienst macht nur dann Sinn, wenn er dem Charakter des Mediums „Internet“ entspricht. Und im Unterschied zum Print-Medium ist ein Internet-Angebot bei Bedarf so schnell wie der Hörfunk und so vertiefend wie ein Print-Medium. Eine mehrtägige Pause kann sich ein Internet-Angebot, will es ernst genommen werden, nicht leisten. Darum mußte zuerst innerhalb des Journalistenbüros geklärt werden: Läßt sich eine solche Pflege des Internet-Dienstes wirklich leisten? Um dieses zu gewährleisten, ließen vier der sieben Freien JournalistInnen einen Teil Ihrer Freiheit sausen. Eingerichtet wurde ein C.v.D.-Dienst: Jeder muß eine Woche im Monat Online-Dienst schieben – täglich von neun bis 16 Uhr.

Infrastruktur

Jetzt galt es, die entsprechende Infrastruktur zu organisieren. Beim sowieso schon lange geplanten Büroumzug wurde gleich ein kleineres Büro in den ,,Online“-Raum umgewandelt – ein eigenständiger Arbeitsplatz zur Pflege des Online-Dienstes. Angeschafft wurde auch ein eigenständiger Online-Computer mit ISDN-Karte. Dabei genügte allerdings ein schlichter 486-PC, da außer dem klassischen Textverarbeitungs-Programm nur die wenig Speicherplatz raubenden Programme der Online-Provider bedient werden müssen. Allerdings wurden die PCs gleich mit einem Netzwerk verbunden, um zum Beispiel die Texte gleich vom Arbeitsplatz auf dem Online-Computer abzuspeichern. Da aber gleichzeitig mit einer höheren Belegungsquote der Telefon-Kanäle zu rechnen war, investierte profil gleich in eine neue Telefon-Anlage mit vier ISDN-Basiskanälen. Die wurde – um die Anfangs-Investitionen zu reduzieren – von der Telekom gemietet. So addiert sich zur Investition von rund 5000 Mark für Netzwerk und Online-Computer noch der monatliche Mietpreis von rund 120 Mark. Einkalkuliert werden müssen natürlich auch die nicht unerheblichen Telefongebühren, da man zwischen 5 und 60 Minuten täglich im Internet arbeitet.

Neu im redaktionellen Umfeld der Online-Provider, die Dortmunder VIVAI GmbH. VIVAI hat speziell für IT MARKETING eine redaktionelle Software entwickelt. Und die funktioniert so: profil wählt sich per Internet und Telefonleitung in den VIVAI-Computer – Experten nennen den dann Server – ein und bedienen ein Programm, daß die Leser von IT MARKETING online nie zu Gesicht bekommen. Mit dieser Software können ohne Programmier-Kenntnisse Meldungen auf die Homepage eingegeben oder von der Homepage gelöscht werden. Die neuen Meldungen werden dann automatisch unter der Rubrik „Top-News“‚ nach dem jeweiligen Datum sortiert. Fazit: Jeden Tag erhält der Leser die wichtigste Meldung des Tages. Geschieht mal nichts dramatisch Wichtiges, fällt die Meldung flach, gibt es mehr zu berichten, können auch einmal mehr Meldungen eingegeben werden. Das alles ist nicht an die Vorgaben eines Layouts gebunden.

Journalistische Qualität

Die zentralen Kriterien für eine Internet-taugliche Meldung:

  • kurz und wenig Text;
  • aktuell
  • nutzwertorientiert – unter Umständen mit speziellen Dokumentationen.

Insgesamt handelt es sich um eine Kombination aus den redaktionellen Ansprüchen von Print und Hörfunk: So schnell wie der Funk und ohne regelrechte Redaktionsschluß-Termine – aber nach der Kurzmeldung so fundiert wie ein Printmedium die Hintergrundberichte. Dabei gibt es einen speziellen Service für die Abonnenten der Print-Ausgabe der Zeitschrift IT MARKETING. Nur sie können über einen speziellen Zugangs-Code Hintergrund-Informationen abrufen. Da werden dann Checklisten, Anschriften, Redetexte, Dokumentationen und Hintergrund-Informationen notiert oder gar zum Herunterladen bereitgestellt. Und bei Bedarf – auch das mußten wir erst lernen – verbinden wir gleich unsere Internet-Informationen mit einem Link (Verbindung) zu anderen Homepages – so finden die Leser auf Knopfdruck schnelle Informationen gleich an der Informations-Quelle. Das freut die Nutzer – macht aber auf journalistischer Seite sorgfältiges Arbeiten notwendig: Entspricht die Quelle wirklich den selbst gestellten Qualitäts-Ansprüchen.

… und Service

Allerdings funktioniert der redaktionelle Teil des Online-Dienstes nur, weil den Lesern vom Verlag weiterer Service geboten wird. So können sich die IT-Manager zum Beispiel auf dem „Marktplatz“ über wichtige Anbieter in den verschiedensten Dienstleistungen von der Markterforschung bis hin zu Werbe-Agenturen informieren. Der Online-Dienst funktioniert so als Ergänzung zum Print-Medium. Er soll den Lesern, die sich jetzt zu „Usern“ gewandelt haben, bei der Lösung ihrer täglichen Probleme helfen.

Für das Journalistenbüro profil hat sich damit ein interessantes neues Geschäftsfeld eröffnet. Denn durch die Einrichtung des CvD-Dienstes, der allein die notwendige Aktualität ermöglicht, kann jetzt der Online-Dienst auch anderen Kunden offeriert werden. Der Haken allerdings: Nur wenige Kunden wissen um die Bedeutung der Aktualität oder sie wollen sich diesem Aktualitäts-Druck nicht aussetzen. Und damit werden solche Internet-Angebote für die Nutzer wenig interessant. Das vergrault eher – denn die Onliner sind immer unterwegs auf der Suche nach Neuem.

Vielfach aber fehlt auch einfach den Providern nur ein technisch und organisatorisch kompetentes Redaktionsbüro, das den Internet-Ansprüchen gerecht werden kann. Denn sinnvoll sind solche News-Services in vielen Internet-Bereichen. So wird profil demnächst mit dem Provider „Oberbergische Informationssysteme GmbH“ für Gummersbach ein Pilotprojekt in Nordrhein-Westfalen starten: Tagesaktuelle Informationen aus der bergischen Kreisstadt, die sich die Menschen auf den Dörfern rundum unter http://www. gummersbach-online.de auf den Bildschirm holen können. Und so lernen die Menschen gleich auch die Service-Angebote der Stadt Gummersbach im Rahmen des Stadtinformationssystems kennen. Mit dem Pilotprojekt soll gezeigt werden, daß gerade in den ländlichen Regionen ein Online-Dienst auf regionaler Basis wichtig und sinnvoll ist – und der Nachrichten-Service ist ein wichtiger Teil davon. So entstehen dann auch neue Tätigkeitsfelder für Journalistenbüros – Einzelkämpfer werden es schwer haben, da sie die entsprechende Aktualität nicht garantieren können.

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