Traditionssendung des WDR in Gefahr: Freie Mitarbeiter fürchten Kürzungen

Für die Traditionssendung „Hier und Heute“ beim WDR schaut es nicht rosig aus: Rund 50 freie Mitarbeiter der vielfach preisgekrönten Sendung sind von der Redaktion informiert worden, dass die Sendung in ihrer jetzigen Form 2016 eingestellt werden solle.

Im Sommer 2014 verkündete der neue Intendant und frühere „Tagesthemen“-Anchorman Tom Buhrow, dass der WDR ab 2016 jährlich rund 100 Millionen Euro sparen und bis 2020 etwa 500 Stellen streichen müsse (M 5/2014). Derzeit gibt es immer wieder Berichte, welche Sendungen im Fernsehen und im Radio der Rotstift treffen wird. Darunter ist offenbar „Hier und Heute“.

Dabei ist „Hier und Heute“ eine „Sendung, an der die Herzen hängen“, nicht nur die der dort arbeitenden Journalistinnen und Journalisten, sondern vor allem die der Zuschauer, sagt ver.di-Freiensprecherin Anja Arp. Von Montag bis Freitag gibt es ab 18.05 Uhr eine viertelstündige Reportage, am Samstag ab 18.20 Uhr sogar eine halbe Stunde. Nicht über Landespolitiker oder Wirtschaftsmanager, sondern über die Menschen in Nordrhein-Westfalen. Das kann auch mal ein Vierteiler sein, wie er gerade über die „Ghana-Girls“, junge Mädchen mit Migrationshintergrund, gesendet wurde.

„Die Erkennungsmelodie der Sendung, das ist Heimat, sagen die Leute oft“, berichtet Arp.
Auf der Homepage der Sendung heißt es dazu: „Bereits die allererste Ausgabe von ‚Hier und Heute‘ am 1. Dezember 1957 eröffnete mit einer Melodie, die in der Folge für fast zwei Menschengenerationen ‚die‘ Erkennungsmelodie der Traditionssendung wurde. Fast jeder hat sie im Ohr und verbindet sie unmittelbar mit ‚Hier und Heute‘“. Es ist das Leitmotiv der Rheinischen Sinfonie von Robert Schumann, 1850 in Düsseldorf komponiert.
Unklar ist bisher, ob die Reportagen von „Hier und Heute“ ganz verschwinden oder mit wohl weniger Sendezeit auf den späten Abend verschoben werden.

Die Pressestelle des WDR antwortete auf Nachfragen von „M – Menschen Machen Medien“: „Tatsache ist, dass es Überlegungen gibt, ‚Hier und Heute‘ auf einen anderen Sendeplatz im Abendprogramm zu verlegen.“ Das sei Teil eines Gesamtreformprozesses und liege als Konzept dem Rundfunkrat vor, der sich in einer seiner nächsten Sitzungen damit beschäftigen werde. Intern würden viele Gespräche zwischen den Programmverantwortlichen und den freien Mitarbeitern geführt, „wie einzelne Mitarbeiter im Zuge der Crossmedialität ihren Tätigkeitsbereich ausbauen können“. Beim Rundfunkrat ging gleichfalls eine Petition mit 940 Unterschriften für die Sendung ein.

http://www1.wdr.de/fernsehen/regional/hierundheute/index.html

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Filmtipp:  Nürnberg ’45 

Hauptfigur des bewegenden Dokudramas über die Nürnberger Prozesse ist der junge jüdische Auschwitz-Überlebende Ernst Michel, der nun als Journalist über die Verhandlungen berichtet. Den dokumentarischen Teil prägen Michel selbst (gesprochen von Heino Ferch), seine Tochter (Annette Frier) und der Sohn (Herbert Knaup) einer polnischen Überlebenden. In den Spielszenen wirken außerdem Francis Fulton Smith als Hermann Göring und Wotan Wilke Möhring als dessen Anwalt mit.
mehr »

dju fordert Schutz für Medienschaffende

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di fordert nach dem erschreckend milden Urteil im Verfahren zum Angriff auf Journalist*innen in Dresden-Laubegast staatlich garantierten Schutz für Medienschaffende. Über zehn Männer hatten im Februar 2022 in Dresden-Laubegast am Rande einer Demonstration im verschwörungsideologischen Milieu sechs Journalist*innen und ihren Begleitschutz angegriffen.
mehr »

Unsicherheit in der Medienlandschaft

Künstliche Intelligenz (KI) und ihre Auswirkungen auf die Medienbranche wurden auch bei des diesjährigen Münchner Medientagen intensiv diskutiert. Besonders groß sind die Herausforderungen für Online-Redaktionen. Im Zentrum der Veranstaltung  mit 5000 Besucher*innen, mehr als 350 Referent*innen aus Medienwirtschaft und -politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft, stand allerdings die Frage, wie Tech-Konzerne reguliert werden sollten.
mehr »

Für faire Arbeit bei Filmfestivals

„Wir müssen uns noch besser vernetzen und voneinander lernen!“, war die einhellige Meinung bei der Veranstaltung der ver.di-AG Festivalarbeit im Rahmen des  Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm. Die AG hatte zu einer Diskussionsrunde mit dem Titel Labour Conditions for Festival Workers: Roundtable & Fair Festival Award Launch eingeladen. Zu Gast waren internationale Teilnehmer*innen. Die Veranstaltung war auch der Startschuss zur ersten Umfragerunde des 4. Fair Festival Awards.
mehr »