Trendmonitor: Mission Glaubwürdigkeit

Die Ergebnisse des neuen Medien-Trendmonitors 2017 „Brennpunkt Journalismus“ von news aktuell und Faktenkontor wurden veröffentlicht. An der Online-Befragung haben sich mehr als 1.700 Journalist_innen beteiligt. Wenig überraschend: Das Thema Glaubwürdigkeit stellt für die Meisten der Befragten aktuell die größte Herausforderung dar. Interessant: Nur sehr wenige Journalist_innen sehen im Roboterjournalismus eine Gefahr für ihr Berufsbild.

Glaubwürdigkeit, Unabhängigkeit und Fake News. Das sind für mehr als 1.700 befragte Journalistinnen und Journalisten die größten Herausforderungen ihrer Zunft. An vierter Stelle folgt die Pressefreiheit, so die Zahlen des Medien-Trendmonitors 2017, einer Online-Umfrage der dpa-Tochter news aktuell und von Faktenkontor. Zwar wurde Glaubwürdigkeit dabei auch von den jüngeren Journalist_innen als wichtigste Herausforderung genannt, insgesamt zeigen die Ergebnisse aber ein Alters­gefälle auf. So sorgen sich die Jüngeren im Vergleich zu ihren älteren Kolleginnen und Kollegen tendenziell weniger um medienethische Fragen wie Glaubwürdigkeit und Pressefreiheit oder die Medienferne von Jugendlichen. Im Problemfokus der Journalistinnen und Journalisten unter 35 Jahren stehen hingegen viel mehr als für die älteren ab 50 Jahren Fragen, die im weiteren Sinne in Zusammenhang mit der Digitalisierung stehen. Dazu gehören etwa der Umgang mit Fake News oder die Suche nach erfolgreichen digitalen Geschäftsmodellen. Am meisten Aussicht auf Erfolg unter den digitalen Finanzierungsmodellen hat nach Ansicht von gut der Hälfte der Befragten übrigens das Freemium-Angebot, also eine Mischung aus kostenfreiem und kostenpflichtigem Content.

Der Roboterjournalismus, immer mal wieder als das Schreckgespenst der Medienschaffenden beschworen, macht nur einem sehr geringen Prozentsatz der Umfrageteilnehmer_innen wirklich Angst. Auch die Nachwuchsförderung betrachten nur Wenige als künftige Aufgabe, wobei es in dieser Frage keinen nennenswerten zahlenmäßigen Unterschied zwischen jüngeren und älteren Kolleginnen und Kollegen gibt. Gefragt nach der Relevanz von Social Media für ihre Arbeit, sind diejenigen, die angeben, dass soziale Netzwerke eine hohe Relevanz für sie hätten, fast ebenso viele wie die, für die digitale Plattformen nur eine geringe Rolle im journalistischen Alltag spielen. Wobei der Anteil der Jüngeren in der ersten Gruppe erwartungsgemäß deutlich größer ist.

Die meisten der befragten Journalist_innen nutzen Social Media für die Recherche. Dicht gefolgt von der Veröffentlichung bzw. Verbreitung von Beiträgen und der Beobachtung anderer Medien, Ereignisse und Personen. Allerdings werden Social Media laut der Umfrageergebnisse zwar primär als Recherchetool genutzt, in der Liste der ersten Anlaufstellen für eine Recherche rangieren sie jedoch nur unter den hinteren Plätzen. Als erstes werden hier Google und andere Suchmaschinen, persönliche Kontakte außer Pressesprechern und die Homepage des Unternehmens beziehungsweise der Organisation genannt.

Kleines Manko für die Repräsentativität der Umfrage: Es haben sich deutlich weniger jüngere Journalistinnen und Journalisten beteiligt als ältere. Der Anteil der unter 35jährigen liegt insgesamt nur bei 10%, der der über 35jährigen demnach bei knapp 90%, der der über 45jährigen allein noch bei 70%.

Der komplette Bericht des Trendmonitors

 

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