Filmförderung: Reformen gefordert

Kurzfilmproduktion bei Nacht Foto: Archivbild/Shutterstock/Faboi

Die deutschen Filmförderstrukturen gelten als veraltet. Als Medien-Staatsministerin Claudia Roth eine Neuordnung des Förderungswesens ankündigte, war die Erleichterung groß. Im Januar soll nun ein Referentenentwurf folgen. Acht Verbände der Kinofilmbranche legten bereits jetzt einen gemeinsamen Vorschlag für eine Reform der Filmförderung vor. Das Positionspapier wurde im Dezember bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) vorgestellt.

Das Filmfördergesetz (FFG) legt mit seinen Richtlinien die Aufgaben der Bundesförderungen für Filme fest. Dazu gehören die Gelder der Filmförderanstalt (FFA), die Förderungen der BKM, des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) und des German Motion Picture Fund (GMPF). Bei jeder Novelle des Gesetzes verlangten Interessenverbände seine Reform. Nun machen acht von ihnen einen gemeinsamen Vorschlag für ein „einfaches und transparentes Fördersystem, das alle Bereiche von der Produktion über den Verleih bis zu den Kinos in den Blick“ nehmen soll.

Quelle: Statista

AG Verleih – Verband unabhängiger Filmverleiher, Allianz deutscher Produzenten – Film und Fernsehen, Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm AG DOK, Arbeitsgemeinschaft Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater, Deutsche Filmakademie, HDF KINO, Produzent:innenverband und der Verband Deutscher Filmexporteure VDF streben eine grundlegende Reform an.

Das deutsche Kino und der deutsche Kinofilm müsse neben der Plattformökonomie der Streamer und neben den Fernsehanstalten, die sich derzeit immer schneller auch zu Internet-Plattformen wandelten, nicht nur einfach erhalten werden. Die Verbände schlagen daher unter anderem drei Förderinstrumente auf Bundesebene für das Kino, den Verleih und die Produktion vor.

Für die Förderung durch die Filmförderanstalt (FFA)

Die bisher in automatische Referenz- und selektive Projektmittelförderung aufgeteilten Förderungen werden für jeden Bereich zu einer je eigenen automatischen (für das Kino), bzw. zu einer Referenzförderung (für Produktion und Verleih) zusammengelegt.

Für die Förderung durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien

Die bisherigen selektiven Fördermaßnahmen der BKM für Produktion, Verleih und Kino werden gemäß den jeweils vorgelegten Konzepten der einzelnen Verbände reformiert und in Zukunft bei der FFA verankert.

Für die Automatischen Anreizförderung

Die von der Produktionswirtschaft vorgeschlagene 30 Prozent Anreizförderung der Produktionsausgaben für Kinofilme in Deutschland wird um die Möglichkeit der Förderung von 30 Prozent der Ausgaben für die nationale und internationale Herausbringung von Kinofilmen und von 50 Prozent der Investitionen für die Kinostruktur in Deutschland erweitert. Dieser Automatismus soll ebenfalls HighEnd-Serien und -Filme der Streamer und TV-Anstalten umfassen, wenn diese zu einer Investitionsverpflichtung herangezogen werden und damit ihrerseits zu einer Stärkung u.a. des Kinofilms beitragen

Förderstruktur aus einem Guss

Mit der „erstmaligen Etablierung einer gemeinsamen Förderstruktur auf Bundesebene mit einer automatischen FFA-Förderung für Kinofilmproduktion, -verleih und Kinos, einer selektiven, bei der FFA verankerten, BKM-Förderung für Kinofilmproduktion, -verleih und Kinos, sowie eine selektive Talentfilmförderung (mit den Ländern beim Kuratorium junger deutscher Film ), einer neuen automatischen, ungedeckelten Anreizförderung für Kinofilmproduktion und -verleih, -vertrieb, die Kinos, sowie die Produktion von HighEnd – Streamer- und TV – Projekten,“ soll auf Bundesebene eine Förderstruktur aus einem Guss entstehen. Zusammen mit der Investitionsverpflichtung und dem gesetzlich geregeltem Rechterückhaltung erhoffen sich die Verbände eine entschiedene Steigerung der Wirtschaftskraft für die gesamten Branche.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie ethisch kann KI berichten?

Ein ethischer Kompass ist angesichts zunehmender Desinformation immer wichtiger – für Journalist*innen, aber auch Mediennutzende. Positivbeispiele einer wertebewussten Berichterstattung wurden jüngst zum 20. Mal mit dem Medienethik Award, kurz META, ausgezeichnet. Eine Jury aus Studierenden der Stuttgarter Hochschule der Medien HdM vergab den Preis diesmal für zwei Beiträge zum Thema „Roboter“: Ein Radiostück zu Maschinen und Empathie und einen Fernsehfilm zu KI im Krieg.
mehr »

VR-Formate im Dokumentarfilm

Mit klassischen Dokumentationen ein junges Publikum zu erreichen, das ist nicht einfach. Mit welchen Ideen es aber dennoch gelingen kann, das stand auf der Sunny Side of the Doc in La Rochelle im Fokus. Beim internationalen Treffen der Dokumentarfilmbranche ging es diesmal auch um neue Erzählformen des Genres wie Virtual Reality (VR).
mehr »

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

krassmedial: Diskurse gestalten

Besonders auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Telegram verbreiten sich rechtsextreme Narrative, die zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Wie Journalist*innen dem entgegen wirken und antidemokratische Diskursräume zurückgewinnen können, diskutierten und erprobten etwa 70 Teilnehmende der diesjährigen #krassmedial-Sommerakademie von ver.di am Wochenende in Berlin-Wannsee.
mehr »