Bildagentur-Messe PICTA in der „Hauptstadt der Photographie“
Das Bilderbusiness ist heutzutage ein Online-Geschäft. Dennoch gibt es in der Branche – wie in jeder anderen – als Ergänzung der virtuellen Kommunikation ein großes Interesse an der persönlichen Begegnung. Und so konnte die dritte Bildagentur-Messe PICTA in Hamburg mit 76 Ausstellern und über 2000 Besuchern erneut einen Erfolg verbuchen.
Man trifft sich gern in der zur „Hauptstadt der Photographie“ avancierten Freien und Hansestadt, zumal das Ambiente stimmt. Parallel zur PICTA in der nördlichen Deichtorhalle wurde am 14. April deren südliches Pendant – beide bilden das „Haus der Photographie“ – nach dem Umbau mit der großartigen Martin-Munkásci-Retrospektive eröffnet, eine von über 100 Ausstellungen im Rahmen der damit gleichfalls gestarteten dritten Hamburger Triennale der Photographie.
Eingebettet sind Verbandstreffen wie die FreeLens-Jahrestagung und etliche Vorträge. Bei der PICTA waren es diesmal zwölf, vom „Photoshop-Guru“ Doc Baumann bis hin zur Frage „Welche Bilder braucht der Leser?“ – die allerdings nicht beantwortet wurde.
Gnadenloser Konkurrenzkampf
In Absetzung von der Kölner Technikmesse Photokina warb der Bundesverband der Pressebild-Agenturen und Bildarchive (BVPA) als PICTA-Veranstalter mit dem Motto „Für alle Augenmenschen“. Schön und richtig, aber das war nur ein Teil der Messerealität. Natürlich ging es hier ums Geschäft.
Denn auf dem deutschen Bildermarkt – dem drittgrößten der Welt – tobt ein gnadenloser Konkurrenzkampf und Übernahmewettbewerb. Bis auf Getty waren auch alle Großen der Branche in Hamburg vertreten. Bill Gates‘ Corbis, die kürzlich erst die größte europäische Stockagentur zefa geschluckt hat, ebenso wie die Picture-Alliance der dpa- und Partneragenturen.
Erstmals dabei war das britische Online-Portal Alamy Images, wenn auch nur indirekt, vertreten durch den deutschen Serviceanbieter Strandperle, der kürzlich erst seinen zweiten Geburtstag feierte. Die Briten, die mittlerweile 282 Bildagenturen und rund 4.200 Fotografen mit 2,5 Millionen Bildern repräsentieren, haben damit zum Sprung auf den deutschen Bildermarkt angesetzt. Angeblich sollen bei Alamy täglich 6.000 neue Fotos eingestellt werden, zunehmend auch von deutschen Fotografen. Denn auch für sie sind die einfachen Konditionen (65-zu-35-Prozent-Teilung zwischen Fotograf und Agentur ohne weitere Kosten) und der unkomplizierte Zugang (nur technische, keine inhaltliche Kontrolle) nicht unattraktiv.
Weniger Bildagenturen
Da hatten es die Kolleginnen und Kollegen, die den „Fotografen-Tag“ der PICTA am 16. April bevölkerten, schon schwerer, Agenturen für ihre Fotos zu begeistern. Immerhin konnte man in diesem Jahr noch bei 60 Bildagenturen vorsprechen, Mappen öffnen und Visitenkarten hinterlassen. Künftig dürfte sich die Zahl der Fotomakler eher verringern.
Rüdiger Lühr
www.picta.info
Offiziell endet die 3. Triennale der Photographie in Hamburg am 19. Juni. Viele Ausstellungen laufen aber auch noch länger: www.phototriennale.de