Wir wachsen weiter“

Mit Carl-Maria Dießel, Sprecher der ver.di-Betriebsgruppe Deutsche Welle und stellvertretender Vorsitzender des örtlichen Personalrats, sprach Burkhard Rexin.

«M»: Wie war der Umzug, wie arbeitet es sich in Bonn?

Carl-Maria Dießel: Das neue Funkhaus hat eine sehr offene, helle, luftige Atmosphäre. Alles ist durchsichtig – kein dunkler, schallisolierter Asbestbunker wie in Köln, wo man sich nur in einer Blechkiste, genannt Aufzug, mal kurz gesehen hat, um dann ganz schnell hinter dicken Türen zu verschwinden. Ich habe den Eindruck, dass die Kolleginnen und Kollegen viel offener und freier sind in diesem Gebäude. Jedenfalls ist die Kommunikation untereinander spürbar besser. Ich glaube, es ist ein gutes Haus.

«M»: Trotz des Schimmels, über den der WDR berichtete?

Carl-Maria Dießel: Wir nehmen das sehr ernst. Schimmel ist eine Gefahr für die Gesundheit. Es sind aber bisher nur wenige Räume in zwei Etagen betroffen. Ursache waren offenbar lange verstopfte Regenabläufe. Auf unser sofortiges Drängen hin sind akut betroffene Kollegen/innen umgezogen, anderen ist freigestellt worden, umzuziehen. Es wird saniert.

«M»: Die Betriebsgruppe hat 700 Mitglieder?

Carl-Maria Dießel: Es sind über 750, fast gleichviel fest angestellte und freie Mitarbeiter. Wir haben Eintritte und wachsen weiter.

«M»: Wie schafft ihr das bei Personalabbau?

Carl-Maria Dießel: Das hat viel mit persönlicher Ansprache zu tun. Wir sind ganz stark in die Fremdsprachenredaktionen gegangen, den Kern der Deutschen Welle. Das hatten wir einige Jahre versäumt. Das bedeutet nicht, dass wir Verwaltung oder Technik vernachlässigen. Gerade im Bereich der Verwaltung haben wir eine starke Konkurrenz. Vieles läuft bei uns auch über unsere Verbandsgruppenstruktur. Nach der Sommerpause stehen dort wieder Wahlen an.

«M»: In Köln hattet ihr für die Mitgliederbetreuung eine ver.di-Verwaltungsangestellte im Funkhaus. Weil ver.di sparen muss, wurde die Stelle jetzt gestrichen. Wie fangt ihr das auf?

Carl-Maria Dießel: Es war nur eine halbe Stelle, für uns aber ganz wichtig, wichtiger als ein Sekretär. Die politische Arbeit schaffen wir als Betriebsgruppenvorstand mit 15 Mitgliedern und mit unserer Tarifkommission ganz gut allein. Aber eine ordentliche Betreuung klappt nur, wenn auch jemand die Organisation macht. Das ist ehrenamtlich kaum zu leisten. Unser dringendster Wunsch ist daher, hier wieder von ver.di unterstützt zu werden. Wir sind darüber auch mit dem Fachbereich 8-Ortsverein und unserem neuen ver.di-Bezirk NRW-Süd im Gespräch.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

ARD: Durchbruch in Tarifrunde

In dem seit Januar andauernden Tarifkonflikt in ARD-Rundfunkanstalten gibt es erste Verhandlungsergebnisse. Zum Wochenende hin konnte am Freitag (15. November) ein Ergebnis im SWR erreicht werden. Für ver.di ist das ausschlaggebende Ergebnis, dass neben sechs Prozent Tariferhöhungen in zwei Stufen über eine Laufzeit von 25 Monaten auch eine für mittlere und niedrige Tarifgruppen stärker wirkende jährliche Sonderzahlung so stark erhöht wurde, dass es nachhaltige Tarifsteigerungen zwischen sechs und über zehn Prozent gibt.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Öffentlichkeit ohne Journalismus

Schwindende Titel, schrumpfende Redaktionen, immer geringere Abonnentenzahlen – dass gerade der Lokaljournalismus vielerorts unter Druck steht, ist nicht neu. Doch was bedeutet das für die lokale Öffentlichkeit, die inzwischen von vielen selbstbewussten Medien-Akteuren mitgestaltet wird? Eine aktuelle Studie der Otto-Brenner-Stiftung beschäftigt sich mit genau dieser Frage.
mehr »