Editorial: Frei sein und in der Gewerkschaft

Selbstständig sein oder fest angestellt, das ist nicht immer eine freie Entscheidung. Gerade in den letzten Jahren, geprägt durch stetigen Stellenabbau in Redaktionen, Sendern und anderen Kommunikationsbetrieben, entscheiden sich Viele, als Freiberufler_in weiter zu arbeiten. Aber auch die digitale Entwicklung in der Medienbranche verändert Arbeitsabläufe und Berufsbilder, bewirkt, dass sich das Heer der in atypischen Arbeitsverhältnissen arbeitenden und der Selbstständigen vergrößert. Rund 2,31 Millionen Solo-Selbstständige gibt es derzeit in Deutschland. Ein großer Teil von ihnen arbeitet in der „Kultur- und Kreativwirtschaft“. Ihre Verdienste sind sehr unterschiedlich. Von sehr gut und gut verdienenden Freien bis zu jenen, die gerade so über die Runden kommen. Was sie jedoch eint, ist im Vergleich zu Festangestellten ein Manko bei der sozialen Absicherung während des Berufs­lebens und im Alter.

M Menschen Machen Medien umreißt in der aktuellen Ausgabe diese Gemengelage (S. 6/7), stellt Freie und ihrer Arbeitsbedingungen vor (S. 10–15), berichtet über die Situation freier professioneller Fotograf_innen (S.16/17) und gibt Ratschläge, wie der alltägliche Stress freier selbstorganisierter Arbeit in den Griff zu bekommen ist (S.18/19). Im Interview mit der Vorsitzenden der Bundeskommission Selbstständige von ver.di wird deutlich, wie wichtig diese Gewerkschaft als Interessenvertretung für diese Klientel ist (S. 8/9).

Das Jahr 2019 wird auch für den Medienbereich in ver.di ein besonders spannendes Jahr. Nach den bisherigen Weichenstellungen auf den Konferenzen in den Ländern ist davon auszugehen, dass der Gewerkschaftskongress im Herbst weitreichende Strukturveränderungen beschließen wird. Zuvor finden Anfang des Jahres die Bundesdelegiertenkonferenzen der dju und der Fachgruppe Medien sowie des Bundesfachbereiches Medien, Kunst und Industrie statt. Auch die dju wird einen neuen Vorstand wählen. Eine Kandidatin und einen Kandidaten für den Vorsitz stellt M vor (S. 20/21). Ganz ureigene Aufgaben wird es jede Menge für die neuen Gremien geben, so die Tarifauseinandersetzung an den Tageszeitungen. Der letzte Tarifdeal wurde ohne die dju gemacht. Sie fordert mehr und will davon auch nicht abrücken! (S. 22)

„Push the button – Zurück in die Zukunft“ heißt es aber zunächst am 26. Januar zum alljährlichen Journalistentag der Medienschaffenden in ver.di. Alles um das Thema Aus- und Weiterbildung, Vernetzung und Chancen steht auf dem Programm! (S. 31)

Die M-Redaktion wünscht allen Leserinnen und Lesern einen ruhigen Jahresausklang, Zeit und Muße, um Kraft für Neues zu schöpfen. Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, kann das jederzeit mit M Online tun: mmm.verdi.de. Die nächste Ausgabe des gedruckten M Magazins erscheint im März.

Karin Wenk, verantwortliche Redakteurin

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Medienkompetenz live und vor Ort

Daß Medienkompetenz nicht nur digital, sondern auch im real life vermittelt werden kann  zeigt ein Projekt aus Berlin. Durch aktive Medienarbeit möchte das Meko Neukölln Kinder und Jugendliche darin stärken, ihre Stimme zu erheben, sich einzubringen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Angebote sollen die Teilnehmenden befähigen, sich selbst auszudrücken und ihre Sichtweisen und Erfahrungen zu teilen.
mehr »

Erziehung zur digitalen Mündigkeit

Wie kann man Kinder und Jugendliche bei der Social-Media-Nutzung vor Gefahren wie Cybergrooming oder -mobbing schützen, ohne ihnen Teilhabe- und Befähigungschancen in der digitalen Welt zu verbauen? Die aktuelle Debatte wird hitzig geführt. Antworten reichen von einem Verbot für Tiktok, Instagram und Co für unter 16-Jährige bis hin zur Stärkung von „digitaler Mündigkeit“ der User und rechtlicher Regulierung der Anbieter.
mehr »

EU ringt um digitale Regulierung

Trump droht mit Sanktionen. Denn einige US-amerikanische Online-Plattformen werden künftig etwas weniger Gewinn machen als bisher, wenn sie sich um Content-Moderation kümmern müssen. Schließlich will die EU Youtube, Instagram, X und andere verpflichten, illegale Inhalte von ihren Plattformen zu entfernen und ihre Funktionsweisen transparenter zu machen. Diese Eingriffe würden Sanktionen zufolge haben, verlautbarte der US-Präsident. Sanktionen als Preis dafür, die Orte gesellschaftlicher Auseinandersetzung weniger hasserfüllt zu gestalten?
mehr »

Die Krux mit der KI-Kennzeichnung  

Soziale Netzwerke wie Instagram oder TikTok werden mit Inhalten geflutet, die künstlich erschaffen oder manipuliert wurden. Für Nutzer*innen ist es mitunter kaum möglich zu unterscheiden, was „echt“ ist und was nicht. Waren Fälschungen in Zeiten, als generative KI nicht allgemein zugänglich war, zumeist aufwändig, lassen sich heute sekundenschnell realistisch wirkende Bilder und Videos erzeugen.
mehr »