Editorial: Kritische Nachfragen gegen den Status quo

Für Medien gibt es keinen Leerlauf. Aktuelles im Minutentakt, Themen, die auf der Straße liegen – journalistischer Alltag. Eine langanhaltende Pandemie, der Krieg in der Ukraine, der nicht mehr zu leugnende Klimawandel schlagen dagegen anders zu Buche – eine immense Herausforderung an Journalist*innen und nicht zu vergessen auch an die im „Hintergrund“ agierenden Technik- und Gestaltungsteams in Rundfunk, Print und Online. Menschen Machen Medien 2/2022 wirft einen kri­tischen, aber auch konstruktiven Blick auf diese drei zeitgleich ablaufenden existenziellen Geschehnisse.

„Was sind schwere Waffen? Darf man ein Land kritisieren, das wie die Ukraine angegriffen wurde? Muss man das sogar? Bleiben dabei Prinzipien wie „neutral“ oder „ausgewogen“ gültig? Was rechtfertigt es, Bil­der von Leichen zu zeigen? Was heißt denn überhaupt „über Krieg zu berichten“? Inwiefern sind Medien Kriegsschauplätze und Teil des Krieges? – Fragen, auf die Journalismus-Professorin Marlis Prinzing einige Antworten gibt (S. 6 – 9).

Was bedeutet es für den Journalismus, wenn das Bundesverfassungsgericht bei der Befassung mit dem Kli­maschutz die Grundrechte der jungen Generation beeinträchtigt sieht? In einer interessanten Debatte an der Uni Leipzig sprach bei der Suche nach einer Antwort auf diese Frage vieles für einen Wandel im Klima-Journalismus. Unter anderem wurde dem journalistischen Bestreben, sich neutral zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen zu positionieren, eine Absage erteilt. Denn es führe zu einer systema­tischen Verzerrung der Wahrnehmung des Ausmaßes einer Krise. Kritische Nachfragen zu unterlassen, käme einem Parteiergreifen für den Status quo gleich (S. 10 – 12).

Bei aller Tragik wird auch in der Corona-Pandemie eine Chance gesehen: zu lernen für künftige Verbesserungen. Das gilt auch für den Wissenschaftsjournalismus, der einen Innovationsschub verzeichnete. M berichtet über stiftungsgeförderte beispielhafte Projekte (S. 13 – 15).

Die vorliegende M-Ausgabe hat natürlich noch jede Menge andere Themen im Angebot, die möglicher­weise zur Diskussion anregen oder hoffentlich einen Erkenntnisgewinn bringen. Aber damit nicht genug! Um die Monate bis zur nächsten Ausgabe im September interessant und informativ zu gestalten, kann je­den Tag M Online (https://mmm.verdi.de) angeklickt werden. Aber jeden Tag M Online lesen, wer kann das schon? Da hilft: den Newsletter abonnieren – quasi eine Online M, die zweimal im Monat alle erschie­nenen Beiträge zusammenfasst. Einfach auf der Startseite eintragen. Leser*innen können M auch auf Face­book, Twitter und Instagram folgen.

Karin Wenk, verantwortliche Redakteurin

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »

Einschüchterungsversuche der Hohenzollern

Eine Studie der Universität Leipzig hat am Beispiel der deutschen Adelsfamilie Hohenzollern untersucht, wie kritische Berichterstattung und Forschung durch gezielte Anwaltsstrategien beeinflusst oder behindert werden sollen. Die Kommunikationswissenschaftler*innen haben dabei die Wirkung von SLAPPs (Strategic Lawsuits Against Public Participation) aus Sicht der Betroffenen nachvollzogen. Verunsicherung und Einschränkung der Arbeitsfähigkeit sind direkte Folgen bei ihnen.
mehr »

Honoraruntergrenzen bei der Kulturförderung

Claudia Roth will ein Versprechen einlösen und Mindeststandards für Honorare von Freien bei der Kulturförderung des Bundes sichern. Laut Ampel-Koalitionsvertrag von 2021 sollten öffentliche Gelder für die Kultur an faire Vergütung gekoppelt sein. Nun, so die Kulturstaatsministerin, werden „für den Kernbereich der Bundeskulturförderung“ Mindesthonorare für Künstler*innen und Kreative eingeführt.
mehr »

Verwaltungsräte treten aus dem Schatten

Die Verwaltungsräte der Öffentlich-rechtlichen Sender sind mächtig. Sie überwachen und kontrollieren die Geschäftsführung des Intendanten oder der Intendantin, soweit es nicht um die inhaltliche Gestaltung des Programms geht. Außerdem legen sie den Haushaltsplan und den Jahresabschluss fest, kontrollieren die Beteiligung an Unternehmen und vieles mehr. Ihre Beschlüsse fassen sie nicht öffentlich.
mehr »