Editorial: Veränderung und Mitbestimmung

Sie heißen „1er Team“ (NDR), „Ein Personen Team“ (SWR) oder gar „Ein Mann Team“ (RBB): Unterschiedliche Titel, gleicher Inhalt: Anstelle eines Kameramanns (einer -frau) und einer Kameraassistent_in, kommt nur noch eine Person mit den Redakteur_innen zum Dreh, die parallel für Bild, Licht und Ton verantwortlich ist. In der Tat: Das ist eine Einsparung, an Arbeitskräften, an Honoraren, … aber auch an Qualität! Das eher kleine Beispiel zeigt einmal mehr die Kehrseite von Einsparungen bei ARD und ZDF, die seit Jahren vorangetrieben werden. Mit der angelaufenen, von der Politik geforderten, Strukturreform und einer Diskussion über die Neudefinition des Rundfunkauftrags vor allem mit Blick auf die digitale Netzwelt, erhöht sich der Druck auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dieser ist bereit, seine Effizienz im Sinne der Beitragszahler zu verbessern. Dazu gehört der Wille, keine Einbußen am Programm vorzunehmen. 20 Projekte wurden aufgelegt, die sich ausschließlich auf Verwaltung, Technik und Produktion beziehen. Vielleicht findet sich dabei auch ein gemeinsamer Titel für die verkleinerten Berichterstatter-Teams in den ARD-Sendern? M Menschen Machen Medien 3 / 2018 schaut in seinem aktuellen Themenschwerpunkt auf die medienpolitische Rundfunkdiskussion sowie die Folgen des Einsatzes neuer digitaler Techniken, der Umstellung auf Crossmedialität, der Reformvorhaben, die für die Beschäftigten in der Regel mit Arbeitsverdichtung, Veränderungen von Berufsbildern und erhöhtem Qualifikationsanforderungen einhergehen (S. 6 bis 21).

Diese Herausforderungen stehen auch bei den Printmedien auf der Tagesordnung. Umso unverständlicher ist die hartnäckige Weigerung der Verleger, den Journalist_innen an Tageszeitungen eine Reallohnsteigerung zuzugestehen, die ihren Namen auch verdient. Nach sieben Verhandlungsrunden begleitet von Streiks und Protestaktionen in mehreren Bundesländern hat die dju in ver.di das letzte Angebot der Arbeitgeber als inakzeptabel abgelehnt. Der DJV dagegen hat es angenommen. Bis Mitte September stimmen die dju-Mitglieder in den Streikbetrieben nunmehr über das Verhandlungsergebnis ab. M spricht mit Verhandlungsführer Matthias von Fintel über die Entscheidung der ver.di-Tarifkommission und deren Folgen (S.28/29). M Online wird aktuell über die Ergebnisse der Umfrage berichten https://mmm.verdi.de

Um Mitbestimmung in beispielhafter Ausgestaltung ging es jüngst auch bei Springer (S.22/23). Hier wurde die Plattform „moveoffice“ von Microsoft eingeführt. Für den Konzernbetriebsrat eine bis dato noch nicht erlebte Umwälzung, die alle Arbeitsbereiche, die Unternehmenskultur und die Arbeitsorganisation berührte. Zwei Jahre währten die Verhandlungen über die Mitbestimmung des Betriebsrates, die in einer Konzernbetriebsvereinbarung zu der neuen Software mündeten.

Karin Wenk, verantwortliche Redakteurin

 

 

 

 

 

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »

Einschüchterungsversuche der Hohenzollern

Eine Studie der Universität Leipzig hat am Beispiel der deutschen Adelsfamilie Hohenzollern untersucht, wie kritische Berichterstattung und Forschung durch gezielte Anwaltsstrategien beeinflusst oder behindert werden sollen. Die Kommunikationswissenschaftler*innen haben dabei die Wirkung von SLAPPs (Strategic Lawsuits Against Public Participation) aus Sicht der Betroffenen nachvollzogen. Verunsicherung und Einschränkung der Arbeitsfähigkeit sind direkte Folgen bei ihnen.
mehr »

Honoraruntergrenzen bei der Kulturförderung

Claudia Roth will ein Versprechen einlösen und Mindeststandards für Honorare von Freien bei der Kulturförderung des Bundes sichern. Laut Ampel-Koalitionsvertrag von 2021 sollten öffentliche Gelder für die Kultur an faire Vergütung gekoppelt sein. Nun, so die Kulturstaatsministerin, werden „für den Kernbereich der Bundeskulturförderung“ Mindesthonorare für Künstler*innen und Kreative eingeführt.
mehr »

Verwaltungsräte treten aus dem Schatten

Die Verwaltungsräte der Öffentlich-rechtlichen Sender sind mächtig. Sie überwachen und kontrollieren die Geschäftsführung des Intendanten oder der Intendantin, soweit es nicht um die inhaltliche Gestaltung des Programms geht. Außerdem legen sie den Haushaltsplan und den Jahresabschluss fest, kontrollieren die Beteiligung an Unternehmen und vieles mehr. Ihre Beschlüsse fassen sie nicht öffentlich.
mehr »