Früher war mehr Lametta

Weihnachten bei Hoppenstedts: Foto: WDR/ Radio Bremen

Editorial

Wann hast Du zuletzt einen Dokumentarfilm gesehen? Vielleicht vor gar nicht allzu langer Zeit. Zumindest im Fernsehen. Denn die Mediatheken von ARD, ZDF und Arte bieten ein reiches Programm. Doch nach einem regelrechten Doku-Boom Anfang des Jahrhunderts sehen viele den Dokumentarfilm momentan eher in der Krise. Dabei kommt Dokumentationen gerade in Kriegs- und Krisenzeiten eine besondere Bedeutung zu, weil sie uns das teils schwer fassbare Geschehen versuchen näher zu bringen.

Aufklärerische Filme seien „Schwert und Schild der liberalen Demokratie“, sagte kürzlich auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck beim 100. Jubiläum der sogenannten Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO). Sie seien wichtig, um Fake News und Lüge zu unterscheiden von dem, was als gesicherte Erkenntnis gilt.

Ähnlich wie journalistische Inhalte in Print und Audio werden auch Reportagen oder Dokumentarfilme allenthalben gelobt und politisch für wichtig erachtet. Wenn es allerdings um die Förderung von Presse (Seite 5 und 24) oder Film (Seite 6) geht, windet sich die Politik. Gleichzeitig wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) von rechten Parteien infrage gestellt – sie wollen unsere pluralistische Öffentlichkeit schwächen.

Vor allem im Internet verbreiten sich seit Jahren immer mehr Falschmeldungen, Drohungen und Beleidigungen. Hassparolen auf Social-Media-Plattformen wie X (früher Twitter), Facebook und Instagram werden aber nicht nur verbal, sondern auch in Bildform (S.26) gestreut.

Wir sind dagegen nicht machtlos. Aber das Klima im Netz wird rauer, auch für uns Medienschaffende. Wir möchten daher im kommenden Jahr einen besonderen Blick auf uns selbst werfen. Wie geht es uns mit unserer Arbeit und wie ist es um unsere mentale Gesundheit bestellt? Dazu veranstaltet die dju am 27. Januar in Berlin den 36. Journalismustag. Anmeldungen sind bereits möglich.

Das nächste M-Magazin erscheint im März. Bis dahin gibt es auf unserer Webseite, unseren Social-Media-Kanälen und in unserem 2-wöchentlichen Newsletter Neues und Interessantes aus der Medienwelt.

Ich wünsche eine spannende Lektüre und entspannte Feiertage.

Julia Hoffmann, verantwortliche Redakteurin

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »