Editorial: Haltungsfragen und Wegweisendes

Ohne Haltung keine journalistische Arbeit, ist die These des Aufmachers in „M – Menschen Machen Medien 1/2020“. Die besondere Verantwortung von Journalist*innen für die Meinungsbildung in einer demokratischen Gesellschaft charakterisiert diesen Beruf. Eine professionelle Berufsausübung schließt eine klare Haltung zu humanistischen und demokratischen Werten ein. Wahrhaftigkeit und Objektivität, investigative Recherche, umfassende Gewichtung und saubere Einordnung der Fakten sowie eine klare Sprache sind das A und O von gutem Journalismus. Es sind handwerkliche Fertigkeiten, die auf dem Wissen und der Lebenserfahrung von Journalist*innen und ihrer Grundeinstellung beruhen. Und damit schließt sich der Kreis! Mehr Mut, Haltung auch zu zeigen, das war die Aufforderung, die vom 33. Journalismustag der dju in ver.di ausging.

„Wegweisend für die gesamte Branche“ sind die Gemeinsamen Vergütungsregeln, die ver.di und der Schauspielverband BFFS mit dem Streaming-Anbieter Netflix abgeschlossen haben (S.13). Danach werden Urheberinnen und Urheber von deutschen Netflix-Serien in Zukunft an deren weltweiten kommerziellen Erfolgen in derzeit 190 Ländern beteiligt.

„Inzwischen gilt die Portfoliobereinigung im DuMont-Zeitungsgeschäft mit weitgehender Amputation als beendet“, heißt es im umfangreichen M-Firmenporträt des einst viertgrößten deutschen Medienhauses. Bis auf zwei am Stammsitz in Köln angesiedelte Blätter hat sich der Konzern von all seinen regionalen Tageszeitungen getrennt. Journalismus ist bei DuMont keine tragende Säule mehr. Zuwächse erhofft man sich künftig von den Geschäftsfeldern „Business Information“ und „Marketing Technology“.

M wird in diesem Jahr einen besonderen Fokus auf die journalistische Fotografie richten. Mit der neuen Rubrik „Bildkritik“ (S. 4) will die Redaktion in jedem Print-Magazin Aspekte der Fotonutzung in publizistischen Medien zur Diskussion stellen. Unter die Lupe genommen wird in dieser Ausgabe zudem die aktuelle Marktsituation im Fotojournalismus (S. 20). Arbeitsbedingungen von Fotojournalisten, ihre Auftragslage und Honorierung sowie die Fotoverwertung in Zeitungen, die immer mehr Bildredaktionen schließen, wie jüngst der Berliner Tagesspiegel, werden 2020 Themen weiterer Beiträge sowohl in Print als auch auf M Online sein.

 

Karin Wenk, verantwortliche Redakteurin

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »