Filmtipp: „Meister des Todes 2“

Katharina Wackernagel (li.) und Veronica Ferres in "Meister des Todes 2". Foto: ARD Das Erste/ Nurivan Mendoza Memije

Es gibt auch in Coronazeiten noch andere wichtige Themen. Waffenhandel zum Beispiel. Vor fünf Jahren hatte der Filmemacher Daniel Harrich sich in einem TV-Themenabend mit illegalen deutschen Waffenexporten nach Mexiko befasst. Sein Film erregte Aufsehen und hatte auch Folgen für die Firma Heckler & Koch, die das Vorbild für den Film abgab. Mit „Meister des Todes 2“ schreibt der Autor diese Geschichte weiter und konzentriert sich auf den Prozess gegen verantwortliche Manager.

Die Gerichtsverhandlung steht im Zentrum des aktuellen Fernsehfilms. Parallel dazu erzählt wird die Geschichte der sechs ermordeten und 43 verschwundenen Studenten im mexikanischen Guerrero. Es geht um die Frage, ob die Polizei bei dieser mörderischen Aktion deutsche Waffen verwendet hat, die sie nicht hätte haben dürfen. Aktivisten versuchen in Mexiko, die Beweise zu besorgen.

„Meister des Todes 2“ ist prominent besetzt, wohl auch weil Daniel Harrich politische Stoffe für großes Publikum erzählen kann – und vielleicht auch, weil viele Schauspieler einen solchen Stoff für wichtig halten. Von Veronika Ferres bis Desiree Nosbusch, von Heiner Lauterbach bis Heinz Hoenig steht hier eine ganze Riege namhafter Schauspieler*innen auf der Besetzungsliste. Sonst als Fernsehkommissare vertraute Akteure wie Axel Milberg oder Udo Wachtveitl können zeigen, dass sie auch anders können.

Der Prozess endet mit dem bekannten Muster. Zwei kleine Angestellte werden zu Haftstrafen auf Bewährung verurteilt, die Führungsebene wird freigesprochen. Beteiligte Beamte in Wirtschafts- und Außenministerium werden nicht einmal belangt. Die Schlussszene deutet an: die Geschäfte mit dem „Gerät“, wie im Unternehmen die Schusswaffen genannt werden, gehen weiter.

Der Regisseur erzählt in einer eng geführten Parallelmontage zwischen dem Prozess in Deutschland und der Recherche in Mexiko. Zwei auch ästhetisch getrennte Welten. In der einen Sphäre dominieren elegante Kamerafahrten und kühle Farben, grau, blau. Die Szenen in Mexiko dagegen sind mit hektischer Handkamera gedreht und es dominieren die Farben gelb und orange. Die beiden Welten sind freilich oft sehr hart und hektisch gegeneinander montiert. Auch sind manche Szenen nahe am Holzschnitt, die Dialoge klappern gelegentlich gehörig.

„Meister des Todes 2“ ist eine Mischung aus investigativem Thriller und Gerichtsdrama und bei allen Einwänden: er behandelt ein wichtiges Thema auf spannende Weise und läuft zur zu besten Sendezeit. Ein Fernsehabend, der nicht allein der Ablenkung dient. Die Huckepack-Doku befasst sich mit der Frage, ob der Stuttgarter Prozess, in dem politische Fragen konsequent ausgeklammert wurden, nicht ein falsches Signal aussendet. Andererseits wurden auf diesem Weg erstmals illegale Waffengeschäfte öffentlich.

Die Rechercheure stoßen jedenfalls auf einen neuen Fall mutmaßlich illegaler Waffengeschäfte. Nicht ganz abwegig: das zeigen auch die neueren Zahlen. Die Zahl der Exportgenehmigungen für Rüstungsgüter ist erneut gestiegen, 2019 eine Steigerung von mindestens 65 Prozent. Die Bundesregierung genehmigte Rüstungsexporte im Wert von fast acht Milliarden Euro – nicht selten in Krisengebiete und Staaten, in denen die Menschenrechte verletzt werden.

„Meister des Todes 2“ und „Tödliche Exporte – Deutsche Rüstungsmanager vor Gericht“. ARD, 01. April 2020, 20.15 und 21.45 Uhr

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Filmtipp: Turmschatten

Hannu Salonens Verfilmung des Romans „Turmschatten“ ist ein famos fotografierter Hochspannungs-Thriller. Heiner Lauterbach spielt in der sechs-teiligen Serie den deutschen Juden und ehemaligen Mossad-Agenten Ephraim Zamir, der zwei Neonazis für den Tod seiner Adoptivtochter verantwortlich macht. Die Internetgemeinde soll über ihr Schicksal entscheiden. Er nennt sich „Vollstrecker“, weil er angeblich nur den Willen der Mehrheit ausführt, aber in Wirklichkeit ist Zamir Staatsanwalt, Richter und Henker in einer Person.
mehr »

Filmtipp: In Liebe, eure Hilde

Worte wie Mut oder Zivilcourage können nicht annähernd erfassen, was die jungen Mitglieder antifaschistischer Widerstandsgruppen wie „Weiße Rose“ oder „Rote Kapelle“ geleistet haben. Abgesehen von den Geschwistern Scholl sind ihre Namen größtenteils in Vergessenheit geraten. Geblieben ist meist bloß noch eine Straßenschildprominenz. Das gilt auch für Hilde Coppi, der Andreas Dresen mit „In Liebe, eure Hilde“ ein Denkmal gesetzt hat.
mehr »

Klischees, die bis heute wirken

Die MDR-Dokumentation „Es ist kompliziert - Der Osten in den Medien“ prüft die Entstehung des medialen Bilds von Ostdeutschland. Die umfassende Analyse von über 30 Jahren Berichterstattung zeigt, wie entlang von Medien-Stories und Skandalen ein Narrativ vom Osten entstanden ist, das immer wieder aufgegriffen wird und seine Wirkmächtigkeit nicht verloren hat.
mehr »

Filmtipp: Die Fotografin

Kate Winslet spielt Lee Miller, die bekannteste Kriegsfotografin der 1940er Jahre, als hochenergetische Künstlerin. Die 1907 geborene Lee Miller kam auf Umwegen zur Pressefotografie. Zunächst absolvierte sie eine komplette Karriere als Model. Der Surrealist Man Ray entdeckte sie für die Bildende Kunst. Bei ihm wechselte sie immer öfter auf die andere Seite der Kamera. Bereits ihr Vater hatte sie in der Funktionsweise verschiedener Apparate unterrichtet. Sie veröffentlichte bald erste eigene Arbeiten und gründete ein eigenes Studio.
mehr »