Berlinale: Protest für gute Tariflöhne

15. Februar 2024, Berlin, Deutschland , ver.di Kino-Film-Aktion zur Berlinale. Foto: Kay Herschelmann

„Kein Film ohne uns“, „Kein Kino ohne uns“, tönte es bei der gestrigen Eröffnung der Berlinale über den Potsdamer Platz. Rund 150 Filmschaffende und Kinobeschäftigte aus dem gesamten Bundesgebiet setzten ein Zeichen für bessere Arbeitsbedingungen und gute Tariflöhne. Die Gewerkschaft ver.di hatte den „Union Day“-Protest organisiert und rief gleichzeitig zu Streiks in zwei großen Kinoketten auf.

Beschäftigte der Kinokonzerne CinemaxX und CineStar waren im Rahmen der bundesweiten Tarifverhandlungen bis zum Wochenende zu einem Warnstreik aufgerufen. „Die Mitarbeitenden haben Schwierigkeiten von den niedrigen Löhnen die rasant gestiegenen Lebenshaltungskosten zu bewältigen. Die Warnstreiks sind ein klares Signal an die Arbeitgeber, unsere Forderungen ernst zu nehmen“, begründet ver.di-Verhandlungsführerin Martha Richards den Streik.

„Deswegen fordern wir statt des Mindestlohns ein angemessenes Einstiegsgehalt von 14 Euro pro Stunde.“

15. Februar 2024, Berlin, Deutschland , ver.di Kino-Film-Aktion zur Berlinale. Foto: Kay Herschelmann

Der Gewerkschaft sei unverständlich, weshalb Cinemaxx und Cinestar sich beim Einstiegsgehalt ihrer Beschäftigten am gesetzlichen Mindestlohn (12,41 Euro pro Stunde) orientieren – zumal nach einem für die Konzerne erfolgreichen Kinojahr 2023 mit Kassenschlagern wie „Avatar 2“, „Barbie“ oder „Oppenheimer“.

„CineStar bezahlt den Großteil seiner Angestellten nur ein paar Cent über dem Mindestlohn. Auch langjährige Arbeitnehmer*innen werden mit Gehaltserhöhungen von fünf bis zehn Cent abgespeist“, berichtet ein Kinobeschäftigter aus Leipzig. Es sei offensichtlich, dass CineStar gern für ein paar Jahre von der Arbeitskraft der Beschäftigten profitiere, aber langfristige Betriebszugehörigkeit nicht belohnen wolle. „Nur das lassen wir uns nicht länger gefallen!“

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von tagesschau (@tagesschau)

Gute Tariflöhne: Lohnwars im Kino

15. Februar 2024, Berlin, Deutschland , ver.di Kino-Film-Aktion zur Berlinale. Foto: Kay Herschelmann

Auch die Filmschaffenden befinden sich derzeit in Tarifverhandlungen. Dabei geht es neben den Löhnen auch um den Einsatz generativer KI, eine Vier-Tage-Woche und die Frage der Pensionskassen. Die Beschäftigten beim Film und die Schauspieler*innen erwarten einen Ausgleich für die Reallohnverluste in Zeiten hoher Inflationsraten. In der fünften Tarifverhandlungsrunde für die rund 25.000 Filmschaffenden zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), der Schauspielgewerkschaft BFFS und der Produzentenallianz gehen die Verhandlungen weiter.

Die Aktion vor dem roten Teppich wertet Richards als vollen Erfolg: „Die Kolleg*innen aus den verschiedenen Bereichen sind eng verbunden. Egal ob vor der Kamera, dahinter oder im Kinosaal- die Solidarität und der Zusammenhalt sind groß.“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Filmtipp:  Nürnberg ’45 

Hauptfigur des bewegenden Dokudramas über die Nürnberger Prozesse ist der junge jüdische Auschwitz-Überlebende Ernst Michel, der nun als Journalist über die Verhandlungen berichtet. Den dokumentarischen Teil prägen Michel selbst (gesprochen von Heino Ferch), seine Tochter (Annette Frier) und der Sohn (Herbert Knaup) einer polnischen Überlebenden. In den Spielszenen wirken außerdem Francis Fulton Smith als Hermann Göring und Wotan Wilke Möhring als dessen Anwalt mit.
mehr »

dju fordert Schutz für Medienschaffende

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di fordert nach dem erschreckend milden Urteil im Verfahren zum Angriff auf Journalist*innen in Dresden-Laubegast staatlich garantierten Schutz für Medienschaffende. Über zehn Männer hatten im Februar 2022 in Dresden-Laubegast am Rande einer Demonstration im verschwörungsideologischen Milieu sechs Journalist*innen und ihren Begleitschutz angegriffen.
mehr »

Unsicherheit in der Medienlandschaft

Künstliche Intelligenz (KI) und ihre Auswirkungen auf die Medienbranche wurden auch bei des diesjährigen Münchner Medientagen intensiv diskutiert. Besonders groß sind die Herausforderungen für Online-Redaktionen. Im Zentrum der Veranstaltung  mit 5000 Besucher*innen, mehr als 350 Referent*innen aus Medienwirtschaft und -politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft, stand allerdings die Frage, wie Tech-Konzerne reguliert werden sollten.
mehr »

Für faire Arbeit bei Filmfestivals

„Wir müssen uns noch besser vernetzen und voneinander lernen!“, war die einhellige Meinung bei der Veranstaltung der ver.di-AG Festivalarbeit im Rahmen des  Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm. Die AG hatte zu einer Diskussionsrunde mit dem Titel Labour Conditions for Festival Workers: Roundtable & Fair Festival Award Launch eingeladen. Zu Gast waren internationale Teilnehmer*innen. Die Veranstaltung war auch der Startschuss zur ersten Umfragerunde des 4. Fair Festival Awards.
mehr »