Betriebsratswahlen im Frühjahr 2010

„Eine starke Stimme für alle“ heißt das Motto für die diesjährigen Betriebsratswahlen in den Medienbetrieben. In eine starke Interessenvertretung in Redaktionen, Verlagen, Kinos, privaten Rundfunksendern und filmtechnischen Firmen gehören ver.di-Kolleginnen und -Kollegen. ver.di hat dafür kompetente Kandidaten. Vier von ihnen, ihre Beweggründe sich für die Interessen aller Beschäftigten einzusetzen, stellen wir kurz vor.

Erst Personalrätin – jetzt Betriebsrätin

Bei Radio Bremen gibt es, wie in allen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, schon immer eine sehr aktive Arbeitnehmervertretung aus Gewerkschaft, Personalrat, Schwerbehindertenvertretung und seit 1992 auch der Frauenbeauftragten. Diese starke Allianz hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Arbeitsbedingungen für unsere KollegInnen gut waren und immer noch sind.
Als Radio Bremen beschlossen hatte, mehrere Bereiche auszugliedern, haben wir Gewerkschaftsvertreter und -vertreterinnen erreicht, dass auch in den Töchtern, egal wie klein sie sind, Tarifverträge abgeschlossen und Betriebsräte gewählt werden. Durch die Ausgliederung der Produktion in die Tochterfirma Bremedia Produktion GmbH habe ich mein Mandat als Personalrätin verloren und bin zur Betriebsratsvorsitzenden gewählt worden.
Wir Betriebsräte der Tochterfirmen mussten uns mit einer anderen Gesetzesgrundlage auseinandersetzen, veränderte Rechte verhandeln und die Interessen der Beschäftigten unter schlechter werdenden Bedingungen vertreten. Das bedeutete viel Arbeit unter hohem Zeitdruck. Wir konnten aber erfolgreich verhindern, dass Arbeitnehmerinteressen in diesen Umstrukturierungsjahren vernachlässigt wurden.
Ich bin überzeugt: wir brauchen nach wie vor einen starken Betriebsrat und werde erneut kandidieren.

Monika Grüning

Moderatorin und Vermittlerin

Ich bin seit zwei Jahren Betriebsrätin beim Verlag Nürnberger Presse. Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft, die Wünsche der Kunden haben für das Unternehmen und für seine Mitarbeiter oberste Priorität, um Arbeitsplätze und Wirtschaftsstandorte zu sichern. Betriebsrat sein, das bedeutet für mich, Verantwortung zu übernehmen, das Zusammenwirken und die Einigung zwischen beiden Seiten zum Wohle der Mitarbeiter zu begleiten.
Schon während meiner Zeit als Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung habe ich gelernt, im Team zu arbeiten und vor allem den Kolleginnen und Kollegen zuzuhören, um herauszufinden, was sie auf dem Herzen haben.
Die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Charakteren von Menschen macht mir viel Spaß. Für mich persönlich ist es sehr wichtig meinen Kolleginnen und Kollegen bei Fragen fachlich weiterhelfen zu können. Durch die Betriebsratsseminare und auch durch meine private berufsbegleitende Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin konnte ich mir einiges an zusätzlichem Wissen aneignen. Mittlerweile brauche ich genau diese Fähigkeiten immer mehr. Als Projektmitarbeiterin für meinen ursprünglichen Arbeitsbereich Vertrieb darf ich jetzt aktiv die Zukunft mitgestalten bei der Einführung unseres neuen SAP-Verlagssystems.
Veränderungen bringen viele neue Chancen mit sich, rufen aber auch bei vielen Mitarbeitern Ängste hervor. Dadurch bin ich als Betriebsrätin oft in der Rolle als Vermittler und Moderator gefragt.

Carina Hofweber 

Gleichgewicht gegenüber Arbeitnehmern einfordern

Ein Betriebsrat ist wichtig, für ein „natürliches“ Gleichgewicht zwischen Arbeitgebern & Arbeitnehmern. Ohne Betriebsrat besteht die Gefahr, dass der Arbeitgeber seine Ziele ohne Beachtung seiner sozialen Verantwortung durchdrückt. Ein guter Betriebsrat erinnert den Arbeitgeber daran! Ich bin im Betriebsrat, da ich gern Interessen von „Schwächeren“ vertrete: Schon in der Schule war ich Klassensprecher, in der gymnasialen Oberstufe durchgehend Schulsprecher, beim Bund Vertrauensperson.
Im Cinemaxx Bremen besteht unsere Aufgabe darin, die Rechte unserer Kolleginnen & Kollegen auf der Grundlage des Arbeitsrechtes und diverser Betriebsvereinbarungen im Auge zu haben und bei Problemen durchzusetzen. Aktuell gibt es bei uns im Betrieb unterschiedliche Auffassungen bezüglich des Informationsrechtes des Betriebsrates nach dem Betriebsverfassungsgesetz, zum Beispiel wenn es um Abmahnungen geht.

Thomas Adick 

Engagement für die Kollegen

Ich bin gelernte Schriftsetzerin und arbeite heute in der Anzeigenabteilung der Dresdner Druck- + Verlagshaus GmbH & Co. KG (u. a. Sächsische Zeitung, Morgenpost Sachsen). Seit 1992 bin ich im Betriebsrat, seit 1995 freigestellte Betriebsrätin und stellvertretende BR-Vorsitzende.
Die Entscheidung, im Betriebsrat mitzuarbeiten, habe ich 1992 auch getroffen, weil ich diesen Weg als meinen begriff, um mit den gesellschaftlichen Umwälzungen dieser Zeit umgehen zu können. Damals war es wichtig, erstmals Regeln wie Tarifverträge, Sozialplan und Betriebsvereinbarungen aufzustellen – ein ungeheuer großer Lernprozess für uns alle.
Heute sieht die Situation so aus: Im Gegensatz zu den Jahren bis 1999 – wir haben knapp 800 Mitarbeiter des Dresdner Druck- + Verlagshauses vertreten – existieren nun nach den vorgenommenen Ausgliederungen zahlreiche Tochterfirmen. Wir konnten dies nicht verhindern, jedoch erstreikte sich die Belegschaft mit Hilfe der Gewerkschaften Tarifverträge für die ersten neu gegründeten Regionalverlage. Anschließend war unsere Aufgabe, in diesen Unternehmen Betriebsratswahlen einzuleiten. Inzwischen gibt es acht Betriebsratsgremien mit insgesamt ca. 40 Mitgliedern, deren Arbeit wir im DD+V-Gruppenbetriebsrat koordinieren.
Aber auch unter den schwierigeren Bedingungen können und müssen wir Betriebsräte Grenzen setzen. Mir geht es ums Aufpassen, Aufmerksamkeit Erwecken und Einschreiten an den Stellen, wo die geforderte Leistung von Mitarbeitern nur noch am Rande der Erträglichkeit geleistet werden kann; um Hilfestellung und Engagement bei den verschiedensten sozialen und arbeitsrechtlichen Themen, die meine Kollegen an mich herantragen, und darum, die Probleme unserer DD+V-Gruppe durch die Mitarbeit im Konzernbetriebsrat von Gruner + Jahr weiter „nach oben“ zu tragen. Wir verhandeln neben vielen anderen Themen gerade eine Konzernbetriebsvereinbarung zum Einsatz und zur Bezahlung von Praktikanten.

Elke Schanz 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Presseversorgung: Bestens versichert

Die Vertreterversammlung der Versicherten der Presseversorgung hat beschlossen, die aktuelle Gesamtverzinsung im kommenden Jahr beizubehalten. In 2025 erhalten Kunden für das Vorsorgekonzept Perspektive eine Gesamtverzinsung von 4,3 Prozent. Diese ergibt sich aus einer laufenden Verzinsung von 3,0 Prozent und einer Schlusszahlung von 1,3 Prozent. Beim Produktkonzept InvestFlex wird der sichere Teil ebenfalls mit 4,3 Prozent verzinst.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

ARD: Durchbruch in Tarifrunde

In dem seit Januar andauernden Tarifkonflikt in ARD-Rundfunkanstalten gibt es erste Verhandlungsergebnisse. Zum Wochenende hin konnte am Freitag (15. November) ein Ergebnis im SWR erreicht werden. Für ver.di ist das ausschlaggebende Ergebnis, dass neben sechs Prozent Tariferhöhungen in zwei Stufen über eine Laufzeit von 25 Monaten auch eine für mittlere und niedrige Tarifgruppen stärker wirkende jährliche Sonderzahlung so stark erhöht wurde, dass es nachhaltige Tarifsteigerungen zwischen sechs und über zehn Prozent gibt.
mehr »