Renée Möhler – die Frau aus dem Saarland beim Steuermann
Als ein guter Steuermann wurde an dieser Stelle vor einem Monat Werner Ach, der neue Vorsitzende der Fachgruppe Medien, treffend beschrieben. Und einem guten Steuermann wird nicht nur jederzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel, sondern auch eine gute Mannschaft an seiner Seite gewünscht. Und diese braucht einen guten Spielmacher oder eine gute Spielmacherin für passgenaue Vorlagen, fein geschlenzte Flanken oder überraschende, gefährliche Konter. Solche Spielzüge in Theorie und Praxis passen zu ihr, zur neuen Stellvertretenden Vorsitzenden der Fachgruppe Medien, zu Renée Möhler.
Als Nachrichtenredakteurin beim Saarländischen Rundfunk gehören Bundesliga und Tabelle zu ihrem redaktionellen Alltag, neutral aufgelistet, unkommentiert an die Sportredaktion oder die Nachrichten weitergegeben. Privat hingegen sieht das ganz anders aus: Da engagiert sich die Kollegin aus Saabrücken vehement für Borussia Dortmund, bekennt Farbe durch ihre BVB-Mitgliedschaft. Im letzten dju-Bundesvorstand musste daher schon mal auf die Netiquette im Mailverkehr hingewiesen werden, wenn am Rande einer ernsthaften Diskussion plötzlich die Schlacht zwischen der Borussin aus dem Saarland und dem Bayern aus NRW ausbrach und zu heftig tobte.
Zurück zur Stellvertretenden Vorsitzenden: Renée Möhler, 46, verheiratet, zwei Söhne, freie Hörfunkredakteurin beim SR. „Mein Berufsleben,“ so sagt sie scherzend in aller Bescheidenheit, „ist das vorgelebte Leben der neuen Fachgruppe Medien.“ Dieses begann 1986 als Tontechnikerin beim SR. Zwölf Jahre später entschloss sie sich zum Wechsel in den Journalismus und begann 1998 ein Volontariat – natürlich beim Saarländischen Rundfunk. Im Jahre 2000 dann, nach dem abgeschlossenem Volontariat, die große Frage: Weitermachen als festangestellte Tontechnikerin oder aber als freie Journalistin in der Nachrichtenredaktion? Sie entschied sich für die Redaktion und wechselte zur dju, in der sie aber längst schon heimisch war. Denn auch im Saarland gilt: Wer sich einmal irgendwo in der Gewerkschaft engagiert, findet sich schon bald auch anderswo in einer weiteren gewerkschaftlichen Funktion wieder.
Freie Hörfunkredakteurin
Möhler: „1986 trat ich als Tontechnikerin der RFFU bei und war auch schon bald im Senderverbands-Vorstand. 1989 wurde ich Mitglied im Bezirksvorstand der IG Medien. Und dann kam ver.di. Wir hatten im Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saar immer schon einen gemeinsamen Vorstand von dju und RFAV. Im Landesbezirksvorstand wurde dann der dju-Platz vakant und unsere Mediensekretärin hat mich gefragt. Ich hab Ja gesagt und so bin ich in die dju gekommen.“
Aber so ist sie, auch irgendwie, in der RFAV geblieben: Maßgeblich hat sie, auch als Mitglied des Bundesfachbereichsvorstandes (FB 8), an der Vorbereitung zu der neuen, gemeinsamen Fachgruppe Medien in endlosen Sitzungen mitgearbeitet. Gegenseitiges Misstrauen galt es abzubauen – auf beiden Seiten. Und wer eignete sich dazu besser, als eine Kollegin, die zwar nicht crossmedial arbeitete, die aber beide Seiten, RFAV und dju, in ihrem Eigenleben bestens kannte.
Seit acht Jahren gehört sie dem dju-Bundesvorstand an, auch da war mal irgendwann ein Platz vakant und Renée Möhler wurde gefragt und sagte Ja. Und auch hier blieb es nicht bei einer schlichten Zustimmung, sondern sie engagierte sich sofort in den Bereichen Mitgliedergewinnung, Nachwuchsarbeit und dem dju-Hochschulprojekt.
Eine vernünftige journalistische Ausbildung war und ist für sie das Wichtigste im Zugang zu diesen Beruf. Und ohne eine vernünftige Ausbildung könne der Artikel 5 des Grundgesetzes, so Möhler vor drei Jahren auf der Youth Media Convention vor 150 jungen Nachwuchsjournalisten, nie mit Leben gefüllt werden: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Dieses Zitat wurde auf der Fähre zwischen Kiel und Oslo immer wieder aufgegriffen und diskutiert.
Renée Möhler weiter: „Nur wer sein Handwerk gründlich gelernt hat, ist später im Stande, mit seinen Fähigkeiten zu spielen, ohne gleich niveaulosen Journalismus darzubieten.“ Qualitätsjournalismus und Handwerk, so die Rundfunkjournalisten dann viel später beim Bier, würde auch immer einen Blick in den „Duden“ bedeuten, jenem Buch, das mit den herrlichen Umschlagsfarben Gelb und Schwarz gestaltet sei.
Grünkohlkönigin
Denn eine Überleitung zu den Borussen von Dortmund findet die engagierte Spielmacherin immer und immer wieder. Und wenn ihr Steuermann Werner Ach als Büttenredner der „Fassenacht“ gefeiert wird, so kann die zierliche Saarländerin sich gleichgewichtig als „Grünkohlkönigin 2006 von Westerstede / Ostfriesland“ in die Bütt werfen. Was das jedoch wiederum zu bedeuten hat, wird die ganze Mannschaft des neuen Bundesvorstandes Medien wohl eines Tages selbst herausfinden müssen und selbst erfahren.