Mitgliedschaft ist Familientradition

Jüngster und ältester Teilnehmer der Konferenz kamen aus NRW

Michael Sievers ist gerade 20, Jakob Hess kürzlich 75 Jahre alt geworden. Beide waren Teilnehmer der Bundeskonferenz des Fachbereiches Medien, Kunst und Industrie. Im Gespräch mit den Gewerkschaftern zeigten sich erstaunlich viele Gemeinsamkeiten.

Michael Sievers kommt aus Rheine und hat gerade sein Abitur geschrieben. Nach seinem Zivildienst will er Politik, Soziologie oder Germanistik studieren. Nebenbei trägt er einmal pro Woche rund drei Stunden Zeitungen aus. Mit den 50 Euro, die er dafür monatlich verdient, bessert er sich sein Taschengeld auf. Michael engagiert sich im ver.di-Ortsvereinsvorstand und im Bezirksjugendvorstand.
Jakob Hess kommt aus Bonn und ist gelernter Schriftsetzer. Er war erst in der Papierverarbeitung tätig, dann 36 Jahre lang in der Bundesdruckerei. Er engagierte sich im Personalrat und als Vertrauensmann und Schwerbehindertenvertreter. Durch eine schwere Krankheit wurde er 1989 erwerbsunfähig. Seitdem opfert er einen großen Teil seiner Zeit der ehrenamtlichen Arbeit für ver.di, ist u.a. seit 1990 Seniorensprecher des Ortsvereins Bonn.

M | Wann und wie bist Du zur Gewerkschaft gekommen?

MICHAEL SIEVERS | Ich bin seit 2005 ver.di-Mitglied. Da hatte ich gerade als Zeitungsausträger angefangen. Meine Eltern haben mich quasi zum Bezirksbüro geschickt, denn in meiner Familie ist die Gewerkschaftsmitgliedschaft eine Selbstverständlichkeit.

JAKOB HESS | Ich habe meinen Beruf bei einer ganz kleinen Klitsche gelernt. Nach der Lehre, das war 1951, bin ich der IG Druck und Papier beigetreten. Meine Eltern haben mich damals dazu gedrängt. Wer arbeitet, gehört in die Gewerkschaft – so war das bei uns Tradition. Gut so!

M | Was möchtest Du mit ver.di erreichen?

SIEVERS | Vor allem Gewerkschaftspositionen vertreten! Aber ich möchte natürlich auch Ansprechpartner und Unterstützung finden, wenn es um Lohnforderungen, Arbeitszeiten usw. geht. So dürfen zum Beispiel schon 14jährige Zeitungen austragen. Das ist teilweise richtig schwere Arbeit, wenn die Zeitungen sehr dick sind. Da wäre ver.di gefragt.

HESS | Ich möchte die Interessen der Seniorinnen und Senioren in ver.di vertreten aber auch dazu beitragen, dass diejenigen, die noch mitten im Arbeitsleben stehen und den wachsenden Druck spüren, eine starke Vertretung im Rücken haben.

M | Was könnte in ver.di besser laufen?

SIEVERS | Oftmals fehlen die Möglichkeiten, persönliche Kontakte zu knüpfen, auch bei dieser Konferenz. Bei unserer Landesfachbereichskonferenz in NRW war das gut gelöst: Da konnten sich die Delegierten am Vorabend kennen lernen.

HESS | Ich halte die unüberschaubare Größe von ver.di für ein Problem. Da blickt kein einfaches Mitglied durch. Deshalb müssen die Ortsvereine gestärkt werden – sie sind am dichtesten am Mitglied dran.

M | Deine Botschaft an den ältesten / jüngsten Teilnehmer der Konferenz…

SIEVERS | Ich habe großen Respekt vor so vielen Jahren Gewerkschaftsarbeit. Das ist eine tolle Leistung!

HESS | Sei beharrlich, vertrete deine Meinung offen – aber übe auch, deine persönlichen Interessen zurückzustecken.

    Protokoll: Gundula Lasch
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