Perspektiven und Visionen

Beratung in Berlin-Wannsee über die zukünftige dju-Tarifpolitik

Über die zukünftige Tarifpolitik der Deutschen Journalistinnen und Journalisten-Union (dju) in ver.di berieten Anfang September freie Journalisten und Redakteure aus der dju-Tarifkommission in Berlin-Wannsee. Neben dem Focus auf die kommende Tarifrunde 2008 in Verlagen und Redaktionen, die möglicherweise auch den Manteltarifvertrag berührt, waren vor allem Visionen für eine offensive und nachhaltige Strategie gefragt.

Ausgehend vom Ist-Zustand, der geprägt ist durch zu viele Verlage ohne Tarifbindung, von Umstrukturierungen, die mit Outcourcing und Leiharbeit ebenso einhergehen wie mit einer Umwandlung zahlreicher Berufsbilder sowie durch einen zu geringen gewerkschaftlichen Organisierungsgrad in den Unternehmen, gelang es in der Konferenz durchaus den Blick nach vorn zu richten. Dabei wurde sehr intensiv über eine Initiative für eine gerechtere Entlohung diskutiert. Neue Formen der Entgeltsystematik, die „Junge“ und „Alte“ gleichermaßen einbeziehen, wurden angedacht und kontrovers diskutiert. Weiterbildung/Qualifizierung und journalistische Verantwortung sollten in Verhandlungen und Verträgen einen höheren Stellenwert erhalten. Es gilt, die Freien bzw. ihre Arbeitsbedingungen viel konkreter und umfassender einzubeziehen. Ein Votum gab es für gemeinsame Tarifverträge von Angestellten und Redakteuren in Verlagen – dort wo möglich. Viel diskutiert: Sind Haustarifverträge immer ein Contra zum Flächentarif, untergraben sie ihn oder dienen sie im Zweifel der Stärkung desselben? Ziel ist natürlich, die Inhalte des „Mantels“ zu verteidigen und das Einkommensniveau abzusichern!
Können wir einfach so im alten Stiefel weitermachen? Das war schon eine grundlegende Frage, die überwiegend mit Nein beantwortet wurde. Dafür notwendig ist jedoch, sich auf die eigene, durchaus vorhandene Stärke zu besinnen. Die Aufzählung dieser Stärken war dann auch gar nicht so schwierig: So hat die dju in zahlreichen Redaktionen nicht zuletzt auch aufgrund ihrer Mitglieder in den Betriebsräten eine akzeptable Meinungsmacht. Sie verfügt über sehr viel Kompetenz in berufs- und tarifpolitischen Fragen, ist unbequem für die Arbeitgeber, verlässlich und glaubwürdig für die Kollegen. Und sie hat mit ver.di im Rücken nicht nur gefüllte Streikkassen, sondern auch die organisatorische Power, Tarifauseinandersetzungen zu initiieren und durchzustehen. Solidarität wirklich leben kann man in ver.di, in der alle Berufsgruppen der Medienbranche vereint sind. Das gehört ebenfalls zu den Alleinstellungsmerkmalen der dju im Verbund der millionenstarken Dienstleistungsgewerkschaft, die vielfältig an der gesellschaftlichen Gestaltung teilnimmt. Mit diesen Stärken im Gepäck sollte es künftig gelingen, noch mehr Kolleginnen und Kollegen zu mobilisieren, sich mit der dju gemeinsam für die ureigensten Interessen einzusetzen. Dabei geht es um bessere Arbeitsbedingungen für einen Qualitätsjournalismus, der diesen Namen wieder in allen Bereichen verdient. Arbeiten bis zum Umfallen oder den Wertverlust der Arbeit, weil über Leiharbeit gleiche Arbeit für einen Dumpinglohn entrichtet wird. kann nicht der Maßstab sein!
Das heißt auch: Die dju muss – ausgestattet mit diesem Bewusstsein – wieder mehr Gesicht zeigen in den Unternehmen und darüber hinaus! Es gilt das Profil zu schärfen über eine gute Öffentlichkeitsarbeit und eine gute Tarifpolitik. Jeder einzelne dju-ler ist da gefragt, kann aktiv Gespräche führen. Die Teilnehmer der Klausur sind jedenfalls mit vielen konkreten Vorhaben wie der Wiederbelebung von dju-Treffpunkten, Patenschaften für Volontäre oder der Gründung von ver.di-Betriebsgruppen an ihre Arbeitsplätze zurückgefahren. Eine Arbeitsgruppe wird sich noch in diesem Jahr mit der Weiterentwicklung tarifpolitischer Konzepte beschäftigen.

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