… und oft auch das Herz

Retrospektive würdigt 10 Jahre Medien Galerie in Berlin

„verbrannt – befreit – verhüllt. Der Reichstagsbrand und das neue Deutschland“ hieß die Schau, mit der die Medien Galerie in Haus der Buchdrucker in der Berliner Dudenstraße am 2. Mai 1995 eröffnet wurde. Inzwischen folgten 62 weitere thematische Ausstellungen: die Dokumentation von Arbeitskämpfen, die Würdigung historischer Persönlichkeiten, die Darstellung von Medienentwicklungen, Expositionen zu Tanz, Artistik oder mit Werken der Bildenden Kunst.

Die Jubiläumsschau nach zehn Jahren bietet nun einen Rückblick und Kostproben von Vorangegangenem. Zur Eröffnung erinnerte Constanze Lindemann, Vorsitzende des ver.di-Fachbereichs Medien, Kunst und Industrie Berlin-Brandenburg (unser Foto) daran, dass sich die Medien Galerie im ehemaligen Buchgewerbesaal des Verbandes der deutschen Buchdrucker befindet, der vor 1933 mit wechselnden Ausstellungen, „der Kollegenschaft ständig zur Anschauung, Belehrung und Fortbildung“ dienen sollte. Die von der IG Medien gegründete und von ver.di fortgeführte Galerie ist jedoch kein bloßer Ort der Rückschau. Sie schafft den Rahmen für aktuelle Debatten und soll, so hieß es zur Gründung programmatisch, „mit ihren Beiträgen politisches und soziales Engagement bewirken“.
Die Rede zur Jubiläums-Vernissage am 31. März 2006 hielt Burkhard Baltzer, verantwortlicher Redakteur der ver.di-Zeitschrift „Kunst + Kultur“ unter dem provokanten Motto „Keine Alternative“. Er spannte den Bogen zurück zu den „Ursprüngen“, als Gewerkschaften immens an Kraft und Mitgliedern gewannen, doch eher „reagierten, statt zu agieren“. Heute müssten Gewerkschaften allzu oft erfahren: „Wer Abweichungen ins Minus bekämpft, gerät nicht zwangsläufig ins Plus.“ Baltzer forderte, Kreativität und Schöpfertum als Quellen im Kampf gegen Niedriglöhne, für Kündigungsschutz und gerechte europäische Sozialsysteme zu nutzen. Gewerkschaftliche Kulturstätten sollten „stadtbekannte Zentren von Kultur und Bildung bleiben und so ausgestattet sein“. Er forderte von ver.di, noch mehr für die „Stärkung der humanistischen Werte in dieser Gesellschaft“ zu tun, Kunstwettbewerbe auszuloben und um adäquate Bedingungen für die Arbeit von Kreativen und Künstlern zu ringen. Sie seien es, die „der Organisation das Gesicht geben und oft auch das Herz“. Die Alternative läge für die Gewerkschaft – wie für die Künstler seit langem – darin, „zu reflektieren und zu agieren“. Das taten zur Vernissage Akteure aus den hauptstädtischen ver.di-Kunstfachgruppen, Schriftsteller, Musiker und Bühnenkünstler bestritten das Programm.

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