Affront der Verleger

Nach jahrelangem Tauziehen um Urheberrechte hat Anfang März der schwedische Zeitungsverlegerverband offiziell jegliche Zusammenarbeit mit dem Journalistenverband abgebrochen.

Der für die sozialpartnerschaftlichen Verhältnisse in dem skandinavischen Land ungewöhnliche Schritt betrifft nicht die Verhandlungen der Unternehmer mit den Gewerkschaften über Tarifverträge zu sonstigen Arbeitsbedingungen, da dieses Verfahren laut schwedischen Gesetzen vorgeschrieben ist. Nach Einschätzung von Arne König, 2. Vorsitzender der Journalistengewerkschaft SJF ist der Schritt der Verleger eine Reaktion darauf, dass sie mit ihrem Vor­haben, jegliche Urheberrechte von festangestellten Redakteuren und freien Presseautoren komplett zu übernehmen, gescheitert sind.
Hintergrund der Zuspitzung in Schweden ist der Tarifvertrag von 2004, in dem staatlichen Schlichter ein eng begrenztes Teilrecht auf lokaler Ebene für das Aushandeln von bestimmten Urheberrechtsaspekten eingeräumt wurde. Dies nutzten die Zeitungsverleger, um auch andere Urheberrechtsbereiche zu regeln – unterstützt durch die staatlichen Schiedsge­richte, die nach Einschätzung der Gewerkschaft weit über ihr Teilmandat aus dem Tarifvertrag hinaus agierten. Daraufhin drohte der Journalistenverband, er werde nun die Schlichter rechtlich und persönlich haftbar machen für die Folgen und die Verluste, die der Journalistengewerkschaft und deren Mitgliedern durch der­artige Urheberrechtsvereinbarungen entstehen.
Für die SJF-Präsidentin Agneta Lindblom Hulthén steht der jüngste Affront der Verleger im Zusammenhang mit deren generellen Kurs der Verweigerung von Verhandlungen mit den Journalisten. Besonders bedenklich seien diese rechtlichen und kommerziellen Attacken in einem Land wie Schweden, da sie unabhängigen Journalismus bedrohen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fußball-EM: Eine Halbzeitbilanz

Spätestens seit dem Gruppensieg der deutschen Nationalelf wechselte die Stimmung im Lande von Skepsis zu Optimismus. Ausgedrückt in Zahlen: Vor dem Start des Turniers trauten gerade mal sieben Prozent der Mannschaft den Titelgewinn zu, nach drei Partien stieg dieser Wert auf 36 Prozent. Entsprechend wuchs auch das Interesse an den TV-Übertragungen.
mehr »

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »

Für eine Handvoll Dollar

Jahrzehntelang konnten sich Produktionsfirmen auf die Bereitschaft der Filmschaffenden zur Selbstausbeutung verlassen. Doch der Glanz ist verblasst. Die Arbeitsbedingungen am Set sind mit dem Wunsch vieler Menschen nach einer gesunden Work-Life-Balance nicht vereinbar. Nachwuchsmangel ist die Folge. Unternehmen wollen dieses Problem nun mit Hilfe verschiedener Initiativen lösen.
mehr »

Tarifverhandlungen für Zeitungsjournalist*innen

Bereits Ende Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und dem Zeitungsverlegerverband BDZV begonnen. Darin kommen neben Gehalts- und Honorarforderungen erstmals auch Regelungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Sprache.
mehr »