Aktion für Cheng Jianping, China

Arbeitslager für Twitter-Kommentar

Eigentlich wollte Cheng Jianping am 27. Oktober heiraten. Doch an diesem Tag kam die Polizei bei ihr vorbei und nahm sie fest. Die Behörden informierten darüber zunächst niemanden. Erst drei Wochen später kam heraus, dass Cheng Jianping in der zentralchinesischen Provinz Henan verhaftet und Mitte November zu einem Jahr „Umerziehung durch Arbeit“ verurteilt worden war.
Ursache für die Festnahme und das Urteil war die Weiterleitung einer ironischen Twitter-Botschaft. Die 46-Jährige hatte am 17. Oktober eine Kurzbotschaft mit dem satirisch gemeinten Vorschlag, den japanischen Pavillon auf der Weltausstellung in Schanghai anzugreifen, mit den Worten kommentiert: „Wütende Jugend, macht sie fertig.“ Der Twitter-Text war eine Reaktion auf junge nationalistische Chinesen, die japanische Produkte zerstört hatten, um gegen einen Vorfall auf See zwischen China und Japan zu protestieren. Er gab den augenzwinkernden Tipp, dass man in Schanghai doch viel mehr ausrichten könne.
„Die Verurteilung wegen der Wiederholung einer eindeutig satirisch gemeinten Betrachtung bei Twitter demonstriert das Ausmaß, in dem China die Meinungsfreiheit im Internet unterdrückt“, betont der Asien-Direktor von Amnesty International, Sam Zafiri. Möglicherweise sei Cheng Jianping aber auch wegen früherer unterstützender Kommentare für chinesische Menschenrechtler ins Visier der Behörden geraten. Unter anderem hatte sie sich für den inhaftierten Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo eingesetzt.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den chinesischen Ministerpräsidenten und fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung der gewaltlosen politischen Gefangenen Cheng Jianping.
Schreiben Sie auf Chinesisch, Englisch oder Deutsch an:
Prime Minister
Wen Jiabao Guojia Zongli
The State Council General Office
2 Fuyoujie
Xichengqu, Beijingshi 100017
VOLKSREPUBLIK CHINA
Fax: 00 86 / 10 65 96 11 09

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:

Botschaft der Volksrepublik China
S.E. Herrn Wu Hongbo
Märkisches Ufer 54
10179 Berlin

Fax: (030) 2758 8221
E-Mail: de@mofcom.gov.cn

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Inhalte brauchen Moderation

Theresa Lehmann ist Tiktok-Expertin bei der Amadeu Antonio Stiftung. Sie leitete das Modellprojekt pre:bunk, das zum Ziel hatte, Jugendliche mit Videoformaten zu Desinformation auf TikTok zu sensibilisieren. Mit M sprach sie über Regulierung, Verbote und Gefahren von Social Media.
mehr »

Die Newsfluencer kommen

In Deutschland vertraut eine Mehrheit der Menschen beim Nachrichtenkonsum in der digitalen Welt noch immer mehrheitlich auf klassische Medien. Das ist eine Erkenntnis aus einer im Oktober 2025 veröffentlichten Studie des Reuters Institute. Die britische Denkfabrik wollte herausbekommen, wie Menschen sich im Netz informieren. Dafür sind Personen in 24 Ländern befragt worden.
mehr »

Trumps digitaler Medienpranger

Donald Trump verfolgt mit seinen Attacken auf Medien und Journalist*innen drei Hauptziele: Ablenkung von eigenen Verfehlungen, Bindung seiner rechten Unterstützer*innen und Selbstbereicherung. Große Medienkonzerne unterstützen ihn, um eigene Profitinteressen zu fördern. Das Resultat ist eine Bedrohung von Pressefreiheit und Demokratie.
mehr »

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »