Aktion für Halifa Sallah, Gambia

Inhaftierung nach Kritik an Medizinmännern

Am 8. März 2009 fuhren fünf Polizisten in Zivil vor. Ihr Ziel war das Haus des Journalisten Halifa Sallah in der gambischen Hauptstadt Banjul. Sie nahmen den Redakteur von „Foroyaa“, der größten Oppositionszeitung des Landes, gleich mit. Zwei Wochen lang war Sallah als Untersuchungshäftling im Zentralgefängnis Gambias, dann kam er gegen Kaution auf freien Fuß.


In den vergangenen Wochen befasste sich Sallah mehrfach mit den Aktivitäten von Medizinmännern, die aus Mali und anderen Ländern Westafrikas nach Gambia eingeladen worden waren, um in einer Reihe von Dörfern Hexen zu identifizieren. Anlass war der Tod einer Tante von Präsident Yahya Jammeh, bei dem der Staatschef offenbar glaubte, dass Hexerei im Spiel war. Sallah und andere Reporter deckten auf, dass die von der Staatsgarde geschützten Medizinmänner mehrere alte Männer und Frauen als Hexen identifizierten, misshandelten und festnahmen. Auch wurde ihnen ein Gebräu eingeflößt, mit dessen Hilfe man angeblich feststellen kann, ob Personen Hexen sind. Eine Frau soll nach der Prozedur gestorben sein. Das Vorgehen wurde von Sallah heftig kritisiert und als schwerer Menschenrechtsverstoß und Eingriff in die Privatsphäre bezeichnet.
Sallah, der als Oppositionspolitiker von seinen Anhängern als „Mandela Gambias“ bezeichnet wird, wurde am 11. März des Aufruhrs und der Spionage angeklagt. In einem Brief an Präsident Jammeh betonte der Journalist, es sei seine Pflicht gewesen, mögliche Verbindungen zwischen der Regierung und dem Vorgehen der Medizinmänner aufzuzeigen. Deshalb werde er lieber sein Leben lang in einem Verließ schmoren als Verbrechen, wie jene der Medizinmänner zuzulassen. Sallahs Zukunft ist trotz der vorläufigen Freilassung ungewiss: Oppositionelle und Journalisten in Gambia werden regelmäßig bei der Arbeit behindert, festgenommen und nach unfairen Gerichtsverfahren ins Gefängnis geworfen oder auch bedroht und ermordet.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den gambischen Präsidenten und fordern Sie, dass die Anklage gegen den Journalisten Halifa Sallah fallen gelassen wird, weil seine Veröffentlichungen vom Recht auf Pressefreiheit gedeckt sind.

Schreiben Sie auf Englisch oder Deutsch an:
Captain Alhaji Yahya A. J. J. Jammeh
Office of the President, State House
Banjul, GAMBIA,
Fax: 00 220 – 42 27 034

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
BOTSCHAFT DER REPUBLIK GAMBIA
Frau Amie Nyan Alaboson, Geschäftsträgerin a.i.
126, Avenue Franklin Roosevelt
1050 Brüssel,
BELGIEN
Fax: 00 32–2–646 32 77
E-Mail: info@gambiaembassy.be

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

RSF: Vertrauen Sie der freien Presse!

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wählt in diesem Jahr ein neues Staatsoberhaupt oder eine neue Regierung, Regional- oder Kommunalpolitiker. Gleichzeitig begeht die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen (RSF) ihr 30-jähriges Bestehen. Grund genug für die Kampagne „Erste Worte“. Unterschiedliche Menschen hören Auszüge aus den Antrittsreden ihrer Präsidenten: Wladimir Putin aus dem Jahr 2000, Nicolás Maduro aus dem Jahr 2013 und Recep Tayyip Erdogan 2014.
mehr »

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »