Aktion für Hassan Bility

Zeitungsredakteur aus Liberia wurde festgenommen, seinem Blatt droht die Schließung

Zwei Männer in Zivil kamen am 24. Juni in der Hauptstadt Monrovia auf Hassan Bility zu. Der Redakteur der Zeitung „The Analyst“ ahnte, was ihm bevorstand. Denn offenbar handelte es sich bei den Männern um Angehörige der Kriminalpolizei Liberias. Hassan Bility fragte, was sie von ihm wollten. Doch eine Antwort erhielt er nicht. Statt dessen wurde er geohrfeigt, getreten und in ein Auto gezwängt, das mit ihm wegfuhr.

Der Rundfunksender „Kiss FM“ meldete später, dass Hassan Bility unter dem Verdacht festgenommen worden sei, eine „Terrorzelle der bewaffneten Oppositionsgruppe ‚Liberians United for Reconciliation and Democracy’ (LURD) zu unterhalten“. Bility kennt es, Repressionen ausgesetzt zu sein: Zweimal war er bereits verhört und inhaftiert worden. Auch die Zeitung „The Analyst“ ist nicht zum ersten Mal im Visier der Behörden des westafrikanischen Landes: Schon zweimal musste sie ihr Erscheinen vorübergehend einstellen, nachdem die Redaktion Artikel publiziert hatte, die als regierungskritisch gewertet wurden.

Diesmal rechnen Oppositionskreise mit noch schlimmeren Konsequenzen. Denn die Einschüchterungsversuche gegen Regierungskritiker, Menschenrechtler und Journalisten nehmen seit der Verhängung des Ausnahmezustands durch Staatspräsident Charles Taylor Anfang Februar dieses Jahres zu. Am 13. Mai drohte ein leitender Polizeibeamter Hassan Bility telefonisch mit der Ermordung: „Wir kennen euch alle, die ihr gegen Präsident Taylor schreibt, und jetzt kommt die Zeit, mit euch abzurechnen.“

Diese Drohung erfolgte nach der Veröffentlichung eines Textes von Rechtsanwalt Taiwan Gongloe in „The Analyst“, der als regierungskritisch und gefährdend für die nationale Sicherheit eingestuft wurde. Gongloe wurde festgenommen und in der Haft gefoltert. Schließlich kam er wieder auf freien Fuß.

Menschen wie Gongloe oder Bility sind in Liberia ständig in Gefahr, von den Sicherheitskräften angegriffen, ohne Anklageerhebung inhaftiert und gefoltert zu werden. Einige von ihnen sahen sich aus Angst um ihr Leben gezwungen, das Land zu verlassen.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den liberianischen Staatspräsidenten und fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung des Journalisten Hassan Bility. Dringen Sie auf eine Zusage, dass er nicht gefoltert wird. Fordern Sie außerdem die Achtung der Pressefreiheit sowie eine Garantie, dass Regierungskritiker unbehelligt arbeiten können.

Schreiben Sie an:
His Excellency
Mr Charles Taylor
Office of the President
Executive Mansion
PO Box 9001
Capitol Hill
Monrovia
LIBERIA
Telefax: 00 231–228 026

Schicken Sie Kopien Ihrer Briefe an:
The Analyst
Stanley Sukaloh – Editor
c/o LIPWA
PO Box 6545
Corner of Bensen & Center Streets
1000 Monrovia – 10
LIBERIA (Zeitung)
Telefax: 00 231–227 838

sowie an:
Kanzlei der Botschaft der Republik Liberia
S. E. Herrn Rufus Webster Simpson
Mainzer Str. 259
53179 Bonn
Telefax: 0228–340 822

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Kriminalität nicht mit Migration verknüpfen

Kriminelle Migranten bedrohen die Sicherheit in Deutschland“ – dieses alte rechte Narrativ wird von der AfD neu belebt und verfestigt sich in der Mitte von Gesellschaft und Politik. Medien, die diese realitätsverzerrende Erzählung bedienen, weil sie meinen, die laute Minderheit repräsentiere ein öffentliches Interesse, spielen mit dem Feuer.
mehr »

Mit BigTech gegen Pressefreiheit

Der Vogel ist frei“ twitterte der US-Milliardär und Big Tech-Unternehmer Elon Musk am 28. Oktober 2022, dem Tag seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, der damals noch den blauen Vogel als Logo hatte. Der reichste Mann der Welt wollte nach eigener Aussage den Dienst zu einer Plattform der absoluten Redefreiheit machen: „Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem die für die Zukunft der Menschheit wichtigen Themen diskutiert werden“, hatte er zuvor erklärt.
mehr »

Neue Nachrichten für Russland

Reporter ohne Grenzen (RSF) hat in Paris gemeinsam mit der Witwe von Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, den neuen Fernsehsender Russia’s Future  vorgestellt. Der Sender soll das Vermächtnis des in russischer Haft ermordeten Oppositionsführers bewahren und die Pressefreiheit in Russland stärken. Ausgestrahlt wird er über das von RSF initiierte Svoboda Satellite Package, das unabhängigen, russischsprachigen Journalismus sendet.
mehr »

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »