Aktion für Milan Nepali

Redakteur der nepalesischen Wochenzeitung „Janadesh“ ist seit Monaten „verschwunden“

Es war mittags gegen 11 Uhr am 21. Mai 1999, als acht Polizisten, vier in Uniform, vier in Zivilkleidung, den Journalisten Milan Nepali im Stadtteil Sundhara der Hauptstadt Kathmandu festnahmen. Sie verfrachteten ihn in einen Polizeiwagen und fuhren davon.

Es war das letzte Mal, dass Nepali in der Öffentlichkeit gesehen wurde. Der damals 31-jährige Journalist arbeitet für die Wochenzeitung „Janadesh“, die der bewaffneten Kommunistischen Partei Nepal (CPN) nahestehen soll. Diese maoistische Gruppe hatte 1996 den „Krieg des Volkes“ gegen die Koalitionsregierung erklärt, an der ebenfalls kommunistische und marxistische Gruppen beteiligt sind. Seit Ausrufung des Krieges muss amnesty international zunehmend schwere Menschenrechtsverstöße wie Folter und politische Morde registrieren – sowohl von Regierungs- als auch von Rebellenseite.

Milan Nepali ist auch Redakteur der Monatszeitung „Disabodh“ und Mitglied des „Verbandes der Nepalesischen Intellektuellen“. Auch diese Organisation steht in den Augen der Regierung im Verdacht, mit der maoistischen CPN zu sympathisieren.

Nach der Festnahme von Milan Nepali haben Angehörige mehrmals versucht, ihn in der Haft zu besuchen. Zuerst leugnete die Polizei in Kathmandu, ihn in Gewahrsam genommen zu haben. Doch am 23. Mai gelang es Mitgliedern seiner Familie, der Polizei eine Tasche mit frischen Kleidungsstücken für den Gefangenen zu überreichen. Später wurde der Familie die gleiche Tasche mit den gebrauchten Sachen von Nepali zurückgegeben. Obwohl damit feststand, dass sich Nepali im Gewahrsam der Polizei befand, wurden seine Angehörigen nie bis zu ihm vorgelassen. Auch ein Haftprüfungsantrag der Verwandten blieb ohne Erfolg. Denn das Gericht verwarf den Antrag mit der Begründung, es gebe keine Beweise für eine Festnahme von Milan Nepali.

Milan Nepali war in den Jahren 1996 und 1997 bereits für insgesamt vier Monate ohne Anklage oder Verfahren inhaftiert worden. In den vergangenen Monaten haben die Fälle von „Verschwindenlassen“ in Nepal wieder zugenommen. Es ist anzunehmen, dass einige der „Verschwundenen“ in geheimen Haftzentren gefangen gehalten werden.

Bitte schreiben Sie

höflich formulierte Briefe an den nepalesischen Präsidenten, in denen Sie ihn auffordern, das Schicksal und den Aufenthaltsort von Milan Nepali ermitteln zu lassen und den Journalisten, sollte er inhaftiert sein, umgehend in einem fairen Verfahren vor Gericht zu stellen. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf deutsch an:

Rt. Hon. Prime Minister K.P. Bhattarai
Office of the
Prime Minister
Singha Durbar
Kathmandu
NEPAL
Fax 00977-1-227286

(Standardbrief bis 20 g: DM 1,10)

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:

Kanzlei der Botschaft des Königreichs Nepal
S.E. Herrn Dr. Novel Kishore Rai
Im Hag 15
53179 Bonn
Fax 0228/856747

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »

Junger Journalismus: Lernen, vernetzen und schützen

Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu, online wie auf der Straße. Umso wichtiger, Pressefreiheit nicht nur als Prinzip zu verstehen, sondern sie im Alltag zu verteidigen. Mit diesem Anspruch lud die Jugendpresse Deutschland Anfang November rund 80 junge Medieninteressierte nach Dresden ein. Bei der „YouMeCon kompakt“ ging es um journalistisches Handwerk, Verantwortung und darum, wie man Menschen schützt, die berichten.
mehr »

Mexiko: Stipendium als Wendepunkt

Mit einem Stipendium kam die Journalistin Vania Pigeonutt vor drei Jahren nach Berlin. Kurz vor dem Burn-Out, als eine Art hyperventilierendes Nervenbündel, traf die Mexikanerin aus dem Bundesstaat Guerrero bei Reporter ohne Grenzen ein. Heute hilft sie Kolleg*innen aus anderen Ländern, aber auch aus Mexiko, beim Start in einen neuen Alltag.
mehr »