Aktion für Seyoum Tsehaye und andere

Zehn unabhängige Redakteure aus Eritrea seit Monaten ohne Gerichtsverfahren inhaftiert

Der 18. September 2001 war für die Pressefreiheit in Eritrea ein schwarzer Tag. Die Regierung verbot alle unabhängigen Zeitungen und ließ zehn Journalisten von acht Blättern inhaftieren. Seitdem werden die Männer, unter ihnen der ehemalige Direktor des eritreischen Staatsfernsehens Seyoum Tsehaye sowie die Chefredakteure der Zeitungen „Tsigenay“, „Zemen“ und „Admas“, ohne Kontakt zur Außenwelt inhaftiert. amnesty international fordert ihre bedingungslose Freilassung, weil sie ausschließlich von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht haben.

Anfang April wurden neun Männer an unbekannte Haftorte gebracht. Es ist zu befürchten, dass sie misshandelt werden könnten. Der zehnte Gefangene musste ins Krankenhaus. Die Redakteure wurden alle wegen regierungskritischer Artikel festgenommen. Seit ihrer Inhaftierung im September sind sie weder angeklagt noch vor Gericht gestellt worden.

1997 waren erstmals unabhängige Zeitungen in Eritrea zugelassen worden. Allerdings müssen sie sich an die strengen Regeln halten, die ihnen das Pressegesetz auferlegt. In den letzten zwei Jahren wurden immer wieder Journalisten festgenommen, die regierungskritische Artikel verfasst haben. Sie wurden wegen Verleumdung angeklagt oder zum Krieg gegen Äthiopien in die Armee einberufen.

In den im Herbst geschlossenen Zeitungen war ein Offener Brief von 15 Mitgliedern der Regierungspartei dokumentiert worden, die sich kritisch zur Politik von Präsident Afewerki geäußert hatten. Der Brief hatte Interviews und Kommentare nach sich gezogen. Auch die elf greifbaren politischen Abweichler sind seit Monaten inhaftiert. Mehrere Journalisten sind aus Eritrea geflüchtet, um der Festnahme zu entgehen (siehe auch M 12 / 2001).

Schreiben Sie bitte Briefe an den Präsidenten Eritreas, in denen Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung der seit dem 18. September 2001 inhaftierten Journalisten Seyoum Tsehaye, Yosef Mohamed Ali, Amanuel Asrat, Temesgen Gebreyesus, Mattewos Habteab, Dawit Habtemichael, Medhanie Haile, Dawit Isaac, Fessahaye Yohannes und Said Abdulkadir fordern.

Schreiben Sie an:

His Excellency
Issayas Afewerki
President of Eritrea
Office of the President
PO Box 257
Asmara
ERITREA
Fax: 00 291 – 1 – 125 123

Schicken Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:

Botschaft des Staates Eritrea
Stavangerstraße 18
10439 Berlin
Fax: 030 – 44 67 46 21
E-Mail: er.embassy@freenet.de

Weitere aktuelle Beiträge

Der Schutz muss für alle gelten

Das israelische Militär hat ein Pressezelt im Gazastreifen angegriffen und dabei mehrere Journalisten des Senders Al-Dschasira getötet. Darunter Anas Al-Sharif, den die israelische Regierung als Terroristen bezeichnet. Für die Pressefreiheit ist das eine Katastrophe.
mehr »

Das Schicksal von Toshiko Sasaki

Als am 31. August 1946 das us-amerikanische Magazin „The New Yorker“ an den Zeitungskiosken auslag, verriet das Titelblatt in keinster Weise, welche Geschichte im Heftinneren auf den Leser wartete. Die Vorderseite des Einbands stammte wie so oft von dem New Yorker Künstler Charles E. Martin und zeigte eine friedliche Parklandschaft, in der Menschen spielen, tanzen oder spazierengehen. Drinnen aber entfaltete sich in einer Reportage mit dem Titel „Hiroshima“das  Grauen, das dem Abwurf der ersten Atombombe am 6. August 1945 über Japan folgte.
mehr »

Rechte Gratiszeitungen machen Meinung

In Ostdeutschland verbreiten kostenlose Anzeigenblätter zunehmend rechte Narrative – etwa der Hauke-Verlag in Brandenburg. Unter dem Deckmantel von Lokaljournalismus mischen sich Werbung, Verschwörungserzählungen und AfD-Propaganda. Möglich wird das auch wegen der Krise des Lokaljournalismus: Wo es kaum noch Medienvielfalt gibt, füllen rechte Angebote die Lücken.
mehr »

Kuba: Pressearbeit in der Krise

Kubas unabhängiger Journalismus steckt in der Krise. Auf der einen Seite sind etliche Berichterstatter*innen ausgewandert, auf der anderen ist der Druck von offizieller Seite hoch. Noch gravierender ist, dass Donald Trump die Organisation US-Aid aufgelöst hat, die etliche Redaktionen auf der Insel, aber auch in Honduras, Nicaragua oder  Guatemala unterstützt hat. Verantwortliche Redakteure suchen nun nach anderen Geldgebern.
mehr »