Aktion für Younis Abdelsalam, Jemen

Journalist willkürlich inhaftiert

Am 4. August 2021 begann für Younis Abdelsalam aus dem Jemen eine Odyssee des Grauens. An diesem Tag wurde er von Behörden, die unter der Kontrolle der Huthi-Aufständischen stehen, in der Hauptstadt Sanaa festgenommen. Eine Nacht lang hielt man ihn in einer geheimen, unterirdischen Haftanstalt fest, danach wurde er in ein Gefängnis verlegt, das dem Geheimdienst der Huthi untersteht.

Seine Angehörigen kannten Abdelsalams Aufenthalt nicht, wochenlang galt der Journalist als „verschwunden“. Drei Monate lang blieb er ohne Kontakt zur Außenwelt in einer Zelle, die meiste Zeit davon in Einzelhaft. Auch danach besserte sich seine Lage kaum. Bis heute ist er inhaftiert, ohne dass er angeklagt oder vor Gericht gestellt wurde.

Im Januar zahlte seine Familie eine Kaution, um die Freilassung von Younis Abdelsalam zu erwirken – auch das blieb erfolglos. Nach Angaben seines Bruders werden dem Journalisten Kontakte zu ausländischen Organisationen vorgeworfen. In seiner Berichterstattung hat sich Abdelsalam immer wieder kritisch zu politischen Vorgängen geäußert.

Amnesty International liegen ärztliche Gutachten vor, nach denen Younis Abdelsalam an einer psychischen Erkrankung leidet. Eine angemessene Gesundheitsversorgung wird ihm in der Haft jedoch verwehrt. Amnesty fordert seine umgehende und bedingungslose Freilassung.

Im Jemen herrscht seit Jahren Bürgerkrieg zwischen Kräften der sunnitisch geprägten Regierung, die unter anderem mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten ein militärisches Bündnis eingegangen ist, und den schiitischen Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden und weite Teile des Landes kontrollieren.

Alle Konfliktparteien sind für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Die Huthi gehen immer wieder mit Inhaftierungen oder Folter gegen Kritikerinnen und Kritiker, darunter Menschenrechtler und Journalisten, vor. Wenn es überhaupt mal zu Prozessen kommt, entsprechen die Verfahren in keiner Weise internationalen Standards.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den Sprecher der Huthi und fordern Sie ihn auf, den Journalisten Younis Abdelsalam sofort und bedingungslos freizulassen. Dringen Sie auch darauf, dass er bis zu seiner Entlassung angemessen medizinisch versorgt wird.

Schreiben Sie auf Arabisch, Englisch oder Deutsch an:

Mohamed Abdelsalam

E-Mail: mdabdalsalam@gmail.com

Twitter: @abdusalamsalah

Senden Sie eine Kopie an:

BOTSCHAFT DER REPUBLIK JEMEN

  1. E. Herrn Yahia Mohammed Abdullah Al-Shaibi

Schmidt-Ott-Straße 7

12165 Berlin

Fax: (030) 89 73 05 62

E-Mail: info@botschaft-jemen.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Israel: Press freedom under pressure

The Israeli newspaper Haaretz is known for its critical stance towards the government. Now government authorities are apparently no longer allowed to communicate in the newspaper. The TV station Al Jazeera has been banned from broadcasting. This was made possible by a law passed in April banning foreign media that are considered harmful to Israel's security. We spoke to Israeli journalist and trade unionist Anat Saragusti.
mehr »

Israel: „Angriff auf die Medienfreiheit“

Die israelische Tageszeitung Haaretz ist für ihre regierungskritische Haltung bekannt. Nun sollen Regierungsbehörden offenbar nicht mehr mit der Zeitung kommunizieren. Gegen den TV-Sender Al Jazeera besteht ein Sendeverbot. Ermöglicht wurde dies durch ein im April beschlossenes Gesetz, das das Verbot ausländischer Medien vorsieht, die als schädlich für die Sicherheit Israels angesehen werden. Wir sprachen mit der israelischen Journalistin und Gewerkschafterin Anat Saragusti.
mehr »

Österreichs Rechte greift den ORF an

Eines muss man Herbert Kickl lassen – einen Hang zu griffigen Formulierungen hat er: „Die Systemparteien und die Systemmedien gehören zusammen, das ist wie bei siamesischen Zwillingen,“ sagte der FPÖ-Spitzenkandidat auf einer Wahlkampfveranstaltung im September. „Die einen, die Politiker, lügen wie gedruckt, und die anderen drucken die Lügen. Das ist die Arbeitsteilung in diesem System“. Seinen Zuhörenden legte Kickl mit seinen Worten vor allem eins nahe: Die rechte FPÖ könne dieses dubiose System zu Fall bringen oder zumindest von schädlichen Einflüssen befreien.
mehr »

Die Entstehung des ÖRR in Deutschland

Im Jahr 1945 strahlten die deutschen Radiosender Programme der Militärregierungen aus. Zum Beispiel Norddeutschland. Dort hatte der nationalsozialistische Reichssender Hamburg am 3. Mai seine Tätigkeit eingestellt. Nur wenige Stunden später besetzten britische Soldaten das Funkhaus und schon am 4. Mai erklang eine neue Ansage: „This is Radio Hamburg, a station of the Allied Military Government.”
mehr »