„Freie Medien sind der Schlüssel zur Demokratie“

Afrikanische Internationale Pressetage in Hamburg

Sie werden schikaniert, eingesperrt oder sogar ermordet: Unabhängige Journalisten können in vielen afrikanischen Ländern nur unter Einsatz ihres Lebens arbeiten. Um auf die KollegInnen und ihre Arbeitsbedingungen auf dem schwarzen Kontinent aufmerksam zu machen, finden erstmals in Europa die „Afrikanischen Internationalen Pressetage“ statt – vom 10. bis zum 12. April 2000 bei Gruner + Jahr in Hamburg.

„JournalistInnen, die nicht für die Regierungsmedien arbeiten, werden systematisch bei ihrer Berufsausübung behindert“, sagt Charles Gnaléko, Gründer der „Aktion für die unabhängige Presse in Afrika e.V.“ (A.U.P.A.). Gnaléko, selbst Journalist, musste 1995 aus seinem Heimatland Elfenbeinküste flüchten. Den diktatorischen Machthabern missfielen die Texte des Oppositionellen, der für die Wochenzeitung „Liberté“ arbeitete. Nach Bespitzelungen und wochenlangen Verhören könnte Gnaléko aus seiner Heimat fliehen. Viele seiner KollegInnen hatten dieses Glück nicht. Allein zwischen 1994 und 1997 wurden mehr als 20 JournalistInnen im Land Elfenbeinküste inhaftiert, so Gnaléko.

Mit ihrem Kongress will die „A.U.P.A.“ JournalistInnen aus Afrika und Europa zusammenbringen. „Oberstes Ziel ist es“, so Charles Gnaléko, „die hier üblichen Arbeitsbedingungen auch in Afrika möglich zu machen.“ Zu den Pressetagen werden rund 70 TeilnehmerInnen beider Kontinente erwartet. Zusätzlich 300 Gäste, unter anderem von „Reporter ohne Grenzen“, Amnesty International, der IG Medien sowie KollegInnen von NDR, ZDF, dem Burda-Verlag und Gruner+ Jahr und dem Verband der Deutschen Zeitschriftenverleger. Auch Freimut Duve (OSZE) und Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) haben ihre Teilnahme zugesagt.

„Ohne Pressefreiheit wird es keine ernsthafte Entwicklung in Afrika geben“, ist sich Charles Gnaléko sicher. Doch die Diktatoren hätten gar kein Interesse daran, dass sich in Afrika gesellschaftlich etwas ändert. „So lange die Menschen mit der Suche nach ihrem täglichen Brot beschäftigt sind“, so „A.U.P.A.“-Vorsitzender Gnaléko, „können sie das vorherrschende politische System in ihrem Land nicht in Frage stellen“. Deshalb werde der Bevölkerung das Recht auf Bildung und Information vorenthalten. „Unabhängige Medien sind aber der Schlüssel“, sagt Gnaléko, „die Menschen über ihre Rechte zu informieren und die Demokratie zu entwickeln.“ Deshalb will die „A.U.P.A.“ auf ihrem Kongress auch nach Wegen suchen, um die afrikanische Presse finanziell zu unterstützen. Und außerdem werden noch Schreibmaschinen und Computer, Bürobedarf, Abspiel- und Audio-Video-Geräte gesucht.

Kontakt und Kongress-Unterlagen:

A.U.P.A. e.V.
Postfach 201940
20209 Hamburg
Tel. 040/42913402
Fax 040/4396011
E-Mail: Walibi@gmx.net

Weitere aktuelle Beiträge

Der Schutz muss für alle gelten

Das israelische Militär hat ein Pressezelt im Gazastreifen angegriffen und dabei mehrere Journalisten des Senders Al-Dschasira getötet. Darunter Anas Al-Sharif, den die israelische Regierung als Terroristen bezeichnet. Für die Pressefreiheit ist das eine Katastrophe.
mehr »

Das Schicksal von Toshiko Sasaki

Als am 31. August 1946 das us-amerikanische Magazin „The New Yorker“ an den Zeitungskiosken auslag, verriet das Titelblatt in keinster Weise, welche Geschichte im Heftinneren auf den Leser wartete. Die Vorderseite des Einbands stammte wie so oft von dem New Yorker Künstler Charles E. Martin und zeigte eine friedliche Parklandschaft, in der Menschen spielen, tanzen oder spazierengehen. Drinnen aber entfaltete sich in einer Reportage mit dem Titel „Hiroshima“das  Grauen, das dem Abwurf der ersten Atombombe am 6. August 1945 über Japan folgte.
mehr »

Rechte Gratiszeitungen machen Meinung

In Ostdeutschland verbreiten kostenlose Anzeigenblätter zunehmend rechte Narrative – etwa der Hauke-Verlag in Brandenburg. Unter dem Deckmantel von Lokaljournalismus mischen sich Werbung, Verschwörungserzählungen und AfD-Propaganda. Möglich wird das auch wegen der Krise des Lokaljournalismus: Wo es kaum noch Medienvielfalt gibt, füllen rechte Angebote die Lücken.
mehr »

Kuba: Pressearbeit in der Krise

Kubas unabhängiger Journalismus steckt in der Krise. Auf der einen Seite sind etliche Berichterstatter*innen ausgewandert, auf der anderen ist der Druck von offizieller Seite hoch. Noch gravierender ist, dass Donald Trump die Organisation US-Aid aufgelöst hat, die etliche Redaktionen auf der Insel, aber auch in Honduras, Nicaragua oder  Guatemala unterstützt hat. Verantwortliche Redakteure suchen nun nach anderen Geldgebern.
mehr »