Gambia: Viele Aufgaben trotz Fortschritten

Gambias Präsident Adama Barrow (2. v. r.) mit dem Leiter des RSF-Afrika-Büros Sadibou Marong (l.), RSF-Generalsekretär Christophe Deloire (2. v. l.) und RSF-Gambia-Korrespondent Pap Saine. Foto: RSF / Robin Grassi

Eine Delegation von Reporter ohne Grenzen (RSF) unter der Leitung von Generalsekretär Christophe Deloire hat Ende November in Gambia mit Präsident Adama Barrow die großen Fortschritte, aber auch die Defizite seines Landes in Bezug auf die Pressefreiheit diskutiert. Seit dem Sturz von Diktator Yahya Jammeh im Jahr 2017 hätten sich die Arbeitsbedingungen für Medienschaffende in dem westafrikanischen Land deutlich verbessert, heißt es in einer RSF-Pressemitteilung. Hoffnung mache zudem, dass der Mord am RSF-Korrespondenten Deyda Hydara im Dezember 2004 in Gambia aktuell vor einem deutschen Gericht aufgearbeitet wird.

Die RSF-Delegation lobte laut Pressemitteilung Gambias beispiellosen Aufstieg auf der Rangliste der Pressefreiheit. Seit 2017 sei das Land von Platz 143 auf Platz 50 geklettert, den achthöchsten Rang auf dem afrikanischen Kontinent. Unter Diktator Yahya Jammeh wurden drei Medienschaffende getötet und viele weitere inhaftiert oder ins Exil gezwungen. Inzwischen würden Journalistinnen und Journalisten in Gambia ein nie dagewesenes Maß an Freiheit genießen.

Allerdings stünden einige Reformen noch aus. Da die neue Verfassung noch nicht verabschiedet sei, wären die verfassungsrechtlichen Garantien für die Pressefreiheit noch nicht in Kraft getreten. Die aus der Jammeh-Ära übernommenen drakonischen Gesetze, die Gefängnisstrafen für den vage definierten Straftatbestand der „Aufwiegelung“ vorsehen, seien noch nicht aufgehoben. Das neue Informationsfreiheitsgesetz von 2021 sei eine positive Entwicklung, wurde jedoch noch nicht umgesetzt. Zugleich sei der Staat mit den Zahlungen für Anzeigen, die er in Medien schaltet, immer wieder im Rückstand, was die Medien wirtschaftlich schwäche.

Auch betonten die RSF-Vertreter, dass alles getan werden müsse, um die Anstifter und Täter der Morde an den drei Journalisten in der Jammeh-Ära vor Gericht zu stellen. Der mutmaßliche Fahrer der Mörder von Deyda Hydara muss sich seit April dieses Jahres im niedersächsischen Celle nach dem Weltrechtsprinzip wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Verbindung mit Mord und versuchtem Mord verantworten. Die mutmaßlichen Auftragsmörder selbst sind in Gambia auf freiem Fuß. Ex-Diktator Yahya Jammeh lebt unbehelligt im Exil in Äquatorialguinea. „Jammeh muss an Gambia oder an ein Drittland ausgeliefert werden und dort vor Gericht gestellt werden, um ein starkes Zeichen zu setzen“, sagte Christophe Deloire.

RSF will Gambia dabei unterstützen, unabhängigen und vertrauenswürdigen Journalismus zu fördern, etwa durch die von RSF initiierte Journalism Trust Initiative (JTI), eine Plattform, die vertrauenswürdige Nachrichtenquellen identifizieren und stärken soll. Außerdem forderte RSF Gambia auf, sich der Partnerschaft für Information und Demokratie anzuschließen, einem von RSF initiierten zwischenstaatlichen Zusammenschluss von inzwischen 50 Ländern, der darauf abzielt, demokratische Garantien im digitalen Bereich zu etablieren. Zuletzt sind im September die Vereinigten Staaten und Uruguay sowie im November Albanien und Niger beigetreten.

An dem Treffen im Privathaus des Präsidenten im Dorf Mankamang Kunda 300 Kilometer östlich der Hauptstadt Banjul nahm auch Informationsministerin Lamin Queen Jammeh teil. Neben Generalsekretär Christophe Deloire wurde RSF von Sadibou Marong, dem Direktor des Afrika-Büros der Organisation in Dakar, und dem prominenten gambischen Journalisten Pap Saine vertreten, der seit der Ermordung seines Vorgängers Deyda Hydara RSF-Korrespondent in dem Land ist.

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