Montenegro: EJF-Jahrestagung in Südosteuropa als Zeichen der Solidarität
Pressefreiheit, Sicherheit, Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen: Damit sind nach Ansicht von Mogens Blicher Bjerregard die zentralen Themenfelder für die Arbeit der EJF benannt. Der Präsident der Europäischen Journalisten-Föderation eröffnete am 2. Juni in Budva (Montenegro) das Jahrestreffen der Journalisten-Gewerkschaften, bei dem 80 Vertreter aus 35 Ländern zusammenkamen.
Zwischen 2006 und 2013 wurden nach Zahlen der UNESCO 21 Kollegen und Kolleginnen in Europa getötet. Seit Anfang 2014 sind es weitere 20, wie Mogens Blicher Bjerregård berichten musste. Der Schock durch die Ermordung der Karikaturisten bei „Charlie Hebdo“ sitzt immer noch tief. Und Hunderte von namenlosen Journalisten in Europa „sehen sich bedroht, dass man sie zum Schweigen bringen will“.
Intensive Lobbyarbeit bei Gesprächen mit EU-Kommissaren, EU-Parlamentariern und beim Europarat gehört zu den wichtigen alltäglichen Aktivitäten der EJF. Sorgenkinder sind die Freien, deren Status in manchen Ländern nicht anerkannt wird – sie gelten dort als „informelle Beschäftigte“. Arbeitsintensiv sind die Verteidigung der Urheberrechte und der Einsatz für Kollegen und Kolleginnen, die in Online-Ausgaben berichten. Bjerregård: „Journalismus wird jedenfalls nicht aussterben, denn auch in Zukunft gibt es Bedarf an professionell erarbeiteten Berichten“.
In der EJF sind 61 Journalistenorganisationen aus 40 Ländern organisiert. Das Jahrestreffen wurde bewusst in Südosteuropa abgehalten, um Solidarität zu zeigen. Denn hier setzen Verleger eher auf Gehaltskürzungen statt auf Tarifverträge – auch in Ländern, die, wie Kroatien, bereits EU-Mitglieder sind. In Serbien wurde wegen der Medienkonzentration der 1. Juli als Stichtag für die Schließung von 72 Lokalmedien verkündet. Übergriffe auf Medien und Behinderungen journalistischer Arbeit stehen in Südosteuropa auf der Tagesordnung. Marijana Camovic, Vorsitzende der Mediengewerkschaft in Montenegro, betonte: „Die Arbeitsbedingungen sind so mies wie nie. Jeder, der die Möglichkeit hat, wechselt in andere Berufe.“ Janina Hrebickova, Botschafterin der OSZE in Montenegro, bestätigte: „Journalisten brauchen eine anständige Bezahlung, um unabhängig berichten zu können. Davon kann in dieser Region keine Rede sein“. Ein zentrales Thema auf der Jahrestagung war die intensive Zusammenarbeit zwischen den Journalistengewerkschaften in Russland und der Ukraine. Unter dem Motto „Zwei Länder, ein Beruf“ ist sie ein Vorbild für professionelle Kooperation unabhängig von politischen Konflikten. „In beiden Ländern gibt es viel Aggression und Propaganda, aber dem müssen wir entgegensteuern“, hieß es von beiden Seiten.
Auf der Website www.stopfake.org werden Manipulationen in Medienberichten aufdeckt.
wm