Journalist und Gewerkschafter inhaftiert

Aktion für Eric Topona, Tschad

Auch der Arbeitsplatz beim staatlichen Rundfunk schützt nicht vor Willkür der Behörden. Eric Topona, der beim ONRTV (Office National de Radiodiffusion et Télévision du Tchad) als Journalist in der Hauptstadt N’Djamena beschäftigt ist, wurde am 6. Mai als Zeuge vorgeladen. Als er im Amtsgericht eintraf, wurde Topona festgenommen und wegen „Gefährdung der verfassungsrechtlichen Ordnung“ angeklagt. Seitdem ist er im Am-Sinene-Gefängnis in der Hauptstadt des zentralafrikanischen Landes inhaftiert. Das Gefängnis ist berüchtigt. Laut Amnesty International sind die Haftbedingungen dort lebensbedrohlich schlecht.

Amnesty International Logo
Amnesty International Logo

Was Topona genau vorgeworfen wird, bleibt seit Monaten schwammig. Amnesty International befürchtet, dass der Journalist lediglich ergriffen wurde, weil er von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hat. Nach Angaben seines Rechtsbeistandes sollte Eric Topona am 6. Mai eigentlich als Zeuge in einem Verleumdungsverfahren gegen den Schriftsteller Jean Laokolé aussagen. Dieser war Ende März festgenommen worden, weil er „falsche Anschuldigungen“ gegen eine bestimmte Personengruppe erhoben haben soll. Auch was sich genau hinter dieser diffusen Anschuldigung verbirgt, ist unklar.

Topona, der auch Generalsekretär der tschadischen Journalistengewerkschaft ist, ist den Behörden seines Landes schon länger ein Dorn im Auge. Seit etwa einem Jahr wird er zunehmend schikaniert, eingeschüchtert und bedroht. Verschiedene Regierungsstellen versuchen gar nicht zu verbergen, dass sie hinter den Drohungen stecken.

Die Festnahme des Journalisten erfolgte wenige Tage nach Bekanntwerden eines Putschversuches. Dabei sollen am 1. Mai mindestens acht Personen ums Leben gekommen sein. In der Folge haben Sicherheitskräfte unter anderem einen Abgeordneten der Opposition, mehrere ehemalige Angehörige der Armee und zahlreiche Zivilpersonen, darunter auch Eric Topona, festgenommen.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an die Menschenrechtsministerin des Tschad und fordern Sie die sofortige Freilassung des Journalisten und Gewerkschafters Eric Topona, sofern dieser nicht umgehend einer erkennbaren Straftat angeklagt werden sollte. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Französisch oder auf deutsch an:

Madame Amina Kodjiyana
Ministre des Droits de l’Homme
Ministère des Droits de l’Homme
BP 169, N’Djamena
TSCHAD
E-Mail: droittchad@yahoo.fr

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
BOTSCHAFT DER REPUBLIK TSCHAD
S.E. Herrn Tchonai Elimi Hassan
Lepsiusstraße 114
12165 Berlin
Fax: (030) 3199 16220
E-Mail: contact@ambatchadberlin.com

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Israel: Press freedom under pressure

The Israeli newspaper Haaretz is known for its critical stance towards the government. Now government authorities are apparently no longer allowed to communicate in the newspaper. The TV station Al Jazeera has been banned from broadcasting. This was made possible by a law passed in April banning foreign media that are considered harmful to Israel's security. We spoke to Israeli journalist and trade unionist Anat Saragusti.
mehr »

Israel: „Angriff auf die Medienfreiheit“

Die israelische Tageszeitung Haaretz ist für ihre regierungskritische Haltung bekannt. Nun sollen Regierungsbehörden offenbar nicht mehr mit der Zeitung kommunizieren. Gegen den TV-Sender Al Jazeera besteht ein Sendeverbot. Ermöglicht wurde dies durch ein im April beschlossenes Gesetz, das das Verbot ausländischer Medien vorsieht, die als schädlich für die Sicherheit Israels angesehen werden. Wir sprachen mit der israelischen Journalistin und Gewerkschafterin Anat Saragusti.
mehr »

Österreichs Rechte greift den ORF an

Eines muss man Herbert Kickl lassen – einen Hang zu griffigen Formulierungen hat er: „Die Systemparteien und die Systemmedien gehören zusammen, das ist wie bei siamesischen Zwillingen,“ sagte der FPÖ-Spitzenkandidat auf einer Wahlkampfveranstaltung im September. „Die einen, die Politiker, lügen wie gedruckt, und die anderen drucken die Lügen. Das ist die Arbeitsteilung in diesem System“. Seinen Zuhörenden legte Kickl mit seinen Worten vor allem eins nahe: Die rechte FPÖ könne dieses dubiose System zu Fall bringen oder zumindest von schädlichen Einflüssen befreien.
mehr »

Die Entstehung des ÖRR in Deutschland

Im Jahr 1945 strahlten die deutschen Radiosender Programme der Militärregierungen aus. Zum Beispiel Norddeutschland. Dort hatte der nationalsozialistische Reichssender Hamburg am 3. Mai seine Tätigkeit eingestellt. Nur wenige Stunden später besetzten britische Soldaten das Funkhaus und schon am 4. Mai erklang eine neue Ansage: „This is Radio Hamburg, a station of the Allied Military Government.”
mehr »