Mehr als 1000 Journalisten getötet

UNESCO-Mahnung: Straftaten gegen Journalisten ahnden und verhindern!
Foto: UNESCO

Seit 2006 sind nach Angaben der Vereinten Nationen weltweit mehr als 1.000 Journalisten aufgrund ihrer Arbeit getötet worden. Im Durchschnitt komme alle vier Tage ein Medienvertreter gewaltsam ums Leben, heißt es in einem Bericht, den die UNESCO zum 2. November, dem Internationalen Tag gegen die Straflosigkeit für Verbrechen an Journalisten, vorlegte. Die Aufklärungsrate solcher Fälle liege bei lediglich zehn Prozent, heißt es in einer von der deutschen UNESCO-Kommission Ende Oktober veröffentlichten Mitteilung.

Von 2006 bis 2017 registrierte die UNESCO 1.010 Tötungsfälle, weitere 86 kamen im laufenden Jahr hinzu. Erstmalig habe es 2017 mit 55 Prozent anteilig mehr getötete Journalisten in Ländern ohne bewaffnete Konflikte als in Kriegsgebieten gegeben. Mit 13 beziehungsweise elf Todesfällen führten Mexiko und Afghanistan 2017 die Liste der für Journalisten gefährlichsten Länder an.

Mit 34 Prozent der insgesamt 80 Todesfälle im vergangenen Jahr war den Daten zufolge die Asien-Pazifik-Region die tödlichste für Journalisten weltweit. Es folgen Lateinamerika und die Karibik mit 28 Prozent, die arabische Region mit 22 Prozent, Afrika mit sieben Prozent, Westeuropa und Nordamerika mit sechs Prozent sowie Zentral- und Osteuropa mit drei Prozent der getöteten Journalisten. 90 Prozent der im vergangenen Jahr getöteten Journalisten waren Lokaljournalisten – ein Trend, der sich bereits im letzten Jahrzehnt abzeichnete.

Die Präsidentin der deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer wertete das als besonders verächtliche Verbrechen, „da sie zugleich die Wahrhaftigkeit angreifen, die ein demokratisches Gemeinwesen ausmacht“. Willkürliche Verhaftungen, Folter, Einschüchterungen und die Beschlagnahmung von Recherchematerial seien inakzeptable Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit.

„Die Tötung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Ahmad Khashoggi hat uns alle schockiert“, sagte Böhmer. Die Bedrohung einer freien Presse finde aber auch vor unserer Haustür in Europa statt. Böhmer verwies auf die Ermordungen von Daphne Caruana Galizia in Malta und Jan Kuciak in der Slowakei, „offenbar um sie zum Schweigen zu bringen“. Nur mit einer Presse, die nicht bedroht wird, könne eine reflektierte öffentliche Meinungsbildung gelingen. Die UNESCO-Abteilung für Medien ruft weltweit zur Beteiligung an der Kampagne #ThruthNeverDies auf.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Filmtipp: Die Saat des Heiligen Feigenbaums

Die Alten hüten die Asche, die Jungen schüren das Feuer. Konflikte zwischen den Generationen sind vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit. Zumindest im Westen haben die im Rückblick als „68er-Bewegung“ zusammengefassten Proteste für tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen gesorgt. Angesichts des Klimawandels könnte sich das Phänomen wiederholen. Mohammad Rasoulofs Familiendrama, deutscher „Oscar“-Kandidat, beschreibt anhand der Demonstrationen im Iran, wie sich die Alten wehren.
mehr »

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

KI-Lösungen: Heise macht es selbst

Das Medienhaus „Heise Medien“ hat kürzlich das auf generative Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Medienhaus „Deep Content“ (digitale Magazine „Mixed“ und „The Decoder“) aus Leipzig gekauft. Damit will Heise die Zukunft generativer KI mitgestalten. „Deep Content“ entwickelte mit „DC I/O“ ein professionelles KI-gestütztes Workflow-Framework für Content-Teams und Redaktionen. Bereits seit Juni dieses Jahres kooperiert Heise mit „Deep Content“ bei der Produktion des Podcasts „KI-Update“. Hinter der Übernahme steckt die Idee, den neuen Markt weiter zu erschließen und hohe Gewinne einzufahren.
mehr »