Karikaturistin bedroht

Aktion für Rayma Suprani, Venezuela

Die Drohungen setzten am 18. März 2013 ein – als Kurznachricht, abgesendet von Mobiltelefonen. Die Rufnummern waren unterdrückt oder der Empfängerin – der Journalistin und Karikaturistin Rayma Suprani aus Venezuela – unbekannt. Über soziale Netzwerke wie Twitter ging es weiter: „Scheiß Putschistin, wir werden dich vernichten!“, hieß es beispielsweise. Oder: „Du Schlampe, du Lesbe, das wirst du bezahlen!“. Die Drohungen sind anonym, doch Rayma Suprani nimmt sie ernst. Allein am ersten Tag der Drohungen meldeten sich zwischen 17 und 24 Uhr mindestens 30 verschiedene Absender.

Amnesty International Logo
Amnesty International Logo

Suprani geht von einer koordinierten Aktion gegen sie aus. Sie arbeitet für die regierungskritische Zeitung El Universal und ist sicher, dass die Drohungen in Zusammenhang mit ihrer Arbeit für das Blatt stehen. Schon 2011 und 2012 hat sie Beleidigungen und Drohungen wegen ihrer Zeichnungen und Texte einstecken müssen. Zum Beispiel, nachdem sie eine Karikatur veröffentlichte, in der sie Venezuela und Kuba durch ein Seil verbunden darstellte. „Wir werden das Seil für dich benutzen, Verräterin Venezuelas!“, wurde ihr daraufhin anonym mitgeteilt.

In Venezuela wird das Recht auf freie Meinungsäußerung immer wieder verletzt. Regierungskritische Medien – die im Übrigen verbal kräftig austeilen – gibt es zwar, sie müssen aber mit Repressionen des Staates und der Justiz rechnen. Unter anderem wurde der Fernsehsender Globovisión wegen seiner Berichterstattung über eine Revolte im Gefängnis „El Rodeo“ mit einer Geldstrafe von zwei Millionen US-Dollar belegt. Der Kanal habe „Verbrechen gerechtfertigt“ und „aus politischen Gründen Hass gefördert“, hieß es zur Begründung. Der venezolanischen Justiz wirft Amnesty International immer wieder vor, gegen die Grundsätze der Unabhängigkeit zu verstoßen. Regierungskritische Medien geraten somit häufiger ins Visier der Strafverfolger als die staatlichen Medien. „Reporter ohne Grenzen“ haben allein im vergangenen Jahr mehr als 40 gewaltsame Angriffe auf Journalisten und Redaktionen dokumentiert.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf deutsch an die venezolanische Generalstaatsanwältin und fordern Sie eine unabhängige und umfassende Untersuchung der Drohungen gegen die Karikaturistin Rayma Suprani:

Dra. Luisa Ortega Díaz
Fiscalía General de la República
Edificio Sede Principal del Ministerio Público
Esquinas de Misericordia a Pele El Ojo Avenida México
Caracas – VENEZUELA
E-Mail: ministeriopublico@mp.gob.ve
Fax: 0058 – 212 578 3239

Senden Sie eine Kopie an:
BOTSCHAFT DER BOLIVARISCHEN REPUBLIK VENEZUELA
S.E. Herrn Rodrigo Oswaldo Chaves Samudio
Schillstraße 9–10, 10785 Berlin
Fax: (030) 8322 4020
E-Mail: embavenez.berlin@botschaft-venezuela.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Buchtipp: Alternative Medien

Luis Paulitsch ist ehemaliger Referent des österreichischen Presserats. Er forscht und publiziert in Fachzeitschriften zu medienethischen und zeitgeschichtlichen Themen. Sein aktuelles Buch beschäftigt sich eingehend mit dem Aufstieg von Medien, die den zahlreichen rechtspopulistischen und faschistischen Strömungen ein Forum bieten und damit ihren Teil zu deren politischen Erfolgen beigesteuert haben.
mehr »

USA: Gefährliche Berichterstattung

Zahlreiche Journalist*innen wurden während der Berichterstattung über die Demonstrationen in Los Angeles in der vergangenen Woche angegriffen, festgenommen und in ihrer Arbeit massiv behindert. Presserechtsgruppen verklagen nun die Polizei. Bei den Angriffen soll es sich um gezielte Attacken haben. Auch Reporter ohne Grenzen fordert eine Aufklärung aller dokumentierter Fälle.
mehr »

Rundfunkfinanzierung in der Sackgasse

Bisher war Einstimmigkeit gefordert, wenn es um rundfunkpolitische Fragen ging. Die Ministerpräsident*innen der Länder sollen gemeinsam agieren, zum Schutz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Kein einfaches Unterfangen, wenn es um das Thema Rundfunkfinanzierung geht. Dass diese Praxis nun überarbeitet wird, ist Ausdruck einer Krise – wenn nicht der Demokratie, dann doch zumindest der Rundfunkpolitik der Länder.
mehr »

Podcast: Radio Taiwan International

Radio Taiwan International (RTI) hält eines von wenigen deutschsprachigen Rundfunkangeboten der ostasiatischen Region bereit, ausfinanziert vom taiwanesischen Kulturministerium und mit einer Hörer*innenschaft in 144 Ländern. Warum RTI eine beachtenswerte und auch unabhängige  Informationsquelle darstellt, hat sich Danilo Höpfner vom M-Medienpodcast einmal genauer angehört.
mehr »