Keine Knebel von der Regierung

Während der Angriffe der USA auf Afghanistan richtete plötzlich die ganze Welt ihren Blick auf den Medienstandort Pakistan. Von hier aus berichteten nach dem 11. September 2001 Tausende Journalisten aus zahlreichen Ländern. Pakistan, im Kampf gegen den Terror an der Seite der USA, hat den Journalisten eine freie Berichterstattung ermöglicht. Lediglich Medienleute aus dem verfeindeten Nachbarland Indien erhielten keine Visa.

Genauso pluralistisch wie die Journalisten aus dem Ausland positionierten sich auch die pakistanischen Medien zu dem Konflikt. Zeitungen, die islamistischen Gruppierungen nahestehen, zeigten offen Sympathien für Osama bin Laden und seine El- Kaida, andere Blätter unterstützten die Anti-Terror-Koalition. Versuche, die Presse zu knebeln, gab es von Seiten der Regierung Musharraf nicht.

Dennoch geben einige Entwicklungen Anlass zur Sorge: So kritisierten pakistanische Journalistenverbände mehrere Gesetzesänderungen aus jüngster Zeit. Unter anderem ist beschlossen worden, die Strafen für den Tatbestand der „Verleumdung“ zu verschärfen. Das Gesetz sei so allgemein formuliert, dass seine Anwendung bei Bedarf willkürlich verschärft werden könne. Neu ist außerdem die Schaffung eines staatlich kontrollierten Presserats. Vage Gesetzestexte haben in den vergangenen Monaten auch mehrere Vorwürfe der „Blasphemie“ gegen einzelne Journalisten ermöglicht. Festnahmen und teilweise drastische Verurteilungen waren die Folge. Eine wichtige Rolle im Land spielen die englischsprachigen Medien. Zeitungen wie „The Dawn“, „Friday Times“, „The News“ oder „Daily Times“ haben nicht unbedingt große Auflagen die meistgelesene „The Dawn“ verkauft ca. 80.000 Exemplare am Tag. Doch sie finden erhebliche Beachtung im politischen und öffentlichen Leben. Auch Journalistenverbände und Mediengewerkschaften haben zunehmend an Bedeutung gewonnen.

hg

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »

Junger Journalismus: Lernen, vernetzen und schützen

Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu, online wie auf der Straße. Umso wichtiger, Pressefreiheit nicht nur als Prinzip zu verstehen, sondern sie im Alltag zu verteidigen. Mit diesem Anspruch lud die Jugendpresse Deutschland Anfang November rund 80 junge Medieninteressierte nach Dresden ein. Bei der „YouMeCon kompakt“ ging es um journalistisches Handwerk, Verantwortung und darum, wie man Menschen schützt, die berichten.
mehr »

Mexiko: Stipendium als Wendepunkt

Mit einem Stipendium kam die Journalistin Vania Pigeonutt vor drei Jahren nach Berlin. Kurz vor dem Burn-Out, als eine Art hyperventilierendes Nervenbündel, traf die Mexikanerin aus dem Bundesstaat Guerrero bei Reporter ohne Grenzen ein. Heute hilft sie Kolleg*innen aus anderen Ländern, aber auch aus Mexiko, beim Start in einen neuen Alltag.
mehr »