Norwegen: 1700 Journalisten im Streik

Seit gestern 13 Uhr befinden sich bei Norwegens öffentlich-rechtlichem Rundfunk NRK 1700 Mitglieder der norwegischen Journalistengewerkschaft Norsk Journalistlag (NJ) im Streik. Grund dafür ist der Abbruch der Tarifverhandlungen nach einem gescheiterten Schlichtungsversuch. „Das sind keine wirklichen Verhandlungen gewesen“, sagt der Vorsitzende der NJ beim NRK, Richard Aune. „Wir stellen fest, dass sich NRK durch die Vermittlung kein bisschen bewegt hat.“ Die Europäische Journalisten-Föderation EJF erklärte sich solidarisch.

Es war am Dienstagmorgen, als der NJ-Landesvorstand die endgültige Entscheidung getroffen hat, die Schlichtung mit dem Arbeitgeberverband Spekter abzubrechen und alle Mitglieder bei NRK zum Streik aufzurufen. Nach Angaben der Journalistengewerkschaft habe sich die Geschäftsführung des Rundfunksenders weder in den Verhandlungen noch während der Vermittlung nennenswert bewegt.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Die Gewerkschafter fordern in der Gehaltstarifrunde eine Verringerung des Lohngefälles zwischen den Beschäftigten des NRK und denen in anderen großen Medienhäusern, die finanzielle Gleichbehandlung aller Beschäftigten, ob festangestellt oder frei, sowie ausreichende Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote seitens des Senders.

So verdienten NRK-Beschäftigte laut NJ 12.000 Euro weniger im Jahr als ihre Kolleg_innen in anderen großen Medienhäusern. Der Sender spare zudem durch die Umstellung der betrieblichen Altersversorgung 15 Millionen Euro im Jahr, weshalb eine angemessene Lohnerhöhung für die Beschäftigten durchaus realisierbar sei, rechnet die Gewerkschaft in einer Mitteilung vor. Doch „es ist sehr wahrscheinlich, dass das Angebot von NRK das Lohngefälle vergrößern würde“, so Aune, „aber wir hatten ein klares Mandat in den diesjährigen Lohnverhandlungen: die Unterschiede verringern“.

Die EJF und die Broadcasting Expert Group (BREG) haben ihre Solidarität mit den Streikenden bei NRK erklärt. EJF-Präsident Mogens Blicher Bjerregård: „Wir unterstützen voll und ganz das Recht unserer Kolleg_innen, gleiche Bezahlung und gleiche Arbeit zu fordern.“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Warnstreik bei der Süddeutschen Zeitung

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde am 25. Juli 2024 hatten die Verhandler*innen des Zeitungsverlegerverbandes BDZV der dju in ver.di ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Gehalten haben sie das Versprechen nicht. Konkrete Zahlen zur Tariferhöhung blieb der BDZV schuldig. Stattdessen stellte er Gegenforderungen zum Nachteil der Zeitungsredakteur*innen. Heute streikten dagegen über 100 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung. In Nürnberg gab es eine Aktive Mittagspause vor dem Verlag Nürnberger Presse.
mehr »

Süddeutsche ohne Süddeutschland?

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) will sich aus der Regionalberichterstattung in den Landkreisen rund um München weitgehend zurückziehen. Am Mittwoch teilte die Chefredaktion der SZ zusammen mit der Ressortleitung den rund 60 Beschäftigten in einer außerordentlichen Konferenz mit, dass die Außenbüros in den Landkreisen aufgegeben werden und die Berichterstattung stark zurückgefahren wird. Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft ver.di.
mehr »

Breiter Protest für Rundfunkfinanzierung

Anlässlich der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten (MPK) in Leipzig fordert ver.di die Fortführung des Reformdiskurses über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote und über die Strukturen der Rundfunkanstalten. Die notwendige Debatte darf die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten jedoch nicht daran hindern, ihren vom Bundesverfassungsgericht zuletzt im Jahr 2021 klargestellten Auftrag auszuführen: Sie müssen im Konsens die verfassungsmäßige Rundfunkfinanzierung freigeben.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »