Online-Journalist bei Festnahme geschlagen

Aktion für Abdul Karim al-Khaiwani, Jemen

Die Polizisten trugen Zivilkleidung, als sie am 20. Juni die Wohnung des Journalisten Abdul Karim al-Khaiwani stürmten. Sie zerrten ihn aus dem Bett und griffen ihn tätlich an. Khaiwani erlitt mehrere Blutergüsse. Ohne ihm zu sagen, was ihm vorgeworfen wird, nahmen sie den Journalisten mit.

Logo Amnesty InternationalSeitdem befindet sich Abdul Karim al-Khaiwani ohne richterliche Überprüfung in der Hauptstadt Sana’a in Untersuchungshaft. Er darf seine Familie weder sehen noch anrufen und auch seinen Rechtsanwalt nicht kontaktieren. Obwohl er an einer Herzkrankheit leidet, erhält er keine medizinische Versorgung.
Früher war Abdul Karim al-Khaiwani Chefredakteur der jemenitischen Wochenzeitung „al-Shura“. Das Blatt ist inzwischen geschlossen worden, aber Khaiwani arbeitete bis zu seiner Festnahme für die weiterhin existierende Online-Ausgabe. Angeblich wird ihm zur Last gelegt, einen Geistlichen der zaiditischen Richtung des Islam zu unterstützen, der anti-amerikanische Demonstrationen angeführt hatte. Konkrete Anschuldigungen für eine von Khaiwani begangene Straftat sind bisher aber nicht bekannt geworden. In seinen Artikeln hat er allerdings schon mehrfach Festnahmen von Zaiditen durch jemenitische Sicherheitskräfte kritisiert. Sein Anwalt vermutet, dass er nur deshalb ins Visier der Behörden geraten ist. Schon vor drei Jahren war er aus demselben Grund verhaftet worden. Er musste fast ein Jahr im Gefängnis bleiben. Es ist damit zu rechnen, dass Khaiwani vor einem Sonderstrafgericht angeklagt wird. Die dortigen Prozesse entsprechen nicht den internationalen Standards für ein faires Verfahren.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den jemenitischen Präsidenten und fordern Sie genaue Informationen über die Vorwürfe, die gegen den Journalisten Abdul Karim al-Khaiwani erhoben werden. Dringen Sie darauf, dass er medizinisch versorgt wird und Kontakt zu Angehörigen und einem Anwalt aufnehmen kann. Schreiben Sie auf Arabisch, Englisch, Französisch oder Deutsch an:

His Excellency General ‘Ali Abdullah Saleh
President of the Republic of Yemen
Sana’a – JEMEN – Telefax: 00 967 – 1 – 274 147
Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Jemen
S. E. Herrn Yahya Ali Mohamed Al-Abiad
Budapester Straße 37 – 10787 Berlin
Telefax. (030) 89 73 05 62
E-Mail: konsulat@botschaft-jemen.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

RSF: Vertrauen Sie der freien Presse!

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wählt in diesem Jahr ein neues Staatsoberhaupt oder eine neue Regierung, Regional- oder Kommunalpolitiker. Gleichzeitig begeht die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen (RSF) ihr 30-jähriges Bestehen. Grund genug für die Kampagne „Erste Worte“. Unterschiedliche Menschen hören Auszüge aus den Antrittsreden ihrer Präsidenten: Wladimir Putin aus dem Jahr 2000, Nicolás Maduro aus dem Jahr 2013 und Recep Tayyip Erdogan 2014.
mehr »

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »