Solidarität mit den Beschäftigten von TRT

Mehr als 160 erfahrene Mitarbeiter*innen des türkischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks TRT wurden als „überschüssige Mitarbeiter“ eingestuft. Sie sollen an andere öffentliche Einrichtungen außerhalb des Rundfunksektors überstellt werden. Gleichzeitig sollen 280 Mitarbeiter der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zu TRT versetzt und als „Personal nach den Bestimmungen des Privatrechts“ beschäftigt werden, informierte UNI MEI und rief zur Solidarität auf.

„Wir sind besorgt darüber, dass diese Transfers erfahrene Arbeitnehmer beseitigen, die sich den Werten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verpflichtet fühlen, und sie durch Arbeitnehmer ersetzen, denen dann Verträge mit geringerer Arbeitsplatzsicherheit und geringeren Arbeitnehmerrechten angeboten werden“, erklären das Exekutivkomitee von UNI Europa und die türkische Gewerkschaft KESK HABER-SEN. Nach früheren Restrukturierungsprozessen, Entlassungen und Versetzungen, die seit Sommer 2016 stattgefunden hätten, sei diese Entscheidung ein weiterer Angriff auf engagierte und erfahrene Kollegen bei TRT, heißt es weiter. UNI Europa unterstreicht, „dass Qualität und unabhängige Information der Bürger die Grundlage demokratischer Gesellschaften sind. Starke öffentlich-rechtliche Medien sind eine Säule, um die Qualität und Unabhängigkeit von Informationen zu gewährleisten. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind Eigentum der Bürger, nicht der Regierungen oder politischer Parteien“. Die türkische Regierung wird aufgefordert, diese Werte zu respektieren, „ihren Kurs zu ändern und ihre Entscheidung, die Versetzung unserer Kollegen zu erzwingen, zurückzunehmen“. UNI Europa versichert die Kolleg*innen von TRT ihrer Solidarität.

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) und die Fachgruppe Medien in ver.di verurteilen die „invasiven Aktionen gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Türkei, insbesondere die Angriffe gegen die Beschäftigten von TRT“. „Als Vertreter der größten Gewerkschaft der Medienschaffenden setzen wir uns für ein starkes öffentlich-rechtliches Rundfunksystem ein, das der Öffentlichkeit qualitativ hochwertigen, unabhängigen Journalismus und unvoreingenommene Informationen bietet. Die Aufrechterhaltung dieser Qualität ist zweifellos untrennbar mit dem umfassenden Wissen und Engagement erfahrener Mitarbeiter verbunden.“ Sie seien ein „unschätzbares Kapital“. ver.di befürchtet, „dass die mögliche Versetzung von Mitarbeitern mit prekären Verträgen die Stabilität des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems untergräbt, was letztendlich seine demokratische Mission gefährdet“, heißt es in einem Schreiben an den Präsidenten der Türkei Recep Tayyip Erdogan.

ver.di steht solidarisch an der Seite der Kolleg*innen bei TRT und fordert die türkische Regierung auf, „ihren drastischen Eingriff in die Personalplanung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu überdenken. Die Gewährleistung der Arbeitsbedingungen bei TRT muss von größter Bedeutung sein, um eine unabhängige und qualitativ hochwertige Berichterstattung in den Medien der Türkei zu gewährleisten.“

Die türkische Gewerkschaft KESK HABER-SEN gehört ebenso wie ver.di zu UNI Global. Der Gewerkschaftsverbund ist das Sprachrohr von 20 Millionen Beschäftigten im Dienstleistungssektor in allen Teilen der Welt. Über ihre 900 Mitgliedsorganisationen vertritt UNI Erwerbstätige in 150 Ländern und setzt sich für die Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen ein.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fehlender Schutz für Journalistinnen

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen fordert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di von der Politik und Arbeitgebern endlich mehr Schutz für Frauen in den Medien. Die Zahlen von Gewalttaten an Frauen sind sowohl online als auch offline gestiegen. Der Lagebericht 2023 der Bundesregierung zu geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichteten Straftaten zeigt: Besonders hoch ist der Anstieg bei frauenfeindlichen Straftaten im Zusammenhang mit politisch motivierter Kriminalität - 322 Straftaten - 56,3 Prozent mehr als noch in 2022.
mehr »

Neues vom Deutschlandfunk

Auch beim Deutschlandfunk wird an einer Programmreform gearbeitet. Es gehe etwa darum, „vertiefte Information und Hintergrund“ weiter auszubauen sowie „Radio und digitale Produkte zusammen zu denken“, erklärte ein Sprecher des Deutschlandradios auf Nachfrage. Damit wolle man auch „auf veränderte Hörgewohnheiten“ reagieren.
mehr »

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »