Stand up for Journalism

Erfolgreicher Aktionstag gegen Gewalt und Zensur in ganz Europa

Europaweit fanden unter dem Motto: „Stand up for Journalism“ am 5. November Aktionen gegen Gewalt und Zensur statt. Dazu aufgerufen hatte die Europäische Journalisten Förderation (EJF). Wie viele andere Gewerkschaften und Organisationen in Europa hatte sich die Fachgruppe Medien und ihre Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di dem Aufruf angeschlossen.

Kolleginnen und Kollegen in deutschen Medienbetrieben standen fünf vor elf von ihren Arbeitsplätzen auf, um der Kolleginnen und Kollegen zu gedenken, die weltweit Repressalien und Verfolgung ausgesetzt sind. 85 Medienschaffende ließen 2006 bei der Ausübung ihres Berufes ihr Leben, 88 sind es bereits in diesem Jahr, mehr als 200 Medienmacher sitzen derzeit in Haft.
Im ZDF ließen 50 Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeit als Zeichen der Solidarität ruhen. „Wir sollten die Globalisierung und die globalisierten Kommunikationsnetze nutzen, um an der Seite unserer Kolleginnen und Kollegen zu stehen – überall dort, wo sie für das kämpfen, wovon wir leben: Von der Freiheit der Presse, von der Freiheit der Meinung, von der Freiheit der Information. Weil es uns – gerade im Vergleich zu Journalisten in anderen Ländern – so gut geht, tragen wir eine hohe Verantwortung und haben eine große Verpflichtung. Die Verpflichtung, unsere Unabhängigkeit selbstkritisch und selbstbewusst zu wahren“, sagte Chefredakteur Nikolaus Brender bei der Aktion im ZDF-Sendezentrum in Mainz. Im Foyer des Hörfunkgebäudes des Saarländischen Rundfunks hatte die ver.di-Betriebsgruppe mit einer Stellwand mit Informationen zum Aktionstag und den weltweiten Einschränkungen der Pressefreiheit auf den Solidaritätsgedanken aufmerksam gemacht. Wolfgang Wirtz-Nentwig (Redaktionsleiter Wirtschaft Fernsehen) forderte freie unabhängige Berichterstattung weltweit. SR-Kollegen untermalten die Aktion mit einigen selbstgespielten Musikstücken.
In ganz Großbritannien beteiligten sich hunderte Journalisten am „Stand up for Journalism“ Aktionstag. In London nahmen rund 200 BBC Journalisten, Kameraleute und Techniker an einer Kundgebung gegen 2.500 angedrohte Stellenstreichungen teil. In Manchester demonstrierten 100 Journalisten außerhalb der Konferenz der „Society of Editors“, einer der Arbeitgeberorganisationen im Zeitungsbereich, gegen Stellenstreichungen, lange Arbeitszeiten und fallende redaktionelle Standards, vor allem bei den Lokalzeitungen. Dass es auch anders geht, bewiesen Journalisten in Coventry. Sie drohten mit Streiks, falls bei der dortigen Lokalzeitung keine neuen Arbeitsplätze geschaffen würden. Der Arbeitgeber lenkte ein und schuf fünf neue redaktionelle Posten.
In vielen Ländern fanden Demonstrationen statt wie in Litauen und in Frankreich oder Diskussionsrunden mit Medien- und Gewerkschaftsvertretern wie in Kroatien, Finnland und Irland. In Griechenland war ebenfalls zu einer Arbeitsniederlegung für fünf Gedenkminuten aufgerufen worden.

 wen / bun
nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Urheberrecht: ChatGPT-Urteil ist Anfang

Ein Präzedenzfall ist das Urteil im Rechtsstreit zwischen der Verwertungsgesellschaft Gema und dem KI-Unternehmen OpenAI vom 11. November 2025 sicherlich. Aber abgesehen von einem zu erwartenden längeren Instanzenweg stellt sich auch die Frage, wie sich die gesamte Kreativwirtschaft gegen die ungefragt Nutzung von geistigem Eigentum wehren kann.
mehr »

Italien: Protest gegen Entlassung von EU-Korrespondent

Der italienische Journalist Gabriele Nunziati, Brüsseler Korrespondent der Nachrichtenagentur Agenzia Nova, hatte der Sprecherin der Europäischen Kommission, Paula Pinho, eine Frage zur Verantwortung Israels für den Wiederaufbau des Gazastreifens gestellt. Daraufhin beendete seine Agentur das Arbeitsverhältnis mit ihm.
mehr »

Ver.di fordert Big-Tech-Regulierung

Durch die problematische Verquickung von politischer, medialer und ökonomischer Macht sind die dominierenden Online-Plattformen längst nicht mehr neutrale Mittler diverser Inhalte, sondern werden selbst zum kuratierenden Medium. Der Raum für Machtmissbrauch in Form politischer Einflussnahme oder Desinformation ist immens. Um die Resilienz unserer Demokratie vor einer autoritären Übernahme zu stärken, besteht akuter Handlungsbedarf.
mehr »

Nachrichtenkonsum fördert die Demokratie

Immer mehr Menschen konsumieren selten oder gar keine Nachrichten oder nehmen diese nur noch indirekt über soziale Medien wahr. Eine Schweizer Studie kommt nun zu dem Schluss, dass die Nachrichtennutzung direkt mit dem Wissen über aktuelle Geschehnisse zusammenhängt. Jene, die selten oder kaum journalistische Medien konsumieren, wissen deutlich weniger über politische und gesellschaftliche Themen. Das wirkt sich demokratische Prozesse aus.
mehr »