Der deutsche Staatsbürger und bekannte türkische Schriftsteller Dogan Akhanli ist Mitte August in der Türkei unter dem Vorwurf festgenommen worden, 1989 an einem Banküberfall mit einem Toten in Istanbul beteiligt gewesen zu sein, was der Autor immer bestritten hat. Akhanli ging nach dem Militärputsch von 1980 in den Untergrund und war von 1985 bis 1987 politischer Gefangener im Militärgefängnis von Istanbul. 1991 konnte er nach Deutschland fliehen, wurde von der Türkei ausgebürgert und ist heute deutscher Staatsbürger. Akhanli, der 2009 den Literaturpreis der Zeitschrift „Hürriyet“ erhielt und sich intensiv für die Aufklärung des Mords an Hrant Dink einsetzte, war zum ersten Mal seit seiner Flucht in die Türkei gereist um seinen kranken Vater zu besuchen. Schon am Flughafen Istanbul wurde er verhaftet. Obwohl die damaligen Zeugen, die frühere Anschuldigungen offenbar unter Folter gemacht hatten, jetzt erklärten, Akhanli nicht als Täter identifizieren zu können, lehnte der Haftrichter schon zweimal eine Haftbeschwerde ab. Albrecht Kieser, ein Freund des in Köln lebenden Schriftstellers, will zusammen mit dem Verein Recherche International und dem deutschen Konsulat, das zunächst trotz Bitten nicht informiert wurde, die Freilassung des Autors beim zuständigen Oberstaatsanwalt erreichen. Zu M-Redaktionsschluss erklärte Kieser, dass es sich in den kommenden zwei Wochen entscheiden werde, ob das Verfahren gegen Dogan Akhanli bei dieser zweifelhaften Beweislage eröffnet wird.