Zeitungsredakteur ohne Anklage inhaftiert

Aktion für Michael Rial Christopher, Südsudan

Die Haftzentrale des südsudanesischen Geheimdienstes NSS in der Hauptstadt Juba ist berüchtigt. Amnesty International hat dort schon viele Fälle von Folter und Misshandlung dokumentiert. Genau an diesem Ort, dem sogenannten Blue House, wird seit Mitte Juli der Journalist Michael Rial Christopher gefangen gehalten. Was genau dem 40-Jährigen vorgeworfen wird, wurde ihm bisher nicht mitgeteilt.

Am 15. Juli wollte der Journalist Michael Rial Christopher nach Kenia fliegen. Doch Mitarbeiter des NSS zerrten ihn kurz vor dem Abheben aus dem Flugzeug. Seitdem sitzt Michael Rial Christopher in Juba hinter Gittern. Er hat keinen Zugang zu einem Rechtsanwalt und weiß nicht, ob eine und wenn ja, welche Anklage ihn erwartet. Amnesty International befürchtet, dass er in der Haftzentrale des NSS gefoltert werden könnte.

Michael Rial Christopher ist Chefredakteur der Tageszeitung „Al-Watan“, eines Blattes, das im März 2019 auf Anordnung der Behörden geschlossen wurde. Angeblich habe für die Produktion der Zeitung die Genehmigung gefehlt. Diese Begründung wurde von Michael Rial Christopher als an den Haaren herbeigezogen zurückgewiesen.

Die Repressionen sind vielmehr vermutlich auf im Januar 2019 in der Zeitung veröffentlichte Artikel zurückzuführen. Damals hatte Michael Rial Christopher in einem Leitartikel für „Al-Watan“ die regierungskritischen Proteste im Nachbarland Sudan ausdrücklich begrüßt. Daraufhin wurde er von der südsudanesischen Medienbehörde und auch von der NSS davor gewarnt, weiter über die sudanesische Demokratiebewegung zu berichten. Michael Rial Christopher erhielt Morddrohungen und verließ vorübergehend das Land. Einige Wochen später kehrte er zurück, konnte aber die Schließung seines Blattes nicht mehr verhindern.

Das politische Klima im Südsudan ist seit Jahren repressiv. Einschüchterungen, Schikanen und Inhaftierungen von Bürgerrechtler*innen und Journalist*innen erzeugen ein Klima der Angst und der Selbstzensur.

Was können Sie tun?

Schreiben sie an den südsudanesischen Präsidenten und fordern Sie die Freilassung des Journalisten Michael Rial Christopher, sofern keine nachvollziehbare Anklage gegen ihn vorliegen sollte. Appellieren Sie auch an ihn, die Wahrung der Pressefreiheit im Südsudan sicherzustellen. Schreiben Sie auf Englisch, Arabisch oder Deutsch an:

PRÄSIDENT DER REPUBLIK SÜDSUDAN
Salva Kiir Mayardit
Office of the President
Presidential Palace
Juba
Südsudan

Twitter: @RepSouthSudan und @PresSalva

Senden Sie eine Kopie an:

Botschaft der Republik Südsudan
I. E. Frau Beatrice Khamisa Wani Noah
Leipziger Platz 8
10117 Berlin

Fax: (030) 206 445 919
E-Mail: info@embassy-southsudan.de

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Warnstreik bei der Süddeutschen Zeitung

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde am 25. Juli 2024 hatten die Verhandler*innen des Zeitungsverlegerverbandes BDZV der dju in ver.di ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Gehalten haben sie das Versprechen nicht. Konkrete Zahlen zur Tariferhöhung blieb der BDZV schuldig. Stattdessen stellte er Gegenforderungen zum Nachteil der Zeitungsredakteur*innen. Heute streikten dagegen über 100 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung. In Nürnberg gab es eine Aktive Mittagspause vor dem Verlag Nürnberger Presse.
mehr »

Süddeutsche ohne Süddeutschland?

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) will sich aus der Regionalberichterstattung in den Landkreisen rund um München weitgehend zurückziehen. Am Mittwoch teilte die Chefredaktion der SZ zusammen mit der Ressortleitung den rund 60 Beschäftigten in einer außerordentlichen Konferenz mit, dass die Außenbüros in den Landkreisen aufgegeben werden und die Berichterstattung stark zurückgefahren wird. Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft ver.di.
mehr »

Breiter Protest für Rundfunkfinanzierung

Anlässlich der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten (MPK) in Leipzig fordert ver.di die Fortführung des Reformdiskurses über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote und über die Strukturen der Rundfunkanstalten. Die notwendige Debatte darf die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten jedoch nicht daran hindern, ihren vom Bundesverfassungsgericht zuletzt im Jahr 2021 klargestellten Auftrag auszuführen: Sie müssen im Konsens die verfassungsmäßige Rundfunkfinanzierung freigeben.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »