Zum Tode verurteilt

Der afghanische Journalist Sayed Perwiz Kambachsch wartet weiter auf die Berufungsverhandlung gegen sein Todesurteil. Schon mehrfach hat das zuständige Berufungsgericht in Kabul das Verfahren verschoben – zuletzt am 1. Juni. Begründung: Der Gesundheitszustand von Kambachsch lasse keine Verhandlung zu. Nun soll ein Gutachten die Vorwürfe seines Anwalts überprüfen. Der hatte vorgetragen, sein Mandant sei gefoltert worden, um ein Geständnis zu erzwingen.
Ohnehin wirft der Fall kein gutes Licht auf die afghanische Justiz. Bei der Verhandlung in Mazar-i-Scharif, bei der das Todesurteil gegen Kambachsch verhängt wurde, hatte dieser keinen Rechtsbeistand. Auch sein „Vergehen“ wirkt reichlich konstruiert: Der 23-Jährige wurde wegen Blasphemie verurteilt. Sein angeblich anti-islamisches Verhalten wurde unter anderem dadurch „bewiesen“, dass er in einem Artikel kritisch die Rolle der Frau im Islam beleuchtet hatte.
Mittlerweile haben bereits eine Million Menschen einen Aufruf der britischen Zeitung The Independent unterzeichnet, in dem die Freilassung von Kambachsch gefordert wird. Er ist seit sieben Monaten inhaftiert und sein Gesundheitszustand ist besorgniserregend. „Jeder Tag, an dem Kambachsch nicht freigelassen wird, diskreditiert das afghanische Rechtssystem“, meint Bob Dietz, Asien-Experte des „Komitees zum Schutz von Journalisten“ (CPJ).

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