Produzent Peter Hartwig erhielt zum zweiten Mal den „Hoffnungsschimmer“
Seit 2011 verleiht die Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände den „Hoffnungsschimmer“. Ausgezeichnet werden Produzenten und Produktionsleiter, die dafür gesorgt haben, dass ein fiktionaler Kino- oder Fernsehfilm, ein Mehrteiler oder eine Serie unter möglichst fairen Arbeitsbedingungen zustande gekommen sind. Stimmberechtigt sind alle Filmschaffenden, soweit sie beim Netzwerk crew united registriert sind. Diesjähriger Preisträger ist Peter Hartwig für sein Sozialdrama „Der Fall Bruckner“ (BR). Die Ehre widerfährt dem Produzenten bereits zum zweiten Mal: Er war 2011 mit „Goethe!“ der erste Preisträger dieser undotierten Auszeichnung.
Weshalb ist Ihnen ein gutes Arbeitsklima so wichtig?
PETER HARTWIG | Ganz einfach: Arbeitszeit ist Lebenszeit. Auch meine. Wenn man die Menschen, die man engagiert, nicht nur als Angestellte, sondern als Verbündete betrachtet, versteht es von sich selbst, dass man ihnen bestmögliche Bedingungen bieten will. Deshalb nehme ich mir auch nur Projekte vor, die von der Größe her richtig sind. Außerdem versuche ich, Geschichten zu realisieren, die mir auf der Seele brennen; mit Menschen, die ich mag, und mit Kollegen, die ich sehr schätze.
Warum handeln nicht alle Filmproduzenten nach dieser Maxime?
Ich kann nur für mich selbst sprechen. Wenn die Mitarbeiter merken, dass sie nicht nur gut bezahlt, sondern auch in ihrer Verantwortung ernst genommen werden, dann gewinnt der Produzent automatisch an Respekt. Man kann das mit der Struktur einer Fußballmannschaft vergleichen: Es mag den einen oder anderen Star geben, aber ohne funktionierende Verteidigung stünde der Stürmer auf verlorenem Posten. Natürlich gibt es beim Film unterschiedliche Verantwortlichkeiten. Der Regisseur ist künstlerisch verantwortlich, ich bin es meist als Produktionsleiter ökonomisch; aber während des Drehens ist der Produktionsfahrer genauso wichtig.
Was ist die größte Herausforderung für einen Produktionsleiter?
Er muss die Fähigkeit besitzen, ein Team und ein Projekt zu leiten und steuern zu können. Man muss ständig Fragen beantworten, Krisen meistern und Verständnis für die zum Teil extremen Charaktere haben. Ein bisschen eigene Verrücktheit schadet sicher auch nicht. Dass der Produktionsleiter die technologischen Feinheiten beherrscht, sollte selbstverständlich sein.
Es wird häufig beklagt, an Filmsets könne nur noch Mangelverwaltung betrieben werden, was sagen Sie dazu?
Ich würde im Rahmen einer Produktion erst mal nach Alternativen suchen. Sind die etablierten Strukturen im Team oder in der Technologie immer nötig? Gibt es innovative und kreative Lösungen, die weniger technischem Aufwand und weniger Personal benötigen? Mit Andreas Dresen haben wir einige Male in sehr kleinem Team gearbeitet und viel improvisiert. Das geht natürlich nicht bei jedem Projekt. Aber es gibt Geschichten, die mit Handkamera und weniger Licht umgesetzt werden können, was oft zu überraschenden und interessanten Ergebnissen führt.
Gespräch: Tilmann P. Gangloff