Die Rekruten – Werbung um Nachwuchs per Serie im Web

Der Bundeswehr gehen die Kämpfer aus. Zwecks Rekrutierung von Nachwuchs hat sie daher soeben auf YouTube eine Webserie gestartet. Titel: „Die Rekruten“. Inhalt: der „Alltag des Grundausbildung“ in täglichen Kurzvideos. Kostenpunkt für 90 Folgen: 1,7 Millionen Euro plus 6,2 Millionen Euro für eine aufwändige Werbekampagne. Ein erklärtes Ziel dieser Kampagne: Man wolle „mit den alten Klischees über die Bundeswehr aufräumen“. Kosten und Machart der Daily Soap werfen eine Reihe von Fragen auf.

Geht es nach dem jüngsten Weißbuch aus dem Hause von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, so dürfte die Bundeswehr künftig noch häufiger fernab der Heimat intervenieren: natürlich zur Verteidigung von Freiheit und westlichen Werten. So lautet zumindest die offizielle Begründung. Es gibt da aber ein Problem: Seit der Abschaffung der Wehrpflicht hapert es beim Personal. Um mehr junge Deutsche für den Dienst an der Waffe zu gewinnen, jetzt also eine Doku-Soap in leicht verdaulichen Fünf-Minuten-Portionen.

Nach Auskunft von Bundeswehr-Sprecher Dirk Feldhaus ist der Dreh komplett improvisiert. Es gebe kein Skript. Das Skript seien die Rekruten selbst, wie sie ihre Grundausbildung erleben. Inszeniert ist die Serie im Stil der gängigen YouTube-Ästhetik: Wackelkamera, schnelle Schnitte, rhythmische Musik. Rau ist der Umgangston, aber die jungen Rekruten machen gute Miene zum harten Drill. Zoffte sich noch vor gar nicht so langer Zeit der aufmüpfige, bundunwillige Nachwuchs mit den Eltern über Sinn und Unsinn deutscher Wehrertüchtigung, so herrscht bei „Die Rekruten“ familiär eitel Sonnenschein. „War`ne schöne Entscheidung von dir, dass du bei der Bundeswehr `n ordentlichen Beruf lernst.“ Ergrauten Altachtundsechzigern dürfte sich bei solchem väterlichen Lob für das wehrwillige Töchterchen das schüttere Haupthaar sträuben. Was passiert? Da geht es um Mülleimer leeren, „Böcke“ (= Betten) bauen, Kleiderbügel zählen, in Reih und Glied stehen – der übliche stumpfsinnige Drill. Die Armee als Abenteuerspielplatz, wie einige Kritiker geargwöhnt haben? Weit gefehlt, der Stumpfsinn rigoroser Ordnungsrituale im Rekrutenalltag teilt sich durchaus mit.

Anspruch sei es, die Grundausbildung so zu zeigen, wie sie wirklich ist, „mit allen Vor- und Nachteilen, mit allen Höhen und Tiefen“ beteuert die Bundeswehr. Alle Höhen und Tiefen? Die Gefahren eines Kampfeinsatzes, Tod und Töten – bislang Fehlanzeige. Das Aussparen von Risiken des Soldaten-Daseins bemängeln vor allem Kritiker aus den Reihen von Linken und Grünen. „Werbefilmchen fürs Sterben im Ausland“ brauche niemand, mäkelt etwa Peter Ritter von den Linken. Andererseits: Ein Afghanistan-Heimkehrer mit posttraumatischem Belastungssyndrom wäre ja wohl auch ziemlich deplatziert in einer Serie, die doch der Armee frischen Zulauf bescheren soll.

Doch dafür verströmt die Serie zu viel unfreiwillige Komik. Erste Parodien der Serie, etwa vom „Titanic-Magazin“ kursieren daher auch schon im Netz. Fazit nach den ersten Folgen: Zieht man die Special Effects und die schmissige Musik ab, hält sich der Propagandaeffekt der Clips doch sehr in Grenzen. Aber Masochisten und verbissene Selbstoptimierer könnten durchaus daran Gefallen finden.

 

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