Eine Lobby fürs gedruckte Wort

Nationale Initiative Printmedien ins Leben gerufen

Zu seiner Zeit als Staatssekretär im Forschungsministerium hat sich Bernd Neumann dafür stark gemacht, „Schulen ans Netz“ zu bringen. Heute ist er Kulturstaatsminister – und entdeckt sein Herz fürs gedruckte Wort.

Weil Zeitungen und Zeitschriften „Leitmedien der Demokratie“ seien, gebe das stetig nachlassende Interesse der Jugendlichen an gedruckter Presse Anlass zu Besorgnis. Im April hat Neumann deshalb die „Nationale Initiative Printmedien“ ins Leben gerufen, die diesem Trend entgegenwirken soll. Hinter dem pompösen Namen verbergen sich vor allem eine Imagekampagne und der Versuch, bereits bestehende Förderprojekte stärker zu vernetzen.
Denn das Problem, dass den Zeitungen die jungen Leser wegbrechen, ist nicht neu. Die Zahlen sind für die Branche seit Jahren alarmierend, jüngere Studien beziffern die Zahl jugendlicher Nichtleser inzwischen auf fast die Hälfte. Das Internet, so befürchten manche Zeitungsmacher, könnte dem gedruckten Wort irgendwann fast gänzlich den Garaus machen – die Zeitung sei längst eine „weltweit bedrohte Spezies“, unkte Thomas Schmid, Chefredakteur der Welt, bei der Auftaktveranstaltung der Initiative in Berlin.
Seit mindestens zwei Jahrzehnten arbeiten Verlage deshalb bereits an Gegenkonzepten wie „Zeitung in der Schule“. Zahlreiche Einzelinitiativen sollen nun in ein „Netzwerk“ eingebunden werden, in dem die Beteiligten Erfahrungen austauschen und mit Wissenschaftlern in Dialog treten können. Dafür hat Neumann nahezu sämtliche Organisationen mit ins Boot geholt, die als Lobbyisten in Sachen Printmedien in Frage kommen – von den Verlegerverbänden über die Bundeszentrale für Politische Bildung, die Stiftung Lesen oder den Deutschen Presserat bis hin zur dju.
Große öffentliche Wirkung erhofft sich der Kulturstaatsminister vor allem durch einen jährlichen bundesweiten Schülerwettbewerb. Das diesjährige Motto – „Mein Land Deutschland – 60 Jahre Bundesrepublik“ – klingt zwar nicht gerade, als sei es direkt dem jugendlichen Alltag entsprungen. Der Preis aber, eine zweitägige Klassenfahrt nach Berlin, wird wohl für ausreichend Beteiligung sorgen. Und den Jugendlichen, wenn es gut läuft, ein Stück Medienkompetenz vermitteln, damit sie – wie es der Staatsminister optimistisch formuliert – „lernen, zwischen den Zeilen zu lesen“.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Unabhängige Medien in Gefahr

Beim ver.di-Medientag Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen diskutierten am 20. April rund 50 Teilnehmende im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig die aktuelle Entwicklungen in der Medienlandschaft, die Diversität in den Medien und Angriffe auf Medienschaffende. Das alles auch vor dem Hintergrund, dass bei den kommenden Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg die AfD laut Umfragen stark profitiert. 
mehr »

ARD-Krimis werden barrierefrei

Untertitelung, Audiodeskription, Gebärdensprache – das sind die so genannten barrierefreien Angebote, die gehörlosen oder extrem schwerhörige Fernsehzuschauer*innen gemacht werden. Die ARD sendet fast alle neu produzierten Folgen ihrer Krimireihen „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ auch mit Gebärdensprache. Beide Reihen seien „die ersten und aktuell die einzigen regelmäßigen fiktionalen Angebote mit Gebärdensprache in der deutschen Fernsehlandschaft“, erklärte die ARD.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »